Alles dem Herrn übergeben

Dies ist der erste Schritt in Richtung des Pfades der Hingabe, denn wenn alles Ihm in aller Demut übergeben wird, sind wir von der Last des Karmas befreit und werden würdig, Ihn im Innern zu erkennen. Aber so lange die Aufzeichnung der Karmas innerlich nicht ausgelöscht ist durch das Vernichten unseres Egos, können wir nicht jenseits der drei Gunas – Eigenschaften – gelangen, und folglich nicht handlungslos werden. Handlungen sind nur rein, wenn sie ohne jeden Wunsch nach Belohnung ausgeführt werden. Und einer, der seine Handlungen auf diese Weise ausführt, ist handlungslos selbst während der Handlung. Solch eine Person erreicht die Gottverwirklichung.

Wie können wir diesen rück-wirkungslosen Zustand erreichen? Wie kann eine Person von der Knechtschaft der Verhaftung befreit werden? Wie kann der Kreislauf der Geburten und Tode, welcher die notwendige Folge unserer Handlungen ist, beendet werden? Und wer kann das Rätsel der ‚rück-wirkungslosen Handlung‘ selbst während der Handlung verstehen? All diese Fragen werden in den Schriften mit einer einfachen Erwiderung beantwortet, die besagt, dass diese Dinge nur verstanden werden können, wenn man ein Gurumukh wird.

Was ist ein Gurumukh?

Einer, der sich einem Guru – Meister – hingibt; das heißt, einer, der lebendig und bedingungslos den Anweisungen eines Gurus folgt. Der Guru gewährt das Geschenk von Naam, durch die Praxis dessen man jenseits der Reichweite der drei Gunas – Eigenschaften – gelangt, sein Ego verbrennt, und den Wahren Zustand der ‚Handlungslosigkeit‘ erreicht. So wird durch die Gnade des Meisters, die Last des Karmas erleichtert.

Karma oder Handlung ist von drei Arten:

  1. Sanchit
  2. Pralabdh und
  3. Kriyaman.

Sanchit ist das Vorrats-Karma; Pralabdh ist das Schicksals-Karma; und Kriyaman ist das Frucht-Karma.

  1. Vorrats-Karmas sind die Folgen der Handlungen der vergangenen Leben, welche weder bereits bezahlt noch zugeteilt wurden.

  2. Schicksals-Karmas machen den Teil der Folgen der Handlungen in vergangenen Leben aus, die unserem gegenwärtigen Leben zugeteilt wurden, und wegen denen dieser menschliche Körper uns gegeben wurde, das heißt, um die Folgen der guten und schlechten Karmas entsprechend unseres Schicksals zu durchleben.

  3. Kriyaman bilden die neuen Karmas, welche aus den Handlungen hervorgehen, die wir in diesem Leben durchführen. Mit anderen Worten, während wir unser Schicksal – Schicksals-Karmas – durchleben, laden wir auch täglich neue Karmas auf uns, deren Folgen im nächsten Leben als Schicksal durchlebt werden, oder zum Teil als Schicksal und zum Teil als Sanchit in einem zukünftigen Leben.

Unsere eigenen Handlungen sind für das Gute und das Böse verantwortlich, die Freude und den Schmerz, den wir erleiden, als auch für unser Geboren-Sein in dieser Welt in einer hohen oder einer niedrigen Gattung.

Christus sagte:

Wie du säst, so wirst du ernten.

Wir freuen uns als Folge guter Taten, denn wir müssen die Früchte unserer eigenen Handlungen in Gedanke, Wort und Tat tragen. Man kann der Folge seiner Handlungen nicht entkommen, indem man sie heimlich ausführt. Die Konsequenzen solcher Handlungen müssen zu der einen oder anderen Zeit getragen werden. Es ist daher klar, dass was auch immer für Wohl oder Weh, Freud oder Leid wir erfahren, es alles durch unsere eigenen Handlungen bedingt ist, und wir sollten nicht irgendeinen anderen dafür beschuldigen. Wie kann ein Mensch hoffen, gute Ergebnisse aus schlechten Handlungen zu erreichen? Jemand, der dies tut, müht sich ab mit einer irrtümlichen Idee.

Dhritarashtra – ein König, der von Geburt an blind war – wurde einmal gefragt, welcher Handlung in einem vergangenen Leben er seine Blindheit zuschrieb. Er antwortete, dass er auf alle Handlungen seiner vergangenen hundert Leben zurücksehen konnte und in all diesen Leben gab es keine Handlung, die zu seiner Blindheit hätte führen können. Lord Krishna gewährte ihm dann seine eigene Innere Vision für den Zweck, um über seine letzten hundert Leben hinaus zu sehen. Erst dann fand Dhritarashtra heraus, dass in weit über hundert Leben zurück er eine schlechte Tat ausgeführt hatte, für die er in diesem Leben blind geboren wurde.

Was kann man mit dem Vorrat von Karmas tun, der seit Hunderten von vergangenen Leben hindurch verborgen liegt? Der Kreislauf der Karmas ist ständig in Bewegung, und die Ergebnisse unserer Handlungen werden hervorgebracht und für sie muss bezahlt werden selbst nach Hunderten und Tausenden von Leben.

Der Ozean der Karmas ist unergründlich. Es ist fast unmöglich, all die Vorratskarmas auszulöschen. Aber wenn wir einem Wahren Meister begegnen, begleicht Er die Konten all unserer Karmas, indem Er in uns den Geist einprägt, Handlungen zu vollbringen ohne jeglichen Gedanken an Belohnung. Wenn wir unsere Spirituelle Übung gemäß den Anweisungen des Meisters ausführen und uns Ihm ganz hingeben; unterziehen wir uns heiter unseren Schicksals-Karmas und schaffen keine neuen Karmas, die in einem zukünftigen Leben zu durchleben sind. Die Vorrats-Karmas werden allmählich durch die Praxis von Naam oder Shabd vernichtet. Manchmal hilft uns der Meister, die Last unserer Schicksals-Karmas zu tragen, so dass, was ein tödlicher Stich hätte sein können, zu einem Nadelstich wird, mit dem Ergebnis, dass wir unsere Karmas durchleben ohne viel Schmerz oder geistige Qual. Auf diese Weise werden schließlich all unsere Karmas ausgelöscht durch die Gnade des Meisters. Endlich sind wir von der Last des Karmas befreit und erreichen die Erlösung, indem wir den Ozean des Lebens durchqueren. Nur während wir in dieser Welt leben und wunschlose Handlungen ausführen, werden wir ‚handlungslos‘.

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Fußnote: