Einleitung

Sants und andere heilige Männer kommen in diese Welt, um Ihre Spirituelle Botschaft mitzuteilen. Durchdrungen von der Glückseligkeit der Gottverwirklichung, enthüllen Sie das Geheimnis Seiner Wirklichkeit in den Herzen von Suchenden. Wer immer in Kontakt kommt mit solchen Sants, ist in der Lage, von Ihnen einen Funken des Spirituellen Bewusstseins zu bekommen.

Aber wie kann man das Geheimnis dieses Höchsten Glücks vollends beherrschen? Der Durchschnittsmensch hört einer Flöte zu und erfreut sich ihrer Melodie, aber er kann sie nicht spielen. Er kann sie nur wirklich genießen, wenn er in der Lage ist, sie zu spielen. Gleichermaßen sind die Gedanken der Sants in den heiligen Büchern aufs Geschriebene reduziert, aber man kann die Wahrheit nicht realisieren durch bloßes Lesen dieser Bücher. Es ist notwendig, sich mit dem praktischen Teil der Spirituellen Disziplin zu befassen, um das wahre und anhaltende Glück der Gottesrealisierung zu erlangen.

Spiritualität ist nicht zu erreichen durch bloßes Lesen oder Schreiben, sondern durch Praktizieren. Eine Theorie ohne Praxis ist nicht viel Wert. Aber eine Praxis, welche ausgeführt wird, selbst ohne das Wissen der Theorie, ist nicht ohne Gewinn. Durch solch eine Praxis wird die schlummernde Energie unserer Seele erweckt. Spirituelle Energie verbleibt schlummernd in demjenigen, der über Spiritualität liest und von ihr hört, ohne dass er sie jedoch in die Praxis umsetzt. Deshalb haben die Heiligen die Praxis oder die Selbst-Erfahrung immer hervorgehoben.

Sie haben nicht nur vornehmlich Wert auf das Praktische gelegt, sondern haben auch sehr den Wert der Theorie empfohlen. Um die Spirituellen Theorien vollständig zu verstehen, ist es notwendig, Satsangs zu besuchen. Dies ist das beste Hilfsmittel, solches Wissen zu erlangen und jedem Sucher wird angeraten, Gewinn davon abzuleiten. Satsang wurde von den Sants oft als ein Schutzwall gegen Störung in der Meditation beschrieben.

Im Satsang wird jedes Spirituelle Thema leidenschaftslos und mit Liebe behandelt. Durch Besuch solcher Satsangs erlangt ein Sucher Spirituelles Wissen von hoher Wertigkeit, selbst ohne das Studium von Heiligen Schriften und anderer Bücher. Also befürworten die Sants immer die Selbsterfahrung durch das Praktizieren als viel wichtiger und nutzbringender als reines theoretisches Wissen. Denn Spiritualität ist in der Essenz eine individuelle Proposition. Jedoch durch das Fehlen eines Lehrers und ohne die Anwendung seiner Lehren kann man diesen hohen Stand nicht erreichen.

Das Lesen von heiligen Büchern ist wie auch immer nicht ganz und gar ohne Nutzen. Aber ihr voller Nutzen wird nicht aufkommen, solange wir keine Selbsterfahrung durch persönliche Praxis haben.

Dies ist das Geheimnis, das erlangt wird durch Selbst-Verwirklichung und nicht durch Intellekt oder Diskussion. Ihr solltet deshalb praktizieren und es nicht auf Debatten beruhen lassen. Dann nur werdet ihr imstande sein, es zu erkennen.

Sar Bachan / Soami Ji

Spiritueller Fortschritt wird erreicht durch individuelle Disziplin.

Zahlreiche Bücher sind geschrieben worden über instrumentale Musik, so wie die der Vina, der Gitarre oder der Flöte, aber wenn sich jemand wünscht zu erlernen, wie man spielt auf einem dieser Instrumente, müsste er zu einem Lehrer gehen. Gleicherweise kann er kein Spirituelles Wissen erlangen ohne die Hilfe eines Lebenden Meisters. Man mag etwas Wissen durch das Lesen Heiliger Bücher bekommen, jedoch kann man niemals eine persönliche Erfahrung oder Selbst-Erkenntnis daher erlangen.

Eine Person, die niemals das Feuer gesehen hat, mag imstande sein, etwas über seine Qualitäten von Licht und Hitze zu wissen, aber würde nicht nachvollziehen können, wie dieses wirklich ist – wie es eintritt in die Dunkelheit und wie Kälte beseitigt wird durch seine Hitze. Dennoch, wenn wir ein Feuer entfachen und bei ihm sitzen, dann sogar ohne darüber gelesen zu haben, können wir deutlich seine Qualitäten wahrnehmen.

Wenn wir zu unserer Kenntnis von Spiritualität die Praxis hinzufügen, dann wird solches Wissen den Sucher schmücken wie eine Blumengirlande. Daher kommt es, dass Sants so viel Betonung auf die praktische Seite legen.

Eine Person, die ein Musikinstrument spielen kann, muss kein Buch darüber lesen. Was sie benötigt, ist das Instrument und eine Person, die sie lehren kann, wie am besten darauf zu spielen ist. Dann, wenn sie täglich daran arbeitet, wird sie im Verlaufe der Zeit ein Experte werden. Auf dieselbe Art mag eine Person die Theorien der Spiritualität von einem Meister kennen, durch Besuchen Seiner Satsangs, für die persönliche Erfahrung ist es jedoch notwendig, diese zu üben. In anderen Worten sollte man das zur praktischen Anwendung bringen, was vermittelt wurde während des Satsangs. So wie man mehr und mehr Zeit, gemäß der Anweisung, für die Praxis einsetzt, mit Liebe und Vertrauen wird sein Spirituelles Wissen sich zunehmend entwickeln.

Spiritualität erweckt das 'Erkenntnisvermögen' der Seele. Wenn jemand solch einen Zustand erreicht hat, weiß er, was die Seele ist und wie sie ihren Meister treffen kann, den Herrn. Der Name des Verfahrens, um zu dieser Vollendung zu gelangen, wird Yog oder Yoga genannt.

Diese Art des Yoga wurde gelehrt durch die Sants seit undenklichen Zeiten. Sie war sogar während der prähistorischen Zeit vorherrschend, wurde dann aber mündlich von einem Meister an einen Schüler vermittelt. Anfänglich wurde der Yoga durch Atemkontrolle praktiziert, was jedoch beiderlei schwierig und gefährlich ist. Für solch eine Übung braucht man viel Zeit und muss auch auf viele Dinge verzichten. Folglich war diese Übung auf eine kleine Anzahl von Personen beschränkt.

Die Übungen zur Erlangung der Spiritualität werden auch Bhajan Yog oder Surat Shabd Yoga genannt. Eine Beschreibung dieses Yog kann in den 'Yog Sutras' von Patanjali, Gorakh Nath, der buddhistischen Schrift, den Upanishaden und Vedas (Yajur Veda) gefunden werden. In der Perser-Schrift – 'Zend-Avesta' – gibt es auch eine Beschreibung von Shabd Yoga.

Auch die Moslem-Heiligen haben ihn in ihren Büchern beschrieben.

Unter den indischen Sants haben Kabir, Guru Nanak, Dadu, Paltu usw. diesen Yoga gelehrt und ihn vollständig in ihren Schriften beschrieben. Unter den Christen gibt der Heilige Johannes eine klare Beschreibung von ihm (das Wort) in der Bibel (1:1, 2 und 3) ab.

So wurde die Spiritualität mehr oder weniger von den Gründern und Schülern aller Religionen gelehrt und praktiziert; aber im Verlaufe der Zeit verfiel sie und wurde verworren. Die Leute vergaßen die Essenz und nahmen Rituale, Riten und andere äußere Formen der Verehrung an. Schließlich wurden sie völlig ignorant gegenüber dem Gottes-Bewusstsein, wie es zu erreichen ist oder welchem Pfad hinsichtlich dieser Umsetzung zu folgen ist. Sie wurden sogar vergesslich gegenüber den höheren Spirituellen Regionen.

Um auf dem Pfad der Spiritualität zu schreiten, müssen wir zuerst eine Sehnsucht nach Gott haben. Folgende Fragen erheben sich natürlicherweise im Kopf jedes Suchenden:

  1. Welche Dinge sind für Spirituellen Fortschritt notwendig?

  2. Was ist die Methode, um Gott zu treffen und was sind die Fakten und die Verfahren, bezogen auf dessen Erreichen? Was sind die Notwendigkeiten für das Durchlaufen des Pfades?

  3. Welche Qualitäten sollte jemand annehmen, um Erfolg zu erzielen?

Die Lehren aller Religionen haben versucht, Antworten auf die oben genannten Fragen zu geben.

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Fußnote: