Spenden eines Zehntels des Einkommens

Zakat und Dasamansh

Wohltätigkeit zeigt eine mitfühlende und freundliche Gesinnung. Mitgefühl wohnt im Gemüt eines Spenders und er ist immer aufgeschlossen. Die Führer aller Religionen haben dementsprechend die Wohltätigkeit betont.

Laut den Muslimen sollte jeder einen vierzigsten Teil seines Einkommens für wohltätige Zwecke spenden.

Die Sikhs sind angewiesen, ein Zehntel ihres Einkommens für Wohltätigkeit zu verwenden. Diese Regel, bezogen darauf, ein Zehntel des Einkommens abzugeben, ist in Indien sehr alt.

Die alten Aufzeichnungen, welche im Osten von Ägypten bis Afghanistan gefunden wurden, zeigen, dass in den Tagen des Propheten Ibrahim alle Völker ein Zehntel ihres Einkommens für Wohltätigkeit verwendeten.

Grotus sagt, dass es eine sehr alte Tradition war, ein Zehntel des Einkommens für wohltätige Zwecke zu geben. Die Geschichte zeigt, dass Araber und Afghanen, Karthager, Ägypter, Griechen und Türken alle mit dieser Regel vertraut waren.

Aus den Schriften von Clemens, Trevelyan, Cyprian, Hieronymus und anderen christlichen Schriftstellern1 geht hervor, dass alle antiken Völker mit ihr vertraut waren.

Am Anfang pflegten auch die Juden und die Christen ein Zehntel zu zahlen. Die Redensart lautete: ,Zahle ein Zehntel und werde reichʽ. Historische Schriften zeigen, dass Händler für gewöhnlich ein Zehntel ihres Einkommens den Priestern offerierten, welche dieses vor dem Herrn darbrachten.

Sachsen pflegten als religiöse Pflicht dem Meeresgott Neptun ein Zehntel der Beute von Gefangenen darzubringen.

Ähnlich opferte Xenophon, als er von seiner Eroberung Asiens zurückkehrte, ein Zehntel der Beute Apollo.

Der Prophet Ibrahim sagte, dass das Universum dem Herrn gehöre und rief aus:

,Ehre sei Gott, dem Herrn der Erde und des Himmels.ʽ

Er brachte Ihm ein Zehntel seines Einkommens dar.

Auch der Prophet Jakob erkannte Gott als Herrn von allem an und sagte:

,Was immer Du mir gibst, ich würde Dir ein Zehntel davon opfern.ʽ

Jesus sagte zu einem Seiner Schüler:

,Verkaufe, was du hast, und verteile es unter den Armen, damit du einen Schatz im Himmelreich bekommen kannst.ʽ

Er sagte weiter:

,Gebt Nahrung im Namen des Herrn, auf dass eure Vorratskammern voll mit Getreide seien und es euch an nichts fehle.ʽ

Kabir Sahib sagt, dass Wohltätigkeit nicht zu Knappheit führt.

Der Wohlstand wird durch das Geben von Almosen nicht verringert, wie das Wasser im Fluss. Sieh es mit offenen Augen, so hat es Kabir gesagt.

Kabir Sahib

Er sagte weiter, dass, solange es diesen Körper (deh) gibt, fahre fort zu geben (deh). Wenn dieser Körper nicht mehr vorhanden wäre, würde niemand sagen: ‚Bitte gib‛ (deh).

Das ist der Vorteil, in diesen Körper (deh) zu kommen, dass du geben (deh) solltest. O Kabir, gib (deh), solange du diesen Körper (deh) hast. Fahre fort etwas zu geben, solange du den Körper hast. Wenn dieser Körper zu Staub zerfällt, wird dich niemand zum Geben auffordern. Gib weiter etwas, solange du den Körper hast. Tue anderen Gutes, das ist die Frucht dieses Lebens.

Kabir Sahib

Guru Nanak sagt, dass wir die Wahrheit nur erkennen können, wenn wir die Wahren Lehren befolgen. Wir sollten Mitgefühl mit den Lebewesen zeigen und das durch verdienstvolle Taten verdiente Einkommen mit den Armen und Bedürftigen teilen.

Jemand erkennt die Wahrheit nur, wenn die Wahrheit in seinem Herzen ist.

Der Schmutz der Falschheit verschwindet, und der Körper wird rein gewaschen. Man erkennt die Wahrheit nur, wenn man Liebe zum Wahren Herrn hervorbringt. Beim Hören des Namens wird das Gemüt bezaubert; dann erreicht man das Tor der Erlösung.

Jemand erkennt die Wahrheit nur, wenn er den Wahren Weg des Lebens kennt. Er bereitet das Feld des Körpers vor und pflanzt die Saat des Schöpfers.

Man erkennt die Wahrheit nur, wenn man wahre Unterweisung erhält. Man zeigt Barmherzigkeit gegenüber anderen Wesen und spendet für wohltätige Zwecke.

Jemand erkennt die Wahrheit nur, wenn er im heiligen Wallfahrtsort der eigenen Seele verweilt. Er sitzt dort und erhält Unterweisung vom Wahren Guru und lebt in Übereinstimmung mit Seinem Willen.

Die Wahrheit ist die Medizin für alle; sie beseitigt und wäscht unsere Sünden weg. Nanak spricht dieses Gebet zu denen, welche die Wahrheit in ihrem Schoß haben.

Asa War M1, 468-8 – 468-13

Wenn der Same unversehrt ist, und es die richtige Jahreszeit ist, dann wird der Same sprießen. O Nanak, ohne Behandlung kann der unbearbeitete Stoff nicht gefärbt werden.

Asa War M1, 468-18

Sucher nach Spiritualität üben immer Wohltätigkeit.

Zuerst kommt die Wohltätigkeit durch das Verteilen von Nahrung. Die Kranken und Hilflosen werden behandelt und versorgt. Witwen, Waisen und Leidenden wird auf jede erdenkliche Art und Weise beigestanden. Sie werden durch Wohltätigkeit unterstützt und ihnen wird Hilfe gewährleistet. Sie werden durch liebevolle Worte ermutigt.

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Fußnote:

1) Clemens von Alexandria (ca. 150 – ca. 215), frühchristlicher Philosoph und Autor. Nach heutigem Wissensstand verbrachte er einen großen Teil seines Lebens in Alexandria, wo er auch lehrte.

Sir Charles Edward Trevelyan (1807 – 1886), britischer Staatsbeamter und Kolonialverwalter. Im Laufe seiner Karriere mit Unterbrechungen in Kalkutta und Madras tätig. Verfasste u. a. ein Buch, in dem er sich mit Christentum und Hinduismus auseinandersetzte.

Cyprian von Karthago (Thascius Caecilius Cyprianus, ca. 200/210 – 258), Bischof von Karthago, gilt als bedeutender Kirchenschriftsteller.

Sophronius Eusebius Hieronymus (ca. 348/349 – 420). Die im Mittelalter sehr verbreitete lateinische Bibelübersetzung Vulgata wurde nach heutigem Wissen großenteils von ihm verfasst.