Nur durch den gemeinsamen Satsang ist es möglich,
üble Neigungen auszumerzen

18. November 1915

Lieber Sohn und liebe Tochter,

eure beiden liebevollen Briefe sind gut angekommen, und ich freue mich sehr darüber.

Es ist ein Segen des Meisters, dass ihr so genau das wirkliche Ziel der Lehren verstanden habt. Euer starkes Vertrauen und eure ständig wachsende Liebe für Ihn bringen euch sicher näher zu den gesegneten Füßen des Meisters, denn Liebe und Vertrauen sind die einzigen Bindeglieder zwischen dem Schüler und dem Meister.

Obwohl ihr darüber klagt, dass ihr ständig viele Besucher habt, bin ich doch froh, dass ihr mit allen möglichen Mitteln versucht, eure Übungen einzuhalten. Ihr solltet dadurch nicht mutlos werden, sondern Gott danken, dass Er euch, indem bei euch viel los ist, die Gelegenheit gibt, sich dem Meister zielbewusster und aufrichtiger zuzuwenden.

Für einen ergebenen Schüler ist es notwendig, sein Inneres Selbst immer vom Weltlichen frei zu halten, und deshalb wäre es gut, wenn ihr euch von gesellschaftskritischen Vereinen usw. fernhalten würdet, da das nur Zeitverschwendung und Unruhe ist und sonst nichts bringt. Das gilt aber nur für Schüler des Meisters, andere mögen durch so etwas bis zu einem gewissen Ausmaß weiterkommen.

Um zur Überbewusstheit zu gelangen und Höhere Töne unterscheiden zu können, ist es sehr wichtig, durch die Übungen den Tonstrom am dritten Auge zu konzentrieren oder auch oberhalb von diesem Punkt, wo man sich des physischen Körpers und seiner Umgebung überhaupt nicht mehr bewusst ist. Darüber hinaus kann keiner den Folgen seines Karmas entkommen, ohne dass er eine solche Überbewusstheit im Innern erreicht. Wenn ihr in der üblichen Haltung müde werdet, dann nehmt einfach eine andere ein, eine, die ihr für richtig haltet. Unser Hauptziel ist es, unsere Aufmerksamkeit auf den Tonstrom auszurichten.

Es ist für euch beide besser, nützlicher und hilfreicher, sich vor den Neigungen des anderen in Acht zu nehmen, weil das Gemüt berechnend ist und auf der physischen Ebene sehr mächtig ist. Nur durch den gemeinsamen Satsang ist es möglich, üble Neigungen auszumerzen. Ihr mögt beide all die Fragen freimütig besprechen, und was ihr nicht versteht, darüber könnt ihr mir schreiben.

Mit besten Wünschen und lieben Grüßen von mir und herzlichen Radhasoami von allen Satsangis.

Herzlichst euer

Sawan Singh