Kontemplation und Religion

In der Kontemplation sind alle Formalitäten der Religion enthalten. Religion ist eine einzigartige Sache, die in beiden Welten hilfreich ist. Ohne sie anzunehmen, kann der Mensch nicht glücklich sein. Wo Religion für Nichts gehalten wird, scheitert die Spiritualität daran zu wachsen. Religion ist der Wahre Urquell des Lebens in dieser Welt und der nächsten. Ohne Religion kann man nicht einen Schritt auf dem Pfad der Spiritualität – Parmarth – reisen. Die Schriften betonen es, zuerst die Grundlage der Religion zu stärken und sich danach Naam oder Shabd hinzugeben; denn ohne Ersteres ist Letzteres ohne Nutzen. Religion hält alles an seinem richtigen Platz, im Gleichgewicht und im Einklang. Sie öffnet die Innere Sicht, mit dem Ergebnis, dass man den richtigen Wert der Dinge lernt. Somit erscheint die Wahrheit als Wahrheit und Unwahrheit als Unwahrheit. Alle Propheten und Sants haben die Notwendigkeit der Religion betont.

Lord Krishna erwähnt in der Gita:

Immer wenn das Übel die Rechtschaffenheit überwiegt und die Religion zur Neige geht, inkarniere ich mich in jedem Zeitalter, um die Rechtschaffenen zu schützen, die Bösen zu zerstören und die Religion wieder herzustellen.

Guru Gobind Singh sagt auf ähnliche Weise:

Akal (das Zeitlose) sandte mich in diese Welt, um die Menschen auf dem rechten Weg zu führen und sie von Üblem zu entwöhnen.

Das Wort Dharam – Religion – wird aus der Wurzel Dhri hergeleitet, was ‚aufnehmen‘, ‚unterstützt werden durch‘ bedeutet. Es ist eine Kraft, welche dem gesamten Universum Unterstützung gewährt, es stabil hält. Manche sagen, dass die Welt auf den Hörnern eines Ochsen ruht. Andere, dass sie auf der Stirn von Shesh Nag, der mythischen Schlange, balanciert wird.

Guru Nanak klärt die Angelegenheit im Jap Ji, indem Er sagt:

Die Welt wird von Religion aufrechterhalten.

Welche Art von Dharam erhält die Welt aufrecht? Eine, die aus Gnade geboren wird, und eine, die das gesamte Universum in einem Zustand des Gleichgewichts und frei von Chaos durch die zarte Schnur der Zufriedenheit hält. Die Menschen, die an Gott glauben, haben ihre Religion in Naam, das alles aufrechterhält. Als Bewusste Mitarbeiter von Naam folgen sie Seinen Prinzipien und geben sich Seinem Willen hin. Sie werden eingebunden in die Religion. Sie leben durch die Religion. Sie sind die Religion verkörpert.

Entsprechend dem Vishnu Puran hat Religion vier wichtigste Grundsätze:

  1. Sat, was unveränderbare Dauer bedeutet.

  2. Yag, was wörtlich opfern bedeutet, sich aber esoterisch auf die Praxis der Nächstenliebe bezieht.

  3. Puja, was Anbetung bedeutet, gutes Benehmen, Reinheit.

  4. Simran oder die Wiederholung der Heiligen Namen.

Auch Ravi Das und Bhai Gurdas sagen das Gleiche.

Bhai Mani Singh – ein bescheidener Schüler Guru Gobind Singhs; er blieb unverheiratet und widmete sein Leben dem Dienst am Guru –, hat die vier Grundsätze der Religion jedoch wie folgt beschrieben:

  1. Naam, Shabd oder Tonstrom.

  2. Nächstenliebe, was Barmherzigkeit und Opfer bedeutet, an das Wohl anderer zu denken, zu vergeben, alles als Gott gehörend zu betrachten, und es an Gottes Kinder zu verschenken.

  3. Snan, was ein Bad bedeutet. Esoterisch umfasst es Gottesdienst, gutes Benehmen und Reinheit; um das Gemüt von falschen Wegen wie Falschheit, Gewalt und Betrug zurückzuziehen; und den Intellekt von üblen Gedanken zurückzuziehen und ihn am Dritten Auge zu sammeln.

  4. Gyan oder Wissen, welches die Errungenschaft der Wahrheit ist.

Guru Ram Das sagt:

Wenn die Kontemplation erfolgreich vollendet ist, werden alle vier Wesentlichkeiten der Religion mit Leichtigkeit Teil des Schülers werden.

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Fußnote: