Wer seine Reise auf dem rechten Pfad begonnen hat …

3. September 1917

Liebe Tochter,

dein Brief vom 27. Juni ist gut angekommen. Es bereitet Freude, ihn zu lesen. Es zeigt sich, dass du sehr schwere Arbeit tun musst, aber dennoch bemühst bist, viel Zeit für deine täglichen Übungen einzusetzen. Was deinen Besuch in Indien angeht, so hast du recht, dass Spiritueller Fortschritt nicht von einem bestimmten Ort abhängig ist, sondern nur von der Haltung des Gemüts. Die Menschen in Indien finden die Spirituelle Praxis genauso schwierig wie ihr, und sie kommen auch nicht schneller voran als ihr – ein langsamer Fortschritt ist also unvermeidlich. Der Meister weist jedem von uns den für unseren Spirituellen Nutzen bestens geeigneten Ort zu. Wer seine Reise auf dem rechten Pfad begonnen hat, wird sein Ziel eines Tages erreichen – früher oder später. Er ist weit besser dran, als jemand, der auf dem falschen Weg ist.

Ihr solltet sicher sein, dass ihr beide eines Tages das sehen und wissen werdet, wonach ihr euch so sehnt – nämlich dann, wenn eure Aufmerksamkeit hinter den Augen völlig konzentriert ist. Es gibt keine Zeitbegrenzung. Ihr solltet eure Pflicht erfüllen, die Übungen mit Liebe und Vertrauen ausführen und den Rest dem Meister überlassen, denn Er kennt den Zeitpunkt. Was du über Gäste, die nicht initiiert sind, geschrieben hast, gilt in Indien wie in Amerika. Man sollte sie nehmen, wie sie sind, sollte geduldig und nachsichtig sein und für ein harmonisches Zusammensein sorgen. Es gibt nur sehr wenige aufrichtige Sucher nach Wahrheit, Sucher ohne jegliches verstecktes Motiv oder solche, die eure hohen Ideale würdigen. Gegenüber solchen außergewöhnlichen Seelen kann es nicht schaden, sein Herz zu öffnen.

Deine Gedanken über Selbstaufopferung sind völlig korrekt. Nächstenliebe hört manchmal auf wohltätig zu sein. Hilf jenen, die versuchen, sich selbst zu helfen, und meide bloße Schmarotzer. Im Allgemeinen wissen die Menschen nicht, was zu ihrem eigenen Besten ist, und sie opfern das Dauerhafte dem Vergänglichen. Sie würdigen es nicht, wenn man versucht, ihnen einen größeren Nutzen zu erweisen. Sie möchten eher (dein) Geld haben, als (dein) Licht. Daher ist es fast besser, seine kargen Bissen – wenn man sie erspart hat – den Tieren vorzuwerfen, als dass man jenen Zeit und Aufmerksamkeit schenkt.

Das Schwanken und Zweifeln, was dich manchmal befällt, wird dann aufhören, wenn du den Meister in Seiner Herrlichkeit im Augenbrennpunkt gesehen hast. Das wird dann geschehen, wenn sich die Spirituellen Ströme hinter den Augen konzentrieren, wo der Meister in Seiner Strahlenden Form wartet, um dich zu empfangen. Also strebe danach, dahin zu kommen – doch bis es soweit ist, gehe einfach weiter und vertraue auf Seine Barmherzigkeit.

Möge dir der Meister Gnade und Schutz gewähren.

Mit herzlichem Radhasoami von mir,
K.S. und allen anderen Satsangis hier.

Herzlichst dein

Sawan Singh