Kapitel VIII

Dhun – Ton oder Melodie

Wenn die ersten beiden Methoden der Spirituellen Praxis, nämlich Simran und Dhyan, vollendet sind, führen sie zu der dritten, welche Bhajan ist.

Der Simran ist erst vollendet, wenn die Kontemplation erreicht wurde. Wenn der Dhyan vollendet ist, wird automatisch Dhun erweckt. Dieser ist in der Sprache der Sants als Bhajan bekannt.

Bhajan bedeutet einfach auf den Tonstrom zu hören, was von den Sants auch als die Praxis des Surat Shabd Yoga bezeichnet wird. Dies wird durch die Seele oder durch ihre Aufmerksamkeit ausgeführt. Es geschieht durch Surat oder die Seele, dass die Göttliche Melodie gehört wird. Die Praxis erweckt die Seele, die seit Urzeiten schlummerte und führt in einen Zustand der Glückseligkeit.

Bhajan verursacht weder Müdigkeit noch geht er mit körperlicher Anstrengung einher. Er ist Anand Marg oder der Pfad der Glückseligkeit. Er wird auch als der Pfad des Surat Shabd Yoga bezeichnet. Er ist sowohl erhabener als Simran als auch als Dhyan Yoga. Im Simran müssen wir uns Gott erinnern. Im Dhyan müssen wir über die physische, die strahlende und die Shabd Form des Meisters kontemplieren. Durch diese beiden Mittel verbindet man sich mit dem Tonstrom.

Yogas sind von vielen Arten:

Prana Yoga ist die Praxis der Atemkontrolle; Hatha Yoga besteht aus Körperhaltungen. Beide betreffen den groben oder physischen Körper und sind von geringem Verdienst. Diejenigen, die den Geist und Intellekt betreffen, befassen sich mit dem Astralkörper. Anand Yoga betrifft den kausalen Körper. Dieser ist allen anderen Yogas überlegen. Der Pfad der Sants ist der Surat Shabd Yoga, welcher der Lebensatem aller Yogas ist. Keine äußere Übung ist daran beteiligt.

Der Tonstrom wird mit den Ohren der Seele gehört. Wir erlangen diesen erhabenen Zustand ohne Aufwand jeglicher Art. Der Ton ist wirklich die Offenbarung des Herrn. Er kommt von der Höchsten Region und die Seele ist mit Ihm verbunden. Surat – die Aufmerksamkeit der Seele – und Shabd – der hörbare Aspekt von Naam – sind beide von der Essenz des Herrn. Gott Selbst ist Shabd – der Tonstrom – sowie Surat. Sie sind eine untrennbare Dreieinigkeit oder Drei-in-Einem. Der Ton – Shabd – ist in Wirklichkeit der waltende Gott. Er bildet Sich Selbst in allem ab und schwelgt in diesem Spiel. Er ist der Verehrer als auch der Verehrte. Naam, Ton oder Bani sind Attribute des Herrn. Alle religiösen Schriften belegen dies.

In den Sikh-Schriften ist der Tonstrom als Reiner Ton, Wahrheit, oder Alles Durchdringendes Naam bekannt, welches nur durch das Erreichen des Höchsten Bewusstseinszustandes gehört werden kann. Shabd ist wirklich die Musik des Herrn, und Ihm zu lauschen, wird stark in den Schriften betont. Er ist die Methode, der Glorie des Herrn zu singen. Er ist die ungespielte Melodie. Er ist Eins, und doch manifestiert Er Sich Selbst in allem. Das gesamte Universum wird durch Ihn erhalten.

Shabd führt zu Dhun, welcher am Augenzentrum gespürt werden kann. Dieser Ton ist permanent – Er hört niemals auf. Noch kann Er jemals in Form von Geld gemessen werden. Dhun hat sowohl Licht als auch Ton. Er ist die ungespielte Musik, die im Innern erklingt. Was wir im Innern hören, ist Sein Widerhall, durch dessen Erlangung das Gemüt still wird. Dhun ist aus Shabd geboren. Er wurde die Quintessenz der ungespielten Musik oder Wahrheit genannt.

Dhun ist alles durchdringend und erklingt als die Musik der Vienna in Sach Khand. Der Vienna-Klang ist außergewöhnlich melodiös und hinreißend, und erscheint als die ungespielte Melodie. Der Wahre Shabd führt zum Zustand von Sahaj, wo der Sar Shabd erklingt, und indem wir Ihm lauschen, gehen wir im Herrn auf – Sat Dhara.

Dies ist Gur Bani, welcher sich als Himmlische Musik offenbart. Wer auch immer in Ihm aufgeht, nimmt das Elixier zu sich, das aus Ihm hervorgeht. Sein Geist wendet sich von weltlichen Vergnügungen ab und wird durchdrungen von Freude. Er erreicht dann die Wahre Heimat – Sach Khand.

Der physische Körper hat neun Öffnungen. Die zehnte ist ein verborgener Ausgang mit einer festen Tür. Diese Tür kann geöffnet werden mit Hilfe von Shabd, der von einem Meister gewährt wird. Im Innern ist der Widerhall der Göttlichen Musik zu hören. Wenn diese Tür geöffnet wird, erblickt man Licht im Innern. Es ist dann, dass man den Zustand der Wahren Anbetung erreicht.

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Fußnote: