Lasse dich von Krankheit nicht entmutigen

17. Juli 1916

Liebe Tochter,

möge deine Liebe und dein Vertrauen zum Meister jeden Tag wachsen, und mögest du deine Ergebenheit mit ehrlichem Glauben und aufrichtigem Eifer leben. Dein Brief, voll der Liebe und des Glaubens, brachte mir viel Freude.

Lasse dich von Krankheit nicht entmutigen – Unannehmlichkeiten sind die Zeichen von Meisters Gnade und das Ergebnis unserer eigenen vergangenen Taten. Es ist die Pflicht eines Wahren Suchers nach der Wahrheit, so etwas gelassen und dankbar zu ertragen – als ein Wink Seiner speziellen Gnade – und unter diesen Umständen so weit wie möglich ergeben zu bleiben. Ein Wahrer Sucher kümmert sich nicht um das Auf und Ab der Materie oder Maya, und er ist auch nicht verunsichert, wenn es ihm nicht so gut geht.

Schmerz oder Freude, Ehre oder Schande, Not oder Reichtum wirken auf die Haltung seines Gemüts nicht ein. Er betet nicht darum, dass widrige Umstände beseitigt werden sollten, sondern sein Herz ist stets mit Liebe und Dankbarkeit erfüllt. Guru Nanak sagt dazu:

Wenn Du mir Hunger schickst, bin ich erfüllt mit Deinem Namen. Wenn Du mir Not schickst, werde ich mich ihrer als Vergnügen erfreuen. Wenn Du mir Glück schickst, werde ich versuchen, Dich zu besänftigen. In Sorgen werde ich Dich preisen.

Obwohl das nur für den Gemütszustand eines vollkommenen Schülers gilt, solltest du dennoch dein Bestes geben, es zu erlangen. Und ich bin froh, dass du daran arbeitest. Manche Leute, die das Prinzip des Satsangs nicht erkennen und es lieben, den äußeren Schein zu wahren, beklagen sich, dass sie weder Spirituelle Visionen gehabt, noch irgendeine Spirituelle Kraft erlangt hätten, obwohl seit ihrer Initiation schon viel Zeit vergangen ist. Ihre Beschwerde ist ungerecht, denn wie können sie erwarten einen erhabenen Zustand zu erlangen, der das Ergebnis langer und beständiger Arbeit ist, wenn sie nicht meditieren und weder ihr Gemüt und ihre Sinne kontrollieren, noch die Gebote des Meisters halten. Das Gemüt ist der mächtigste, klügste und listigste Feind. Um die Seele aus der Knechtschaft zu befreien, ist es nötig, die Verhaftung an die verlockenden, materiellen Dinge zu lösen, an das, was uns nicht gehört und aus Materie oder Maya entstanden ist.

Zum Beispiel ist dieser unser physischer Körper aus den Tattwas (Elementen) erschaffen. Warum sollten wir dann Tag und Nacht damit beschäftigt sein, ihn zu schmücken und zu mästen, und den Geist und den Tonstrom dabei vernachlässigen? Der Grund, dass sich unser Gemüt seit zahlreichen Inkarnationen daran gewöhnt hat, und selbst jetzt, da uns der Meister in Seiner Gnade das Geheimnis des Heiligen Wortes und die Praxis des Tonstroms enthüllt hat, will das Gemüt die weltlichen Genüsse nicht aufgeben und sich nach Innen wenden. Sei deshalb vor seinen Täuschungen auf der Hut und höre nicht auf sein Diktat, sondern versuche immer, das Gemüt dem Meister zu übergeben. Je mehr du darauf achtest, desto mehr Inneren Fortschritt wirst du erzielen. Danke Gott, dass dir diese unschätzbare Segen gewährt worden ist, während du in einem so materialistischen Land wie Amerika lebst. Der Meister gibt immer auf dich Acht. Tue deine Arbeit, ohne dass du dich persönlich daran bindest, erledige sie einfach für den Meister. Sei weiterhin demütig und bescheiden, dann wirst du bald Seine Gnade spüren, und die verborgenen Mysterien der Schöpfung werden sich dir von selbst nach und nach enthüllen.

Es ist des Meisters Gnade, dass Er dir die Mittel an die Hand gegeben hat, Seiner Herde eine neue Seele hinzuzufügen. Du hast in deinem Brief erwähnt, dass Mrs. … aus gewissen Gründen die Meditationshaltung nicht einnehmen kann und dass du ihr geraten hast, eine andere geeignete Körperhaltung einzunehmen. Das geht in Ordnung, wenn sie diese Haltung nicht immer einnehmen wird. In den Lehren der Heiligen wird für die Spirituellen Übungen nur deshalb eine sitzende Haltung bevorzugt, weil die nach unten und außen gerichteten Sinnesströme so verhältnismäßig leicht zum Augenbrennpunkt hin gelenkt werden können. Wenn sie weder diese Haltung einnehmen kann, noch den Bargan verwenden kann, macht das nichts. Wenn sie die Haltung, die du ihr vorgeschlagen hast, bequem findet, kann sie auch in dieser Haltung weitermachen. Der eigentliche Sinn und Zweck ist, die Namen zu wiederholen, zu kontemplieren und auf den Inneren Ton zu hören. Wenn die Haltung nicht ganz die vorgeschlagene ist, dann kann man das durch Vertrauen und Liebe an den Meister wieder wettmachen. Bitte versuche, ihr gelegentlich durch Briefe beizustehen.

Mit besten Wünschen für dich selbst und den Doktor.

Mit herzlichen Grüßen

Sawan Singh