Zu Sterben während des Lebens

Mittels des Simrans – der erste Schritt im Surat Shabd Yoga – zieht sich die gesamte Energie des Körpers (die Seelenströme) zum Hauptsitz der Seele im Körper, welcher das Augenzentrum ist; und steigt dann aufwärts mittels des Tonstroms, Der dort widerhallt.

Wenn die Seele abgetrennt ist vom Körper, wird dieser Zustand „im Leben zu Sterben“ genannt.

Diejenigen, die in Übereinstimmung mit den Anweisungen eines Meisters praktizieren, „sterben“ jeden Tag. Sie sind imstande, den Körper zu verlassen und in die Astralregion zu gehen (oder in Regionen darüber, abhängig vom Ausmaß ihres Fortschritts), und willentlich wieder in den Körper zurückzukehren.

Jemand, der Surat Shabd Yoga praktiziert, verlässt seinen Körper auf dieselbe Art und Weise während des Lebens, wie es jemand zur Stunde seines Todes tut. Der einzige Unterschied ist, dass die „Silberschnur“ des Lebens mit dem Körper nicht zerrissen ist. Deshalb verfügt ein erfolgreich Ergebener über die Fähigkeit, in die Astral-, Kausal- und selbst in die höheren Regionen zu gehen und wieder willentlich zurückzukommen.

Der Vorteil solcher Praktik besteht darin, dass eine Person imstande ist, die Schwelle des Todes zu überschreiten, ohne jede Schwierigkeit und ohne Angst. Mit anderen Worten, sie besiegt den Tod. Die Sants erfahren tatsächlich diesen Zustand und wer immer es wünscht, kann dies ebenfalls. Es wird überall in den Schriften in Symbolen genannt, jedoch sollten diese Symbole nicht als leere Worte angesehen werden.

All die Sants preisen die Einzigartigkeit dieses Zustands.

Dadu sagt:

O Dadu! Man sollte nun sterben. Ein jeder stirbt am Ende seiner Lebensspanne.

Gleichsam ist es im Koran erwähnt, dass man sterben sollte vor seinem Tode. Dies bedeutet nicht, dass man Selbstmord begehen sollte. (Tatsächlich wird Selbstmord als die größte Sünde betrachtet.) Zur Stunde des Todes ist jedermann hilflos, und die Seele ist zum Verlassen des Körpers gezwungen (das Resultat davon ist heftige Todesqual).

Aus diesem Grunde sagen Guru Nanak und all die Sants:

Beim Sterben sind wir gezwungen, den Körper zu verlassen, warum also nicht den Yoga ausüben, durch den wir mit Freude und aus freiem Willen in diese Ebenen jenseits des Todes gehen können, während unseres Lebens.

Dieses „im Leben zu Sterben“ bedeutet nicht, dass man verbrannt oder begraben werden sollte. Die ganze Welt befindet sich in Angst vor dem Tode und ein jeder wünscht sich zu leben. Doch derjenige, der Konzentration geübt hat, betrachtet mit gleicher Gemütsverfassung das Leben und den Tod und erlangt Ewiges Leben durch das „im Leben zu Sterben“.

Gott hat einem jeden drei verschiedene Körper verliehen – den physischen, den astralen und den kausalen –, so dass man sich zurückziehen sollte von der physischen in die astrale, von der astralen in die kausale und von der kausalen in höhere spirituelle Ebenen.

Wir sollten keine Furcht haben vor dem Zurückziehen vom physischen Körper, da dies das letzte Ende allen Lebens in dieser Welt ist.

Die Sants haben die Methode beschrieben, jenseits der „Schwelle des Todes“ zu gehen. Durch diese Methode steigt der Schüler auf und kehrt dann wieder zurück in denselben Körper (während der Lebenszeit dieses Körpers). Solch eine Person erfreut sich der Szenarien in den höheren Ebenen und erinnert sich ihrer.

Plutarch hat gesagt:

In dem Moment des Todes erfährt die Seele die gleichen Eindrücke und durchläuft die gleichen Prozesse wie sie von denen erfahren werden, die initiiert sind in die Großen Mysterien.

Unsere Seele ist nicht von dieser Welt. Unsere Wohnstatt liegt jenseits. Jedoch solange man nicht imstande ist, im Leben zu sterben, beendet man nicht den Kreislauf von Geburten und Toden.

Man kann aus dieser Notlage befreit werden durch die Gnade eines Meisters, indem man sich Ihm vollkommen ergibt und auf diese Weise das Ego verbannt und zum Gurumukh wird. Dann allein erkennt man sich selbst. Durch diese Praxis des Surat Shabd Yoga erlangt man Gott-Erkenntnis während seines Lebens und ist auch geehrt am Hofe des Herrn.

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Fußnote: