Einführung

Was ist das Jap Ji? Das Jap Ji ist die schönste Hymne Guru Nanaks, die als Prolog zum Guru Granth Sahib erscheint, dem umfangreichen biblischen Schatz der Sikhs, welcher 1400 Seiten umfasst. Das Jap Ji legt die fundamentalen Prinzipien der Lehren Guru Nanaks dar und erklärt die Mittel und Wege, durch die man Einssein mit dem Einen Wesen, dem Schöpfer von allem, erlangt.

Der Titel Jap Ji, wie allgemein bekannt, ist im Original nur ein Wort, nämlich Jap, was Meditation über ein bestimmtes Objekt bedeutet, und zwar in einem Ausmaß, dass man seine individuelle Bewusstheit verliert und sich mit dem Gegenstand der Meditation vereint. Bei diesem Japa verwandelt sich der Meditierende in das Objekt und verliert jeden Sinn für seine eigene, getrennte Existenz. Hier vermittelt das Wort die Vorstellung einer tiefen Konzentration oder Innerlichen Wiederholung des Wortes, und dies so weit, dass jegliche Färbung des Ego im Menschen ausgelöscht und die Gottheit, Gott, Der bereits in ihm ist, in Ihrem vollen Glanz hereingelassen wird – wobei das Spirituelle Leben den Platz der physischen Existenz einnimmt. 

Das bedeutet ein neues Leben – ein Leben, das durch Meditation über das Wort erlangt wird, was uns in enge Verbindung mit der Ewig Seienden Quelle des Lebens bringt. Somit birgt dieser Titel die Lösung des Mysteriums des Lebens selbst. Er ist wirklich lebensspendend – Wahres Leben gebend – durch den Kontakt mit dem Göttlichen Wort im Innern.

Der allein lebt, o Nanak, der mit Ihm im Einklang ist; alle anderen sind tot.

Guru Nanak, Majh War M1

Wenn du also nach einem Leben Verlangen trägst, das wert ist, gelebt zu werden, dann verbinde dich mit dem Göttlichen Wort, das bereits in dir ist. 

Ohne die Verwirklichung Gottes im Innern ist der Körper nur ein Blasebalg, der ohne Sinn und Zweck ein- und ausatmet. In Gemeinschaft mit Ihm zu leben ist das Hauptziel, das der Große Meister kundtut. Das Jap Ji beginnt mit den Grundprinzipien des Lebens und schließt, indem es die Substanz Seiner Lehren vermittelt: die Gleichheit der Menschen in der Sicht Gottes, da alle mit gleichen Vorrechten ausgestattet sind, ihre Annäherung und Absonderung als Folge ihrer jeweiligen Handlungen, ihre endliche Befreiung durch die Verbindung mit dem Göttlichen Wort, der ewigen Musik, und die Kompetenz der Meisterseele andere zu erheben, damit sie den ewig-aktiven Willen finden, der die Welt durchdringt. Es befasst sich mit den Ansichten verschiedener Geistesrichtungen, und durch Fragen und Gegenfragen sucht es die eine Wirklichkeit, die hinter der ganzen Schöpfung am Werk ist, zu bestätigen.

Guru Nanak beginnt, indem Er (in den Strophen 1, 2 und 3 des Textes) den Grundsatz niederlegt, dass wir Seinen Willen zu dem unseren machen müssen, um Einssein mit Ihm zu erlangen. Die Verbindung mit Seinem Heiligen Naam – dem Göttlichen Wort, das eine Emanation1 des Einen Wesens ist – offenbart uns Seinen Willen.

Das Heilige Naam ist die Ewige Göttliche Musik, die durch die ganze Schöpfung hindurch erklingt.

Das Einzige, was dabei hilft, diese Verbindung zu Stande zu bringen, ist Simran, das beständige Denken an Gott. Zusammen mit den Anfangsschritten, welche den Erfolg sichern, um das Ziel zu erreichen – die Befähigungen, die es dem Strebenden möglich machen, den Pfad der Wahrheit zu beschreiten –, und mit den verschiedenen Spirituellen Ebenen, welche die Seele zu überqueren hat, bevor sie Einssein mit dem Herrn erlangt, bildet dies das Hauptthema der achtunddreißig Strophen des Textes vom Jap Ji.

Das Jap Ji ist ein Kompendium der Lehren des Meisters. Der Guru Granth Sahib, der größte Schatz der Sikh-Literatur, ist in gewissem Sinne eine ausführliche Darlegung dieser einleitenden Worte. Wir wollen jedes Thema, mit dem Sich der Meister befasst, der Reihe nach aufnehmen und zu erklären suchen, wie Er das Rätsel des Lebens gelöst hat, das so viele schon verwirrte. 

So lasst uns die Geduld aufbringen, alles sorgfältig zu studieren, denn dann können wir sehen, zu welchen Spirituellen Höhen der Meister jeden von uns ruft.

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Erläuterung: 1) Das Hervorgehen aller Dinge aus dem Unveränderlichen, Vollkommenen, Göttlichen Einen.