Der Weg durch die Kausalreiche

Wenn der Aspirant Sahasdal Kanwal überschreitet, sind die negativen Kräfte, die unter der Herrschaft Kals stehen, am Ärgsten.

Kal kann eine Seele weder erschaffen noch zerstören, weder Licht noch Ton geben, aber er kann Seelen in den Kausal- und Astralebenen sowie im physischen Bereich gefangen halten.

Er hält die Menschenseele mit den Ketten weltlicher Freuden gefangen, und wenn eine Seele danach verlangt, zu ihrer Wahren Heimat zurückzukehren, lässt Kal all seine Kräfte wirksam werden, um die Seele an ihrem Aufstieg zu hindern.

Aber Sat Purush, der Erhabene Herr der Liebe, ist die Allerhöchste Gottheit und der Schöpfer aller Universen. Der Vollendete Adept der Mystik ist Seine Verkörperung und Er kann die Seele sicher durch die Bereiche Kals geleiten. Unmittelbar bevor der Aspirant den Vorhof zu den Kausalebenen erreicht, begegnet er in den höheren Astralebenen unbeschreiblich schönen Männern und Frauen, die unglaubliche Verlockungen anbieten, um die Seele am weiteren Aufstieg zu hindern.

Die schützende Shabd-Kraft des Adepten der Mystik jedoch wird diese verführerischen Astralwesen für den Aspiranten unsichtbar machen. Keine negative Kraft irgendeiner Art kann sich der Ausstrahlung von Shabd – dem Tonstrom – nähern, die von einem Vollendeten Adepten der Mystik gegeben wurde.

Wenn du den hellen Stern im Innern siehst, den Morgenstern, wie Jesus ihn nennt, hefte einfach deinen Inneren Blick ganz genau in seine Mitte. Dies wird dir Durchdringung und einen Weg durch den Stern geben und du wirst ihn durchqueren. Zuweilen erscheint auch der Meister dort. Während du den Ton hörst, versuche bitte nicht, an diesem festzuhalten, sondern lausche aufmerksam dem Ton, und allmählich wirst du den Ton deutlich als Trommelschlag oder Donner hören. Die Meister-Kraft ist oben und wird alle mögliche Hilfe, Gnade und Schutz gewähren.

Spirituelles Elixier (Übersetzung aus der
englischsprachigen Erstedition, 1967) –
Teil II: II. Meditation,
von Kirpal Singh, 1894–1974

Maulana Rumi hat von der schützenden Gnade des Pirs, Meisters, gesagt:

O tapfere Seele, halte dich am Gewand von Einem fest, Der die verschiedenen Ebenen gut kennt, die physische, mentale, supramentale und die Ebenen jenseits davon – und Der als Wahrer Freund, ob im Leben oder Tod, in dieser oder in der nächsten Welt, bei dir bleiben kann.

Nun bereitet sich der Aspirant auf die zweite Stufe der Reise nach oben vor, aber ehe er die Kausalebene betreten kann, muss er durch einen unglaublich schmalen Pfad gelangen, einen gekrümmten Tunnel oder eine gebogene Röhre, den östlichen Adepten der Mystik als Bunk-Naal bekannt. Die meisten der ehemaligen Yogis und die Propheten konnten nicht darüber hinausgehen. Kabir hat von diesem Tunnel zu den Mentalwelten gesagt, dass er nur ein Zehntel der Größe eines Senfkornes besitzt. Und Er vergleicht das Gemüt mit einem Elefanten.

Guru Nanak hat diesen Tunnel auch beschrieben und ihn mit einem Durchgang verglichen, der nur ein Zehntel eines Haares breit ist. Andere Adepten der Mystik haben ihn mit dem Öhr der dünnen Nadel verglichen. Es ist unmöglich für den Aspiranten, diesen Tunnel ohne die Hilfe eines Kompetenten Adepten der Mystik zu durchqueren. Nur dadurch, dass der Schüler und der Meister Eins werden, kann der Schüler hindurchgelangen, denn dann wird der Pfad erweitert und für den Aspiranten ist der Auf- und Abstieg ohne weitere Schwierigkeiten möglich.

So betritt der Initiierte die Kausalreiche durch den U-förmigen Tunnel Bunk-Naal. Der Weg vorwärts ist eine gewisse Zeit gerade und eben und fällt dann plötzlich ab. Nach einer abwärts führenden Biegung geht es wieder nach oben und der Initiierte geht einen ebenen Weg, der zu einer Region führt, die in der Sufi-Literatur als Siebenter Himmel bezeichnet wird.

Wenn der Initiierte zum oberen Ende des Bunk-Naals gelangt ist, scheint seine Schau und die ganze Perspektive auf den Kopf gestellt zu sein, und er sieht wie von der entgegengesetzten Seite des Vorhanges oder Spiegels, den er durchdrungen hat. Er befindet sich nun in der zweiten großen Aufteilung der Schöpfung, in der östlichen Mystik als Brahmand, das Ei von Brahm, bekannt.

Brahmand heißt sie wegen ihrer augenscheinlichen elliptischen Form. Sie umfasst in ihrer Gesamtheit sowohl die materiell-spirituellen wie auch die physischen Universen, ist jedoch viel größer als diese beiden zusammen und die drei unteren Aufteilungen der gesamten kosmischen Schöpfung können tatsächlich als ein Ganzes wahrgenommen werden, dessen höchste Ebene Brahmand ist, die spirituell-materielle Aufteilung; in der Mitte befinden sich die Astralreiche als der materiell-spirituelle Abschnitt, und den untersten Teil bildet das physische Universum.

Die Bewohner der Kausalregionen sind unaussprechlich glücklich, aber nach einem langen Aufenthalt in Brahmand sind sie immer noch der schließlichen Wiedergeburt in das physische Universum unterworfen. Sie sind also nicht unsterblich wie die befreiten Seelen in den rein Spirituellen Bereichen, sondern sie leben in einem unermesslichen längeren Zeitmaß als die Wesen in den astralen und physischen Universen. Brahmand wird von Maha Kal regiert, der in den östlichen Lehren auch als Par Brahm bekannt ist.

Maha Kal ist der höhere Aspekt Kals und befindet sich in den oberen, Spirituelleren Regionen Brahmands, so wie Kal selbst in den niederen und mehr materiellen Bereichen herrscht.

In den unteren Gebieten von Brahmand steht die mentale Materie an erster Stelle, denn es ist die Ebene des Gemütes, und das Gemüt selbst besteht aus einer verfeinerten Form von Materie und einem gewissen Anteil Geist.

Der Aspirant steigt in die niederen Ebenen von Brahmand auf und findet sich im Reich des Universalen Gemütes wieder, in den östlichen Lehren als Trikuti bekannt. Dieses Reich des Universalen Gemütes wurde von vielen Metaphysikern und mystischen Theologen irrtümlicherweise für Gott gehalten, ist jedoch für die Adepten der Mystik und Ihre Schüler lediglich die Anfangsstufe des zweiten Schrittes der Reise nach oben.

Wenn der Aspirant durch diese Region Trikutis aufsteigt, hört er eine erhabene Melodie, die einem tonalen Ausdruck des Wortes Om ähnelt. Es ist ein nachklingender, dröhnender Ton, der an den Donner der irdischen Sturmwolken erinnert, aber von einer unirdischen Süße und Harmonie ist. Dieser Ton kommt aus der Mitte des grollenden Tones von dem Wolkendonner. Hier haben wir den vier-blättrigen Lotus. Das Licht ist rot wie das der frühen Dämmerung.

Jenseits diesem, durch den Tunnel von Bunk, gelangt die Seele dorthin, wo der grauenvollste Kal seine Fallstricke ausgeworfen hat. Von hier geht sie nach Trikuti hinauf, wo rötlich ist das Licht und das Wort ‚Onkar‘ singt.

Soami Ji

Onkar schuf Gott Brahm, Onkar vergöttert er, Onkar schuf Yugas (die Zyklen der Zeit), Onkar offenbarte die Veden.

Guru Nanak

Der Sitz der Willenskraft befindet sich im Antakaran, dem vier-blättrigen Lotus hinter den Augen, das sich im Herzzentrum widerspiegelt. Das Gemüt agiert vom vier-blättrigen Lotus zum Herzzentrum und von da aus in die Welt. – Daraus wird verständlich, dass der Sitz von Lord Shiva oder dem Erzengel Israfil das Herzchakra ist; das Auge Shivas, das Shiv Netra oder Einzelauge sich jedoch hinter und zwischen den beiden Augenbrauen befindet.

Trikuti ist eine Ebene, in der die Seele durch einen donnernden planetarischen Weg reisen kann, einen buchstäblichen Weg durch pulsierende Himmelskörper. Wenn die Seele des Initiierten aufwärts in dieser Richtung sieht, kommt sie in eine Region festungsartiger Gebäude mit hohen Türmen und Minaretten.

Sie verweilt eine Zeit lang in dieser Region und erfüllt von den Eigenschaften der Ergebenheit und des Glaubens, sieht sie sich als Herr der Mentalebene.

Die Region der Festung ist das Lagerhaus der menschlichen Karmas, der Aufzeichnungen von Vergangenheit und Gegenwart. Das Gesetz des Karmas, das unabänderliche Gesetz von Ursache und Wirkung, beherrscht die gesamte dreiteilige Schöpfung der kausalen, astralen und physischen Universen.

Das individuelle Karma eines jeden Menschen hat sein Schicksal bestimmt. Die Art und Weise, wie einer während seines jetzigen Lebens und in vergangenen Lebensläufen gehandelt hat, bestimmt, was er jetzt ist. Das karmische Gesetz wirkt fortwährend, denn wie ein Mensch in seinem Herzen denkt, so ist er.

Wie anders können die karmischen Schulden eines Menschen zum Abschluss gebracht oder unwirksam gemacht werden, als durch den langen und scheinbar endlosen Kreislauf von Geburt und Wiedergeburt? Ein Teil der Antwort auf diese Frage liegt in der Festungsregion der Kausalwelten; aber niemand kann ohne einen Kompetenten Spirituellen Führer dorthin gelangen. Auf der physischen Ebene scheint es, dass sobald einer für vergangene Fehler gesühnt hat, er neues Karma für sich schafft, und das Gesetz von Ursache und Wirkung seinen Tribut fordern muss. Kal sitzt auf dem obersten Richterstuhl der astralen, kausalen und physischen Universen, er ist der Herr des Karmas und nur eine Verkörperung kann ermächtigt werden, bestimmte Verfügungen Kals abzuändern, um eine Seele vom Rad der Geburten und Tode zu befreien. Solch eine Verkörperung ist der Adept der Mystik Höchster Ordnung, in der östlichen Terminologie als Sant Satguru bekannt. Wenn solch ein Adept der Mystik einmal einen Aspiranten unter Seinen Schutz genommen hat, ist dieser Aspirant von der Bindung an Kal, der Negativen Kraft – bindende Kraft –, befreit und seine karmischen Schulden – von denen ein Teil zur Zeit der Initiation aufgelöst wird – werden anschließend durch die Gnade des Adepten der Mystik zu Ende gehen.

Wenn der Schüler durch die Gnade des Adepten der Mystik die Festungsregion Trikutis erreicht, werden die Saaten seines vergangenen Karmas schließlich zunichte gemacht, obwohl die Seele noch mit dem Makel großer Unreinheit behaftet ist, welche sie während vieler Verkörperungen angesammelt hat. Bei seinem Aufenthalt im Festungsbereich blickt der Schüler über die hohen Minarette und sieht dunkle Wolken großer Ausdehnung, von denen laufend das Rollen kosmischen Donners ertönt. Fürchte dich nicht vor dem tiefen Donnern im Innern, folge dem Ton des Donners, Er bringt dich zu den Füßen des Meisters.

Wenn der Zweck seines Aufenthaltes im Festungsbereich erfüllt ist, steigt der Initiierte über die schwarzen Wolken auf und sieht, dass der gesamte Bereich ein erhabener Kosmos vibrierenden, roten Lichtes ist, mit einer herrlichen roten Sonne in der Mitte des Himmels, die der ganzen Region ihre kaminrote Farbe verleiht. Außer dem großen Lagerhaus menschlichen Karmas – ein großer Vorrat, der sich im Laufe von Millionen von Leben angesammelt hat –, ist Trikuti auch eine Ebene des Wissens. In dieser Region haben die drei kosmischen Eigenschaften – Harmonie, Tätigkeit und Untätigkeit – ihren Ursprung und durch die Wechselwirkung wurde die Schöpfung der astralen und physischen Universen ermöglicht. 

Diese drei Eigenschaften werden in den Hinduschriften durch Brahma, Vishnu – Lord Krishna – und Shiva1 verkörpert, die zusammengefasst als Maha Dev – großer Gott – bezeichnet werden.

Unter dem leuchtend roten Himmel von Trikuti, der an die schönste Dämmerung erinnert, die man auf Erden erleben kann, wird die Strahlende Form des Adepten der Mystik – des Meisters – in noch größerer Glorie gesehen und der Initiierte erfährt die höheren Impulse des himmlischen Shabd – Tonstrom – auf eine Weise, die all seine früheren Erfahrungen in den astralen und physischen Regionen übertrifft.

Der Initiierte sieht die kosmische Form eines leuchtenden vier-blättrigen Lotos, dessen vorherrschende rote Farbe sich in viele wunderbare Einzelheiten und vielerlei strahlende Töne entwickelt, die immer deutlicher werden, je mehr er sich dem Lotos nähert. Nun hört er den gewaltigen Klang einer riesigen Trommel, die pausenlos geschlagen wird und ihre tiefen Töne begleiten ihn auf dieser Stufe seiner Reise nach oben. Wenn der Initiierte fortschreitet, reist er durch den unermesslichen Raum der Kausalregion, und die Melodie der Trommel erklingt überall.

Jetzt begreift er bewusst die Bedeutung des himmlischen Shabd, des hörbaren Lebensstromes, durch dessen ursprüngliche Kraft die ganze Schöpfung entstanden ist. Der Initiierte erhebt sich auf einen pulsierenden, gestirnten Weg, der vorwärts und aufwärts führt und aus zahllosen Sonnen, Monden und Sternen, die sichtbar werden und wieder verschwinden, besteht.

Worte sind völlig unzureichend, um diese Erfahrung zu beschreiben, denn der Schüler erkennt jetzt gänzlich sein vollständiges Getrenntsein vom stofflichen Universum und von den Sprachen der physischen Welt.

Wenn er sich in die oberen Regionen des Kausalreiches erhebt, wird der Initiierte trunken vor Freude und Seligkeit über seine neu gewonnene Freiheit. Er eilt über glühende kosmische Berge und herrliche Ebenen.

Unter sich sieht er wunderbare Gärten, wo vibrierende Blumen in symmetrischen Mustern in einer Symphonie aus Farben und Tönen angeordnet sind. Leuchtende Flüsse und Kanäle ätherischen Nektars von Brahm fließen durch diese Region in Fülle und schließlich nähert sich der Initiierte einem großen, strahlenden Meer und überquert es auf einer Brücke aus Licht.

Jetzt sieht er die Ehrfurcht gebietenden Erhebungen von MerSumer und Kailash vor sich, die unglaublichen kosmischen Berge, nach denen die Region Trikuti benannt ist. 
  
Diese Bewusstseinsebene ist gemäß den vedantischen Lehren der alten Rishis – heilige Männer, die auf ihren schneebedeckten Bergen im Himalaya über die Natur des kosmischen Universums meditierten – das Letzte Ziel Spirituellen Strebens.

Jedoch ist es nur die zweite Stufe auf dem mystischen Weg der Liebe, dem Weg des Sant Mat.

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Hazur Baba Sawan Singh Ji Maharaj sagt dazu in einem Brief an einen Schüler Folgendes:

Die Lehrer aus Brahmand, die Avatare, steigen auf mit den drei Lichtströmen, den drei Gunas, die hinter den Augen entspringen. Nachdem sie durch Sahasdal Kanwal, den tausend-blättrigen Lotos, hindurchgegangen sind, erreichen sie die zweite Ebene und enden auf der Spitze des Berges Sumer, und sie können nicht höher hinaufgehen. Auf der anderen Seite gehen die Praktizierenden des Tonstroms bzw. die Heiligen mittels des Tonstroms aufwärts zur ersten Ebene, von da gehen Sie abwärts durch eine Art Tunnel zur zweiten Ebene und von da aus weiter zur dritten und von dort schließlich zur achten Ebene. Zwischen den beiden bestehen die drei folgenden Unterschiede:

    1. Die Heiligen erreichen die achte Stufe, wogegen die Brahmand-Avatare nicht über die zweite hinausgehen.

    2. Die Heiligen bedienen Sich des Tons, wogegen die Avatare mit dem Licht reisen, oder mit dem Ton von der zweiten Stufe.

    3. Da die zweite Stufe innerhalb des Bereichs von Kal und Maya liegt – und die Hüllen aller drei Körper, also die physische, die astrale und die kausale nicht abgelegt werden können, bis die dritte Ebene erreicht ist – sind die Seelen der Avatare daher nicht so standhaft gegenüber Versuchungen. Und deshalb kommen sie immer wieder in gewissen Zeitspannen in die Welt.

Da die Seelen der Heiligen von allen Unreinheiten von Kal und Maya oder Brahm gereinigt sind, schreiten Ihre Seelen daher fort und erlangen von Stufe zu Stufe immer mehr Kraft, bis Sie in der achten Stufe mit dem Höchsten Sein verschmelzen, mit Ihm Eins werden. So wirst du also verstehen, dass Sie nie zurückkehren.

Alle Religionen der Welt – Yogis, Yogishwars, Gyanies, Propheten, Inkarnationen usw. eingeschlossen – enden auf der zweiten Stufe.

Demut und Bescheidenheit werden der Seele auf der Inneren Reise manchmal gefährlich, wenn man seine Aufgabe rasch erledigen muss, da es möglich ist, dass uns der individuelle Geist irreführt zu seinen eigenen Gefilden und unseren weiteren Fortschritt aufhält – genauso wie in dieser Welt. Meide also jene, die dazu neigen, dich aufzuhalten.

Volles Vertrauen – ohne jedwedes Schwanken – erlangt man nicht, ehe das Karma weggewaschen ist, was sich auf der zweiten Ebene vollzieht.

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Guru Nanak hat diesen Bereich von Brahmand auf folgende Weise beschrieben:

Soviel vom Bereich des Dharma. Und nun zu Gyan Khand, dem Bereich des Wissens:

Zahllos seine Elemente, Luft, Wasser und Feuer, und zahllose Krishnas und Shivas, und zahllos die Brahmas, welche die verschiedenen Schöpfungen gestalten mit zahllosen Formen und zahllosen Farbschattierungen. Zahllos die Handlungsbereiche2, zahllos die goldenen Berge3, und zahllos die Dhrus4 darin meditierend. Zahllos sind die Indras, zahllos die Sonnen und Monde, und zahllos die irdischen und stellaren Regionen; zahllos die Siddhas, die Buddhas, die Naths, und zahllos die Götter und Göttinnen. Zahllos sind die Danus5 und die Weisen, und zahllos die juwelen-besetzten Ozeane. Zahllos die Schöpfungsquellen, zahllos die Harmonien, zahllos jene, die ihnen lauschen, und zahllos die Verehrer des Wortes, endlos und unendlich, o Nanak! ist dieser Bereich.

Jap Ji, Strophe 35

Dieses herrliche Reich ist also die Ebene des Universalen Gemütes, durch welches der Höchste Herr die kosmischen Universen erschaffen hat. Doch ist der Höchste Herr nicht dieses Universale Gemüt, trotz der Angaben, die viele moderne Metaphysiker und Mystiker im Gegensatz dazu machen.

Das Universale Gemüt ist eine Projektion des Willens des Höchsten Herrn, um einen Teil von Sich Selbst in Seine Schöpfung zu offenbaren. Der Mensch, der nach dem Bilde seines Schöpfers geschaffen ist, wirkt durch sein Gemüt auch schöpferisch, aber er ist nicht dieses Gemüt. Der Mensch ist eine lebendige Seele, ein Spirituelles Wesen vom Geist Gottes und auf seiner Reise nach oben erkennt der höher strebende Initiierte, dass das menschliche Gemüt noch weit tiefer auf der Leiter der Inneren Universen steht als die Spirituellen Aspekte des menschlichen Wesens, trotz der wundervollen Funktionen und der schöpferischen Kraft des Gemüts.

Jenseits von diesem Reich des Universalen Gemüts ist jene Region, von der Christus sagte:

Es ist aber nichts verborgen, was nicht offenbar werde, noch heimlich, was man nicht wissen werde.

Lukas 8:17

Der Aspirant muss in dieser Kausalregion, einem Reich ungetrübter Freude, eine Weile bleiben, während seine gesamte karmische Last im festungsähnlichen Gebiet vernichtet wird.

Er wird vom Adepten der Mystik angewiesen, eine Zeit lang in diesem Kausalreich zu meditieren, um seine Seele noch mehr von Unreinheiten zu reinigen. Wenn diese Reinigung erreicht ist, ermuntert der Adept der Mystik den Initiierten, in die höheren Regionen jenseits von Brahmand zu gehen.

Der Aufstieg muss nun die überkausalen Bereiche zum Ziel haben, die in der östlichen Mystik als Par-Brahm – jenseits von Brahm – oder Daswan Dwar – das zehnte Tor – bekannt sind.

Durch die Praxis des Ewigen Tonstroms wird man von allen Sünden und Lüsten gereinigt, und die karmischen Eindrücke der früheren Geburten werden zunichte gemacht.

Zuletzt erhebt man sich mit dem Licht der Selbsterkenntnis und Gotterkenntnis ins Universale Bewusstsein, erkennt Brahm und Par-Brahm und erlangt das Reich Gottes, das Ewige Erbgut, das noch weit darüber liegt.

Das Verlorene Wort kommt nur durch die Gnade eines Kompetenten Meisters zum Licht und Leben zurück und als eine freie Gabe zu jedem, der von Ihm erwählt ist.

Kirpal Singh

Diejenigen sind begünstigt, die erkannt, ausgesondert und in die Mysterien des Jenseits initiiert worden sind, indem sie mit den Göttlichen Attributen des Heiligen Lichts und des himmlischen Tonstroms verbunden wurden.

Kirpal Singh

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Quellenhinweis: Dieses Kapitel basiert auf dem Text ‚Der Weg durch die Kausalreiche‘, von Dr. George Arnsby Jones, veröffentlicht in der deutschsprachigen Ausgabe von Sat Sandesh / Januar–Februar 1977. Weiterführende Zitate und Einfügungen erfolgten durch den Herausgeber.

Erläuterung: 1) In der islamisch-christlichen sowie in der jüdischen Überlieferung als die Erzengel Mika‘il / Mikaal, Dschibril und Israfil bekannt. Siehe hierzu auch ‚Die Krone des Lebens – Teil I, Kapitel II: II. / (vi) / b) Auflistung der Chakras oder Pranas‘, von Kirpal Singh, 1894–1974. 2) Karm Bhumi: Ort, an dem man mit einem freien Willen ausgestattet ist und die Früchte seiner eigenen Taten erntet. Diese Welt wird Karm Bhumi genannt, denn hier herrscht das Prinzip von Ursache und Wirkung. 3) Die drei Erhebungen in Trikuti; Mer, Sumer und Kailash: Die goldenen Berge, die von den Ergebenen in dieser Spirituellen Ebene geschaut werden. 4) Dhru: Ein Heiliger, Dessen unentwegte Meditation sprichwörtlich ist. 5) Danus: Halbgötter.