Methoden, um Liebe zu entwickeln


Meister haben die Methoden beschrieben, mit denen Liebe erweckt werden kann. Diese Methoden sind Ihnen bekannt durch Ihre eigene Innere Erfahrung, und Ihre Anweisungen zu befolgen, ist bekannt als Spirituelle Praxis. Die Methode der Meister ist die konzentrierte Essenz der verschiedenen moralischen und religiösen Praktiken, die in der Welt vorherrschen – wie zum Beispiel zu Tempeln, Moscheen oder anderen religiösen Orten zu gehen, das Lesen von Schriften, Gebete, Anbetung, Wohltätigkeit, Wallfahrten und so weiter.

Dies sind alles äußere Beobachtungen. Entbehrung, Kontemplation und andere Praktiken sind gut für die Reinigung des Gemütes und der Sinne. Sie sind alle in religiösen Zeremonien enthalten und dienen als Anreiz für die Seele, aufgrund ihrer aufrichtigen Übung. Liebe für den Herrn kann erweckt werden.

So wie eine Amme ein Kind mit Milch versorgt und für sein Wachstum und sein Wohlergehen verantwortlich ist, sind diese Beobachtungen für die Suchenden auf ihrem Fortschritt zu einem Spirituellen Leben in gleicher Weise hilfreich. Die Wahre Spirituelle Praxis wirkt wie eine Mutter für die Seele. Es muss daran erinnert werden, dass nur eine Mutter das Kind zur Welt bringt und die Milch in ihren Brüsten produziert wird. Eine Amme ist nur in äußerer Pflege hilfreich. Ein Kind zu gebären, ist die Funktion einer Mutter.

In gleicher Weise können Rituale, Zeremonien, Religionen, Schriften etc. von selbst keine Wahre Liebe schaffen. All diese Entbehrungen und Gebete können aufgegeben werden, wo es Liebe gibt.

In der Spiritualität sind es nur die Sants oder die Meister, Welche die Verleiher der Spirituellen Geburt für einen Menschen sind.

Ein Meister lässt den Ergebenen Methoden befolgen, die Er Selbst im Innern erfahren hat. Er leitet den Suchenden in dieser Inneren Praxis und hilft, wie eine Mutter, beim Spirituellen Wachstum des Kindes der Liebe, indem es ihn dazu bringt, das Göttliche Elixier zu trinken. Dann erkennt der Ergebene die Wahrheit.

Alle Rituale und Zeremonien, durch welche das Feuer der Liebe entzündet werden kann, sind gut, weil in diesem Feuer alle Wünsche und Versuchungen verbrannt werden.

Guru Ram Das sagt:

Handlungen wie Enthaltsamkeit, Fasten und Anbetung sind nur dann gut, wenn sie dazu beitragen, die Liebe zu Gott zu erwecken.


Bulleh Shah drückt den gleichen Gedanken in den folgenden wunderschönen Worten aus:


Religiöse Bräuche sind unsere Krankenschwester; Rituale und Zeremonien sind unsere Mutter; aber wenn wir etwas wirklich Wertvolles zu erreichen wünschen, kann das nur durch die Spirituelle Praxis (Innere Methode) geschehen. Dann erkennen wir die Wirkliche Wahrheit.

Das Ziel aller Rituale war am Anfang dasselbe, aber im Laufe der Zeit und indem man ihnen nicht aufrichtig folgte, wurden sie alle oberflächlich und dem Namen nach eingehalten. So sind gerade die Rituale, welche uns die Erlösung bringen sollten, zu unseren Bindungen geworden.

Liebe ist in ihrer ursprünglichen Form in jedem Menschen zu finden. Gott ist Liebe und die Seele ist ein Pfad von Ihm; deshalb ist die Seele auch Liebe. Weil aber die Seele unter den Hüllen des Gemütes verborgen ist, ist auch die Liebe mit ihr verborgen. Es ist notwendig, dass wir die Hülle entfernen. Dies kann durch ein Beispiel erklärt werden:

Elektrizität ist in allem vorhanden, aber in latenter Form. Wenn wir sie mit einer Batterie erzeugen, können ihre Ströme tausende von Kilometern ausgestrahlt werden. In gleicher Weise ist die Göttliche Liebe eine große elektrische Strömung. Wir können es menschliche Elektrizität nennen, aber diese Elektrizität ist tausendmal stärker und heller. Wenn Sie erzeugt wird, zerstört Sie alle schmutzigen und unreinen Ideen, die in unseren Gedanken aufsteigen. Dann leuchtet die Seele in der ihr innewohnenden Helligkeit. Mit anderen Worten, der Pfad, für welchen man vielleicht Hunderte von Jahren gebraucht hätte, um ihn mit anderen Methoden zu erreichen, wird im Handumdrehen durch die Liebe umhüllt.

Liebe ist in jedem Menschen innewohnend und kann auf zwei Arten entzündet werden. Einer ist durch die Gnade des Herrn oder die Seiner Manifestation in dieser Welt, nämlich einem Meister. Die andere Methode ist durch Spirituelle Praxis.

So wie Elektrizität in jedem Teilchen in einem latenten Zustand existiert, aber mit Hilfe einer Batterie erzeugt wird und eine große Fläche erhellt, in gleicher Weise wird der Funke der Liebe im Herzen eines Suchenden erzeugt durch die Gnade Gottes oder einen Meister und diese Kraft wird dann offensichtlich.

Die zweite Methode, die der Spirituellen Disziplin, wie die Wiederholung (Simran), Kontemplation und das Hören auf den Tonstrom, erzeugt auch diesen kraftvollen elektrischen Strom der Liebe in den Menschen.

  1. In der eigentlichen Praxis besteht das erste wesentliche darin, die Liebe zu Gott zu erwecken durch die Wiederholung und dann durch Kontemplation. Wenn wir die Fünf Heiligen Namen mit der Zunge der Gedanken wiederholen, nehmen unsere Anziehung und Liebe für Ihn in uns zu. Wenn ein Liebender sich an Ihn erinnert und vollständig in Seiner Erinnerung vertieft ist, dann wendet Gott die Aufmerksamkeit des Liebenden der Hingabe zu durch Seine Göttliche Gnade.

  2. Dhyan ist die zweite Spirituelle Praxis. Am Anfang, mit Hilfe der Wiederholung von geladenen Namen, ziehen sich die Sinnesströme vom Körper unten zum Augenbrennpunkt zurück; das führt zur Wahrnehmung des Inneren Lichts. Dann beginnt die zweite Phase von Dhyan – die Kontemplation. Sie kann erreicht werden, indem man seine Aufmerksamkeit so sehr in das Innere Göttliche Licht vertieft, dass man sich vollständig vergisst. Dhyan führt zu Bhajan.1

  3. Der dritte Teil der Spirituellen Praxis ist Bhajan, das Hören auf Shabd, Naam oder den Tonstrom. Gott ist Shabd und Gott ist auch Liebe. Daher ist Naam oder Shabd Liebe. Wenn die Seele mit Shabd in Verbindung kommt, fließt Liebe von Innen heraus.

Guru Nanak sagt:

Die Liebe und Verhaftung, durch welche man in der Wahrheit aufgeht, ist ohne Naam nicht möglich.

Guru Arjan sagt:


Liebe ist Naam, mit welchem die Bindung an körperliche Anziehungskräfte zerstört wird.

Guru Amar Das sagt:

Ergebene der Shabd-Praxis erhalten Ehre am Hof des Herrn. Die Liebe zu Gott wird in ihnen erweckt, und dadurch werden sie kraftvoll zu Gott hingezogen.


Ein Gurumukh erlangt Liebe durch Kontemplation über Gott. Durch die Zierde von Shabd wird sein Ego zerstört.


Adi Granth

Der wichtigste Weg zur Erreichung der Liebe ist der Satsang und die Gesellschaft eines Vollkommenen Meisters und durch Seine Gnade.

Guru Arjan sagt:


Nur diejenigen, welche die Gnade Gottes haben, werden von der Spirituellen Praxis angezogen. Aber die Liebe zum Herrn wird in ihnen durch die Gesellschaft der Sants und durch das Hören auf Ihren Satsang erzeugt. Nur durch die Lehren der Sants wird die Liebe zu einem Vollkommenen Meister in uns erzeugt und unsere Liebe wird auf Seine Lotosfüße fixiert. Ohne einen Meister kann keine Liebe erzeugt werden und der Schmutz des Egoismus wird nicht zerstört. Er bringt uns auf den Pfad von Shabd. Wenn wir ihn hören, „erkennen wir uns“ und erreichen Sohang (ich und mein Vater sind Eins).

Guru Arjan

O Bruder! Ohne einen Meister kann Liebe nicht erweckt werden. Wer den Diktaten seines Gemütes folgt, kann es nicht verstehen. Er kann alle Arten von religiösen Handlungen ausführen, aber sie werden ohne Belohnung sein.

Adi Granth

Durch die reine Gnade des Vollkommenen Meisters wurde meine Liebe auf Seine Lotosfüße fixiert.

Adi Granth

Guru Arjan sagt:

Ohne einen Meister kann man keine Liebe erreichen. Du solltest bedenken, dass Gott Liebe ist und dass Er Sich im Meister manifestiert, und es ist der Meister, Der es einem ermöglicht, dem Herrn zu begegnen.

Ohne einen Meister kann man nicht wirklich ergeben sein, noch kann man sich an Shabd binden. Wir können Naam durch die intensive Liebe zu unserem Meister üben. Und Wahre Liebe, die niemals zugrunde geht, kann nur durch einen Vollkommenen Meister erreicht werden.

Adi Granth

Hingabe ist ohne einen Meister nicht möglich. Liebe zu Naam ist auch nicht möglich. O Nanak! Ich kann Naam nur durch die Gnade der Liebe meines Meisters üben.

Adi Granth

Wahre Liebe kann erzeugt werden, indem man einen Vollkommenen Meister liebt, weil, o Nanak! Dies geht niemals zugrunde, und wir singen von der Herrlichkeit des Herrn.

Adi Granth

Shamas-i-Tabrez sagt:

Der Meister fühlte meinen Puls, als ich durch religiöse Praktiken bereits erschöpft war. Er sagte: ,Ach! Was auch immer für Entbehrungen und Verehrung du getan hast, sie sind alle nutzlos. Das Ziel der Liebenden Gottes ist weder das Erlernen von Erkenntnissen noch das Sammeln von Schätzen des Intellekts und auch keine Verbindung mit Gewinnen und Verlusten der Welt.ʻ Nachdem Er dies gesagt hatte, schaute Er mir in die Augen und der Blick meines Meisters hat mein ganzes Sein ausgelöscht. Dann sagte Er: ,Geh und trink den Wein, welcher voll von Glückseligkeit ist, und verbringe die restlichen Jahre deines Lebens in diesem Glück. Du solltest jetzt alle äußeren Rituale und Verwicklungen lassen.ʻ

So wie Gott in den Wolken und anderen Dingen bereits Elektrizität angelegt hat, in einer latenten Form, jedoch verschiedene Handlungen erforderlich sind, um sie in ihrer dynamischen Form zu erzeugen, so ist Liebe in jeder Seele in einer latenten Form, denn Gott ist Liebe und wir sind ein Teilchen von Ihm.

Ein Weg, durch welchen Liebe geschaffen wird, ist, dass der Meister oder Gott Selbst in einer Seele die Liebe erweckt und die Seele mit der Ekstase der Liebe berauscht. Zweitens: Durch das Befolgen Spiritueller Praktiken verleiht der Farbton der Liebe dem Liebenden seine Farbe. Beide Wege sind jedoch nur durch die reichhaltige Gnade des Meisters möglich, durch welche allein alle Hindernisse beseitigt werden und im Herzen des Suchers der Wunsch entsteht, von einer Spirituellen Region zur nächsten zu gelangen.

Guru Arjan sagt:

Religiöse Prediger und Religionen kennen die Liebe nicht. Die ganze Welt verhält sich wie ein Narr. Die Menschen haben Gott vergessen und gehen zur Hölle.

Shamas-i-Tabrez sagt:

Atheisten und alle religiösen Prediger, Religionen und die Anhänger der vielen Glaubensrichtungen der Welt sind dieses Schatzes in ihrem Herzen beraubt.

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Fußnote:1) Der Text von Punkt 2 wird aus "Spirituelles Elixier, Teil I, Kapitel II: Meditation" und "Die Krone des Lebens, Teil II, Kapitel 5, Die Ecksteine" (beide von Kirpal Singh) entnommen und teilweise modifiziert entsprechend dem Kontext, weil der Text der Quelle, die als Grundlage für diese Ausgabe dient, an dieser Stelle verfälscht wurde.