Beten in der Öffentlichkeit

Wenn wir vor Publikum beten, übertreiben wir unsere Gefühle. Wenn wir für eine Sache beten, ohne sie in unserem Herzen zu wünschen, d.h. wenn unser Kopf und unser Herz sich eine Sache nicht ernsthaft wünschen, dann ist unser Gebet nichts anderes als eine öffentliche und sinnlose Wiederholung von Worten. Wenn unsere Gebete aber aufrichtig sind und wir uns eine Sache von Herzen wünschen, dann – unser Gebet vernehmend – erhört der Herr es. Kann die öffentliche Wiederholung von Gebeten, die nichts mit den Gefühlen des Herzens zu tun haben, Früchte tragen? Können die Worte, die wir aussprechen, den Allmächtigen Herrn schneller erreichen als unsere inneren Gefühle? Nein, niemals. Hörbare Gebete werden zu bloßen Formalitäten. Sie erwecken weder unsere Gefühle, noch gehen wir in ihnen auf. Die Gebete, die dem Herzen eines anderen entspringen, können ihr Ziel nicht durch Wiederholung erreichen, wenn sie nicht auch aus unserem Herzen kommen. Diese Gebete können nicht segensreich sein und unser Leben nicht zum Guten verändern. Der Pfeil, der geschossen wird, ohne dass der Bogen auf die Brust gezogen wird, kann das Ziel nicht treffen. Ebenso können Worte, die nicht aus dem Herzen gesprochen werden, den Herrn nicht erreichen. Er kennt unsere wirklichen Bedürfnisse, noch bevor wir (sie) aussprechen.

Die Veden, der heilige Koran und andere religiöse Schriften, alle bestehen auf Gemeinschaftsgebeten zum Wohle aller. Können solche Gebete von irgendeinem Nutzen sein? Ja, gewiss. Wenn eine Anzahl Menschen in Demut und mit aufrichtigem Herzen Gebete für das Gemeinwohl darbringt, erhalten sie die Gnade des Herrn und die Gebete sind niemals vergeblich. Sich das Gemeinwohl zu wünschen, bedeutet, im Willen des Herrn zu leben. Viele Vorteile ergeben sich daraus. Es ist ein guter Weg, die Nationen und Gesellschaften wach zu halten. Es ist üblich unter den Sikhs, gemeinsame Gebete darzubringen. Es wird in ihren Schriften besonders erwähnt.

Nanak, gepriesen sei der Name. Mögen alle durch Deinen Willen gedeihen.

Die Gurus geben Beispiele für solche Gebete, und diese werden später noch erwähnt.

In Sure Al-i-Iimran1 heißt es:

O unser Erhalter, halte uns auf dem richtigen Weg. Lass unsere Gemüter nicht wandern. Schütte Deine Gnade über uns aus. Gewiss, niemand kann Dich an Gnade übertreffen.

In der gleichen Sure kommt das folgende Gebet vor:

O unser Erhalter, vergib uns unsere Verfehlungen; übersieh die Exzesse, welche wir begangen haben. Halte uns fest auf dem rechten Weg und schenke uns den Sieg über die Kräfte der Ungläubigen.

Was ist der Zweck unserer Darbringung solcher Gebete? Wir beten, um uns selbst zu erheben, oder um den Zuhörern zu helfen, oder um die Leiden und Nöte aller vor den Herrn zu bringen, oder um den Menschen von unserer Hingabe zu erzählen. Die Gebete der letzten Art sind nutzlos.

Es gibt eine Erwähnung eines solch spezifischen Gebetes in Sure-i-Bakar2.

Es lautet:

O unser Erhalter! Wenn es irgendeine Verfehlung oder einen Fehler unsererseits gegeben hat, ziehe uns nicht zur Rechenschaft; vergib uns. O Herr! Lege uns nicht die Beschränkungen und Begrenzungen auf, welche Du denen auferlegt hast, die uns vorausgegangen sind. O Herr! Setze uns nicht einer Last aus, die wir nicht tragen können. O Gott! Vergib uns und verzeih uns. Habe Erbarmen mit uns. Du bist unser Herr und Meister. Schenke uns Sieg und Erfolg gegen die Ungläubigen.

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Fußnote: 1) Die dritte Sure im Koran. 2) al-Baqara, die zweite Sure im Koran.