Hymne von Guru Nanak

Nanak entwirft im folgenden Jap Ji Text, in hoher lyrischer Sprache ein Bild von Gott, Der von Seiner Wohnstatt aus über Seinen vielen Schöpfungen wacht, die sich vor Ihm in Ehrfurcht neigen.

Wie wunderbar ist Deine Pforte, wie wunderbar Deine Wohnstatt, von der aus Du über Deine große Schöpfung wachst. Zahllos sind die Instrumente und Harmonien, die darin erklingen; zahllos die Takte und zahllos die Sänger, die Deine Herrlichkeit preisen. Die Elemente – Wind, Wasser und Feuer – singen von Dir, und von Dir singen der König des Todes und die Ihm berichtenden Engel1. Dir singen die Götter und Göttinnen, denen Du ihre Schönheit gabst. Dir singen Shiva, Brahma und auch Indra von Seinem Thron. Dir singen die Siddhas in ihren Meditationen und Sadhs in ihrer Betrachtung; Dir singen die Asketen, die Rechtschaffenen, die Zufriedenen und die Heldenmütigen nicht minder. Dir singen die gelehrten Pandits  und die Rishis zu aller Zeit und rezitieren aus den heiligen Veden. Dir singen die herzbestrickenden Nymphen des Himmels, der Erde und der niederen Reiche. Dir singen Deine Edelsten (die Heiligen) und dazu die achtundsechzig Pilgerorte. Dir singen die mächtigen Krieger, die tapferen Helden und alle lebenden Geschöpfe2. Dir singen die irdischen Regionen, die Himmel und die Universen, erschaffen und erhalten durch Dich. Auch jene, die Dir wohlgefallen, singen Dir zum Ruhme und sind gesättigt in der Liebe und Hingabe zu Dir. Und es sind Unzählige mehr, die Dir lobsingen, derer man sich nicht einmal besinnen kann; alle liegen jenseits von Nanaks Gesichtskreis. Er ist und bleibt allein der Ewig Seiende Herr. Er ist die Wahrheit, und wahr ist Sein Heiliges Naam. Er ist und wird in alle Ewigkeit sein. Er, Der alle Schöpfungen gebar, wird niemals vergehen, wenn auch die Welten schwinden. Er, Der die Natur mit all ihren Farben und Formen schuf, schaut auf Sein Werk, wie es Seiner Grösse ziemt. Er ist der Höchste Meister und tut, was Ihm gefällt. Er ist der König der Könige, der Allmächtige Herr – und uns, o Nanak, bleibt nur, in Seinem Willen zu beharren.

Jap Ji, Strophe 27

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Erläuterung: 1) Dharam Raj: Hüter des Gesetzes, der das Urteil spricht, wenn die Seelen den Körper verlassen haben, und dies ihren Taten gemäß, die von Chitr und Gupt, den beiden berichtenden Engeln, niedergeschrieben sind. 2) Khanis: Hier bezieht Sich Nanak auf die vier Khanis oder Kategorien der lebenden Geschöpfe hinsichtlich der Art ihrer Geburt, z.B. Andaj, solche, die aus Eiern geboren sind, wie Vögel, Schlangen, Fische usw.; Jeraj, solche, die aus dem Foetus, der Leibesfrucht, geboren sind, wie Menschen und Tiere; Utbhuj, solche, die aus der Saat aufkeimen, wie Bäume, Sträucher und die übrigen Pflanzen; Setaj, solche, die aus Schweiß, Schmutz usw. gewachsen sind, wie Läuse und Gewürm usw.