Der Meister ist immer bei euch

12. November 1911

Lieber ...

ich freue mich sehr, eure Briefe zu erhalten, und ich sehe, dass euer Herz voller Liebe und Ergebenheit zu Füßen des Höchsten Vaters ist.

Es macht mir auch viel Freude zu erfahren, dass ihr volles Vertrauen in den Pfad habt. In Wirklichkeit sind diejenigen in dieser Welt begünstigt, die erkannt haben, wie unwichtig diese Welt und ihre verlockenden Faszinationen eigentlich sind, die sich wirklich danach sehnen, zu ihrem Vater zu gelangen, die nach Rechtschaffenheit dürsten, nach dem Wahren und erstrebenswerten Reichtum. Und da euch nun gezeigt wurde, wie ihr das in der Praxis erreichen könnt, solltet ihr euch dem mit ganzem Herzen und ganzer Seele widmen.

Der Meister ist immer bei euch. Ihr lebt, bewegt euch und habt euer Sein in Ihm. Er hilft euch immer, bei jeder Art von Aufgaben, die ihr angeht. Je näher ihr Ihm kommt, desto stärker werdet ihr Seine Gegenwart spüren und Seine Hilfe erkennen. Wenn die Liebe zu Ihm in euch wächst, werdet ihr euch Seiner Strahlenden Form im Innern mehr und mehr nähern.

Die Adepten nennen diesen Pfad auch Sehaj-Yoga. Das bedeutet, dass man auf diesem Weg nur langsam vorankommen kann. Der Grund dafür ist, dass unsere Seele seit Zeitaltern von ihrem Vater durch die grausamen Täuschungen von Gemüt und Materie ferngehalten wurde. Da sie schon so lange mit diesem Körper verbunden ist, hat sie einen Hang nach unten, und hat so ihre Wahre Heimat oben völlig vergessen. Das Gemüt hat dabei eine so starke Macht über die Seele gewonnen, dass es die Seele ständig in den Sinnesfreuden verstrickt hält.

Das ist auch der Grund, weshalb man sich nicht augenblicklich und völlig über diese Welt erheben kann. Es ist eine schwierige Aufgabe, aber ihr braucht den Mut nicht sinken lassen. Unser Meister ist allmächtig, und eines Tages wird Er uns ganz sicherlich durch Seine grenzenlose Barmherzigkeit aus diesen Banden befreien. Voraussetzung ist jedoch, dass wir uns nicht von Seiner Tür abwenden, und die Übungen gemäß Seinen Anweisungen und mit Eifer und Hingabe praktizieren.

Wer das Geheimnis des Pfades, der zum Allmächtigen führt, verstanden hat, wird nie mehr den Qualen der Wiedergeburt unterworfen sein. Langsam und allmählich wird sein Geist zu den höheren Ebenen fortschreiten. Und der Tag ist nicht fern, wo sein Geist, selbst befreit von den Fesseln des Gemüts, in der Ewigen Heimat des Höchsten Vaters Ruhe finden wird.

Ihr habt gefragt, wie man Freunde bewirten sollte, die Fleisch essen. In unserem Lande wird in der Regel nur wenig Fleisch gegessen, und wer kein Fleisch isst, wird mit Achtung und Respekt behandelt. Da wir weder Wein noch Fleisch zu uns nehmen, wollen wir andere auch nicht gerne damit bewirten, denn was für uns nicht gut ist, kann für andere auch nicht gut sein.

Aber in eurem Land, wo die Menschen auch Wein und Fleisch zu sich nehmen, liegt die Sache anders. Da ihr nur sehr wenig Gleichgesinnte habt, kann es sein, dass ihr von euren Landsleuten als knickrig oder gesellschaftsfeindlich angesehen werdet. Und da es nicht ratsam ist, dass ihr euch durch so etwas von euren Verwandten entfremdet, wird es euch derzeit erlaubt, eure Gäste mit diesen Dingen zu bewirten; es ist ja auch nicht verboten, Fleisch zu berühren. Aber ihr solltet euer Gemüt sehr sorgfältig unter Kontrolle halten, damit es euch nicht wieder dazu verleitet, ebenfalls Fleisch zu essen. Ich hoffe, dass ihr in dieser Hinsicht keine Schwierigkeiten habt, eure Verwandten liebevoll zu behandeln. Durch den steten Einfluss eures Beispiels werden eure Lieben allmählich euren Fußstapfen folgen.

Darüber hinaus ist es kein Unrecht, wenn man seinen Hund mit Fleisch füttert. Und für Deine Patienten sind Alkohol und Betäubungsmittel ebenfalls nicht verboten.

Es ist sehr gut, wenn wir den Leidenden, Waisen und Witwen finanziell helfen, vorausgesetzt, dass wir die folgenden drei Punkte im Auge behalten:

  1. Wir sollten nicht auf unsere Hilfeleistung stolz sein, denn wir tun ja unsere Pflicht. Alles was wir haben, haben wir von unserem Meister.

  2. Wenn wir gehen, sollten wir weder in dieser Welt noch im Jenseits eine Belohnung dafür erwarten, sonst ist es so, als würden wir nur Geld gegen Zinsen verleihen.

  3. Wir sollten weder irgendein Lob, noch einen Gegendienst von denen erwarten, denen wir etwas geben. Wenn wir Almosen geben, dann ist das für die Reinigung unseres Gemüts sehr hilfreich.

Es ist nicht verboten, das Interesse anderer für das Spirituelle Werk zu wecken, wenn es uneigennützig erfolgt, denn dann können sich die ernsthaften Sucher über den Wahren Pfad informieren. Schwätzer und rechthaberische und sensationslüsterne Menschen sollten wir meiden. Aber die vertraulichen Instruktionen solltet ihr nicht weitergeben.

Geschenke in aller Freundschaft auszutauschen ist nicht verboten, vorausgesetzt, dass ihr nicht mehr erhaltet, als ihr gebt.

Ich hoffe, dass ihr mit Liebe und Vertrauen an euren Spirituellen Übungen festhaltet.

Mit herzlichen Grüßen

Sawan Singh