Liebe und Loslösung

Wirkliche Loslösung heißt nicht lediglich wegzulaufen und alles zu verlassen. Vielmehr ist es dieser reine Zustand des Gemütes, in welchem alle Wünsche verbrannt werden, indem man hinausgeht über alle Anziehungen der Welt. Aber ohne Verständnis ist Loslösung eine Unmöglichkeit. Wenn solch ein Zustand mit der Sehnsucht verbunden ist, dem Herrn zu begegnen, wird er Liebe genannt. Deshalb sind Liebe und Loslösung nicht zwei verschiedene Eigenschaften. Sie sind zwei verschiedene Namen für den selben Gemütszustand.

Es mag einer ein Ergebener oder ein Liebender genannt werden im Verhältnis zum Grad seiner Loslösung. Diejenigen, die keine Liebe zu Gott besitzen in ihren Herzen, haben nicht einmal einen Teil der Loslösung. Wenn das Gemüt frei von Wünschen wird, ist es in diesem Ausmaß von Liebe erfüllt. Einer, der in der Verhaftung für die Welt steckt, kann kein Liebender sein. Du solltest dich vor Gott beugen, indem du weltlichen Wünschen Lebewohl sagst; sonst ist das Gebet nicht echt.

Loslösung und Wahre Liebe sind ein und dieselbe Sache. Solange das Gemüt keine Abneigung gegenüber weltlichen Wünsche hat, kann es keine Liebe anziehen. Es ist ohne Zweifel bemerkt worden, dass manchmal Ergebene, zu Beginn, trotz des Losgelöstseins, Gott um materielle Bedürfnisse bitten. Darin besteht kein Schaden, vorausgesetzt, man beschreitet den Spirituellen Pfad mit der richtigen Einstellung und nicht für die Erfüllung irgendeines Verlangens, welches mit den Sinnen verbunden ist.

Ich brauche nur das Nötigste des Lebens; das heißt, Weizenmehl, eine Prise Salz, einen kleinen Puls – so viel wie mich am Leben erhält. Dann brauche ich auch ein Bett, ein Kissen, eine Matratze und eine Decke, um mich vor Wind und Kälte zu schützen. Ich möchte  nichts anderes als das Privileg, Dir hingegeben zu sein in aller Demut. Ich habe keine anderen Wünsche außer Deinem Namen.

Kabir

Eigentlich begehrt ein losgelöster Ergebener niemals etwas vom Herrn. Er bittet nur um Ihn, weil alles andere vergänglich ist und die Ursache von Schmerz ist.

Alles von Dir zu verlangen jenseits (von Dir) wird nichts als Sorge und Schmerz verursachen. O, segne mich Du mit Deinem Glückseligen Namen, dass ich das Verlangen meines Gemütes los bin.

Adi Granth

Solch ein Ergebener bittet den Herrn um nichts, weil er die Notwendigkeit nicht fühlt. Seine Schmerzen, Sorgen und Vorurteile sind alle zerstört. Wer auch immer das Elixier der Liebe gekostet hat, wird nichts anderem hinterherlaufen, und was immer er sagt, wird akzeptiert werden am Gerichtshof des Herrn. Dies bedeutet, dass ein Ergebener dieser Art irgendwelchen materiellen Dingen keine Aufmerksamkeit schenken wird.

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Fußnote: