Nanak empfiehlt, die äußeren Praktiken der Yogis durch Innere Spirituelle Schulung zu ersetzen und legt nahe, Göttliches Wissen zu unserer Speise zu machen – der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Er schärft Nächstenliebe und Barmherzigkeit ein und sagt, dass wir uns auf die Musik des Göttlichen Wortes abstimmen müssen.

Nanak nimmt auch die Gefahren vorweg, die einem auf der Spirituellen Reise begegnen. Nicht nur Reichtum ist ein Hindernis, sondern auch die Kraft, die man durch Selbstdisziplin und Spirituellen Teilerfolg gewinnt, kann zum Hemmnis auf dem Weg der weiteren Verwirklichung werden. Man beginnt mit diesen verborgenen Kräften zu praktizieren, und wenn man in sie vertieft ist, neigt man dazu, das Wirkliche Ziel darüber zu vergessen. Daher warnt uns Nanak vor dieser Möglichkeit. Wir dürfen nicht ruhen, schwanken oder abschweifen, wenn wir einmal die Reise zu Gott begonnen haben.

Strophe XXIX

Möge Göttliches Wissen dein Brot1 sein, möge Barmherzigkeit dein Aufwärter1 sein; die in allem vibrierende Göttliche Musik sei deine Trompete1. Er ist der einzige Herr2 und hat die Schöpfung nach Seinem Willen geschaffen. Reichtum3 und übernatürliche Kräfte4 entfremden uns dem Herrn. Die ganze Welt bewegt sich nach den zwei Prinzipien der Vereinigung und Trennung5, und alle erhalten ihren Anteil, wie Er es bestimmt. Heil, Heil Ihm allein, dem Ersten, Reinen, Ewigen, Unsterblichen und Unveränderlichen in allen Zeitaltern.

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Erläuterung: 1) Der Hinweis bezieht sich auf die symbolischen Rituale der Yogis. Wenn ihre Speise bereit ist, bläst der Aufwärter die Trompete, um die Yogis zusammenzurufen, damit sie daran teilhaben. Während Sich Nanak an sie wendet, ruft Er alle auf, zum Ziel zu gelangen und die Gottheit oder das Brot des Lebens zu kosten, indem sie sich mit dem Heiligen Wort verbinden, das in allen erklingt und die Gläubigen zum Spirituellen Mahl ruft. 2) Nath: Die Yogis neigen sich vor Gorakh Nath, ihrem Lehrer. Aber Nanak rät ihnen, nur einen Nath oder Meister anzuerkennen, Der über die ganze Schöpfung herrscht. 3) Ridh: bedeutet Reichtum. 4) Sidh: Das im Original gebrauchte Wort ist Sidh und heißt „zu vervollständigen“. Gewöhnlich wird es gebraucht, um die Beherrschung übernatürlicher Kräfte anzudeuten. Nanak lehnt nicht nur Reichtum ab, sondern auch den Gebrauch dieser Kräfte als Hindernisse auf dem Pfad. 5) Sanjog und Vijog: Diese Worte wurden im Original für die beiden Prinzipien der Trennung und Vereinigung verwandt, durch die sich das Spiel des Herrn entfaltet. Durch Gottes Ratschluss ist der Mensch, der von Ihm getrennt lebt, in die Welt der Handlungen geboren. Hier wird er in den menschlichen Irrtum verstrickt, der darin besteht, sich an die sinnenhaften Phänomene der Welt zu binden. Solange er sich der Gottheit bewusst bleibt, Welche die Welt durchdringt, lebt und besteht er in Ihm. Wenn ihn aber sein kleines Ego vom Herrn abschneidet, er seine Unabhängigkeit erklärt und die Rolle des aktiv Handelnden annimmt, ist er unwissentlich in der Seelenwanderung oder dem Kreislauf der Geburten und Tode gefangen. Im irdischen Leben leidet er Not und Schmerzen, bis er sich durch seinen ihm angeborenen Wunsch nach Frieden selbst erneuert (wieder geboren wird) und dafür arbeitet. Dies führt ihn dahin, die Wiedervereinigung mit dem Schöpfer zu suchen, dem Urquell beständiger Freude und dauerhaften Friedens. Wenn dieses Prinzip der Auferstehung und Wiedervereinigung im Menschen nicht wäre, gäbe es kein Spirituelles Erwachen und keinen Spirituellen Fortschritt, und das gewaltige Spiel der Welt würde zunichte werden. Somit bewirkt das zweifache Prinzip von Vijog (Trennung von Gott) und Sanjog (das innewohnende Verlangen nach der Wiedervereinigung mit Ihm) den Lauf der Welt. „[…] und ruhelos ist unser Herz, bis es Ruhe findet in Dir.“ – Der Heilige Augustinus