Kapitel VI

Simran – Erinnerung oder Wiederholung

Die ganze Welt ist damit beschäftigt, an die eigene Arbeit zu denken oder sich an etwas anderes zu erinnern oder darüber nachzudenken: der Ladenbesitzer über seinen Laden, der Bauer über sein Land oder die Ernte, eine Person im Dienst über ihre Arbeit, eine Mutter über ihr Kind, ein Freund über seinen Begleiter, und ein Feind über seinen Gegner.

Es ist eine wohlbekannte Tatsache, dass, wenn wir an etwas denken, sein geistiges Bild vor unseren Augen erscheint. Das ist nur natürlich. Jeder kontempliert über die Formen, über die er nachdenkt.

Niemand ist frei von Wiederholung oder Erinnerung irgendeiner Art. Es geschieht durch diesen Vorgang, dass die weltlichen Dinge in jede Pore unseres Körpers, Gemüts und Intellekts eindringen, und der Mensch geradezu in der Farbe der Welt gefärbt wird. Es ist aus diesem Grund, dass die Seele wieder und wieder geboren werden muss. Wie wir denken, so werden wir.

Wenn wir die Erinnerung an die Welt aufgeben und stattdessen an den Herrn denken, können wir leicht die Mittel der Erlösung erlangen.

Was ist Simran?

Um es richtig zu verstehen, muss man seine wahre Bedeutung beachten. Simran ist ein Sanskrit-Wort, das von der Wurzel Smar stammt. Es hat mehrere Bedeutungen: zu schützen, ein geistiges Bild der eigenen Gottheit im Herzen zu machen und über diese Form zu kontemplieren, sich an einen bestimmten Menschen oder eine Sache in einem solchen Ausmaß zu erinnern, dass man darüber mit jedem Atemzug nachdenkt, es zu einem wesentlichen Bestandteil seines Lebens macht, und schließlich darin erwacht und darin lebt.

Muslime nennen es Zikar, das heißt, sich an jemanden zu erinnern. Simran verleiht alle Vorteile der acht Aspekte des Yoga. Simran ist ein wesentlicher Bestandteil von Yoga.

Es gibt einen Verweis darauf in der Gita:

Es ist die Höchste Form der Spirituellen Praxis. Simran verleiht Glückseligkeit, Frieden und Wonne, und führt uns in einen Zustand des Überbewusstseins.

Die Wiederholung von irgendeinem oder irgendwelchen Namen Gottes wird Simran genannt. Durch sie dringt ein außerordentlicher Strom von Bewusstsein in den Körper.

In den Schriften wird erklärt, dass wer auch immer die Heiligen Namen für bloße Worte hält, oder den Guru als einen bloßen Menschen und nicht als den verkörperten Gott betrachtet, sofort in die Hölle geht.

Wiederholung sollte mit gebündelter Aufmerksamkeit ausgeführt werden, und zu gegebener Zeit wird ein Stadium erreicht, in dem die Wiederholung aufhört und die Form, über die kontempliert wurde, sich manifestiert. Dies ist der Höhepunkt der Wiederholung. Wiederholung und Kontemplation können sowohl einzeln als auch gleichzeitig durchgeführt werden.

Guru Arjan hat den Zustand des Simran so gepriesen:

In unseren Herzen kontemplieren wir über den Meister, auf unserer Zunge ist Sein Heiliger Name, in unseren Augen wohnt Seine Form, in unseren Ohren erklingt die Göttliche Melodie. Wir bleiben ganz in Seiner Erinnerung versunken. Wir gehen auf im Zustand des unablässigen Verweilens bei Ihm. Unser Gemüt und Intellekt – ihr bloßes Gewebe – sind vollständig mit der Farbe Seiner ständigen Erinnerung gefärbt. Es sind solche Menschen, welche die Ehre und Glorie am Hofe des Herrn erlangen und somit das große Schicksal des menschlichen Lebens erfüllen.

Ein Mensch sollte sich nach seinem Meister sehnen wie der Regenvogel nach einem Tropfen Regen. Er sollte Seinen Namen mit jedem Atemzug wiederholen und sollte an Seine Form Tag und Nacht denken. Kurz gesagt, sollte er Ihn nicht vergessen, nicht einmal für eine Sekunde. Die wirklich Großen in der Welt sind diejenigen, welche in ihren Herzen nichts anderes haben, außer die Erinnerung an den Herrn.

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Fußnote: