VIII / (vi)
Wer ist der Guru
In der Heiligen-Terminologie wird der Heilige, Der die Wissenschaft des Wortes anwendet und lehrt, ein Guru genannt.
Das Wort Guru ist ein Sanskritwort welches aus der Wortwurzel Giri stammt, was tönen oder sprechen bedeutet. Das Wort Guru weist somit auf einen hin, Der das Tonprinzip praktiziert, Der damit in Einklang steht und Der Es im Menschen hörbar macht.
Paltu Sahib erklärt den Guru als das Wesen, Welches das Wort – die Ewige Musik – von den himmlischen Sphären herunterbringt und uns hören lässt.
Auch Guru Nanak sagt:
Der, Welcher die Wirkliche Heimat in diesem Körper zeigt, ist der Wahre Guru – der Allmächtige. Er lässt das fünftönige Wort im Menschen widerklingen, und so tönt Es weiter als Schlüssel zum Wort.
Guru Nanak, Malar War M1
Soami Shiv Dayal Singh Ji beschreibt den Guru so:
Ein Guru ist der, Welcher das Wort liebt. Er verehrt nichts anderes als das Wort. Derjenige, Welcher das Wort praktiziert, ist der Allmächtige Guru. Sei glücklich im Staub Seiner Füße und halte demütig an Ihm fest.
Und Kabir sagt:
Alle Sadhs sind groß, jeder auf seine eigene Weise. Aber der, Welcher Sich mit dem Wort verbindet, ist der Anbetung würdig.
Doch einem solchen Guru zu begegnen, ist allein durch Göttliche Fügung möglich.
Im Überschwang Deiner Gnade lässt Du uns einen Gottmenschen finden.
Guru Arjan, Majh M3
Ohne die Anweisung eines Gottmenschen kann man sich nicht mit dem Wort verbinden; und wenn diese Verbindung zu Stande kommt, führt Es die Seele zum Herrn, von Dem das Wort ausgeht und all unser Mühen hat seinen vollen Lohn.
Verbindung mit dem Wort bedeutet Verbindung mit dem Herrn, und alles Mühen sprießt weiter dem ersehnten Ziel zu.
Guru Arjan, Sri Rag M3
Wenn man durch ein unfassbares Glück einen solchen Heiligen findet, dann sollte man beharrlich mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele an Ihm festhalten, denn durch Ihn kann man das Ziel des Lebens erlangen – die Selbstverwirklichung und Gottverwirklichung. Seht nicht auf den Glauben oder auf die Rasse. Lernt von Ihm die Wissenschaft des Wortes, und weiht euch mit Herz und Seele der Praxis des Wortes. Der Guru ist Eins mit dem Wort. Das Wort ist in Ihm und inkarnierte sich im Fleisch, um der Menschheit Weisungen zu erteilen.
Im Evangelium heißt es:
Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.
Wenn wir lernen, das sterbliche Kleid nach Belieben abzustreifen, uns über das Körperbewusstsein zu erheben und die Astralwelt zu betreten, erscheint der Meister in Seiner strahlenden Astralform und hilft uns weiter zu den darüber liegenden Ebenen. Er verlässt uns nicht, bis wir den Allmächtigen erreicht haben.
Christus hat in klaren Worten gesagt:
Ich will dich nicht verlassen noch versäumen, bis an das Ende der Welt.
Mit den Worten des Meisters:
Bani oder das Wort ist der Wahre Lehrer, und der Wahre Lehrer ist das Personifizierte Wort.
Guru Ram Das, Nat M4
Guru Nanak, Ramkali M1
Und wieder heißt es:
Im Innern ist das himmlische Licht, und aus Ihm geht Bani oder der Ton hervor. Er stimmt die Seele auf den Wahren Herrn ab.
Guru Nanak, Sorath M1
Dort, in der verborgenen Quelle, brennt ein Licht ohne Öl und Docht; und von diesem strahlenden Licht gehen erhabene Symphonien aus.
Paltu Sahib
Nun erhebt sich die Frage: Wo können wir das Licht und den Ton finden? Es ist weit entfernt vom Blick der Sterblichen und von mehreren materiellen Schichten umgeben. Wir müssen uns über die Festung der Materie erheben, wenn wir es zu finden trachten. Es kann wohl gesehen und empfunden werden, aber mit Augen, die anders sind als die sterblichen Augen des Fleisches. Wir haben alle Achtung und Anerkennung für die Heiligen Schriften, weil wir darin die Lehren vom Wort – Bani – finden. Aber um es genau zu nehmen, sind Tinte, Papier und der Druck nicht Gegenstand unserer Verehrung; mit ihnen jedoch wird das Wort – der Weltlehrer – beschrieben. Auf ähnliche Weise verehren wir im physischen Körper des Heiligen das Personifizierte Wort in Seiner Person. Aus diesem Grund sind beide ungetrennt zu respektieren. Es ist genauso, als ob ein Geliebter im Innern eines Hauses sitzt, dessen Türen fest verschlossen sind. Wir wollen uns verneigen, aber wie können wir es? Wir wissen, dass es der Geliebte ist, vor dem wir uns verneigen wollen, und nicht der Lehm, Kalk und Mörtel des Hauses, in dem er weilt. Vor wem verneigen wir uns, wem liegen wir zu Füßen? Nun, vor dem Bewohner des Hauses, der sich hinter den Mauern befindet, wenn es auch den Anschein hat, als ob unsere Verehrung den Lehmmauern gelten würde.
Das Wort oder Bani ist der Wahre Lehrer für die ganze Menschheit. Es ist der eine Lehrer für alle. Es war der Wahre Lehrer in der Vergangenheit, ist es in der Gegenwart und wird es in allen zukünftigen Zeiten sein. Es gibt keinen zweiten Lehrer oder Guru der Menschheit. Der Mensch, der Ihn – das Wort, den Guru – gefunden hat und der Eins mit Ihm – dem Wort in Ihm – geworden ist, ist mit uns auf dieselbe Weise verbunden wie der Geliebte, auf den oben Bezug genommen war. Es ist die aus sich selbst leuchtende, strahlende Form im Innern des Fleisches und der Knochen des äußeren Menschen, die der Wahre Lehrer und Eins mit dem Herrn ist.
Es ist kein anderer als der Herr Selbst, denn:
Gott erscheint wahrhaftig in Gestalt eines Sadh.
Guru Arjan, Gauri Sukhmani M5
Die großen Schätze des Guru Granth Sahib, wie alle anderen Heiligen Schriften, rühmen einen solchen Gottmenschen, Der uns mit dem Herrn verbinden kann und uns über das Meer der Materie bringt.
Wir lesen in diesem Zusammenhang:
Der, Welcher Seinen Sitz über den Himmeln hat, bringt die Ewige Musik hervor, o Nanak! Den Ruhm eines Sadh können die Heiligen Schriften nicht ergründen.
Und wieder:
Ohne das Wort herrscht völliges Dunkel im Innern. Der Mensch hat es nicht, und er entgeht nicht dem endlosen Zyklus der Geburten. Der Schlüssel ist in den Händen eines Gottmenschen, und kein anderer darf das Tor aufschließen. Ein seltenes Glück bringt den Gottmenschen zur Rettung herbei.
Guru Amar Das, Majh M3
Der Gottmensch und der Herr betrachten Sich als Eines; sei darüber nicht bestürzt in deiner Unwissenheit.
Guru Arjan, Gond M5
Ihr alle, die ihr nach Innerer Ruhe, genannt Sahaj, verlangt, seid sicher, ohne einen Gottmenschen führt kein Weg dahin.
Guru Amar Das, Sri Rag M3
Wer immer den Gottmenschen verherrlichte, kennt den Herrn. Alle Not wird zunichte, alles Leid aufgehoben, wenn man den Wahren Shabd – das Wort – findet.
Guru Nanak, Asa M1
Kommt man mit einem Gottmenschen zusammen, lässt das Gemüt von allen Verzweigungen ab, und man erhält Zugang zur Wahren Heimat im Innern.
Guru Amar Das, Asa M3
Groß ist der Gottmensch, der Sat Purush, denn Er verleiht Sättigung und Befriedigung.
Guru Ram Das, Wadhans War M4
Das köstliche, erfrischende Wasser kosten, für das du in die Welt kamst, kannst du nur durch die Gnade eines Gottmenschen.
Guru Nanak, Sorath M1
Der Dienst für den Meister macht den Tonstrom hörbar und dann erfährt man die Erlösung.
Guru Amar Das, Sorath M3
Das Wort des Meisters offenbart das Göttliche Licht.
Guru Arjan, Bilawal M5
Dient man dem Wahren Meister, wird die Ewige Musik hörbar; und nur dann ist das Mysterium gelöst.
Guru Amar Das, Sorath M3
Der Gottmensch lässt das Licht der Welt erscheinen.
Guru Arjan, Bilawal M5
Hat man einen Gottmenschen gefunden, tritt der Herr in Erscheinung.
Namdev, Bhairon Namdev
Durch die Gnade eines Gottmenschen wirst du den Tempel des Herrn in dir schauen.
Guru Amar Das, Parbhati M3
Bei aller Geschicklichkeit kannst du dich auf dein Geheiß nicht mit Naam verbinden, denn Es kommt als ein Geschenk des Gottmenschen.
Guru Arjan, Malar M5
Betrachte den Gottmenschen und den Herrn als ein und denselben; denn was dem einen wohlgefällt, ist auch für den anderen annehmbar.
Guru Arjan, Gond M5
Die Schätze von Naam – der Spirituelle Strom – sind im Tempel Gottes (dem Körper). Die Unwissenden erkennen sie nicht. Durch die Gunst des Meisters werden sie uns gewahr, und der Herr wird ins Innerste des Herzens gebettet.
Guru Amar Das, Parbhati M3
Der Prophet sagt, dass Gott verkündet habe:
Die Erde, der Himmel und die höheren Regionen reichen alle nicht aus, Mich aufzunehmen. Ich kann nicht in ihnen sein, wisset dies, ihr Lieben. Doch so seltsam es auch scheinen mag, Ich wohne im Herzen eines Heiligen. Wenn ihr Mich also sucht, dann sucht Mich dort.
Maulana Rumi
Darum lerne, den Satguru zu verehren.
Guru Ram Das Ji sagt:
Verehrung des Wahren Meisters ist Verehrung des Herrn. Aus grenzenlosem Mitleid verbindet Er dich mit Naam und leitet dich über das Meer der täuschenden Materie. Jene, die das Leblose und die Gräber verehren, mühen sich umsonst.
Guru Ram Das, Malar M4