Liebe ist Wahres Gebet

Liebe ist das Wahre Gebet zu Gott. Durch diese Art des Gebets ist der Liebende so berauscht von der Entzückung der Liebe, dass er nicht einmal geradeaus laufen kann und taumelt. Wenn die Flamme der Liebe in seinem Herzen entzündet wird, leuchten seine Augen auf mit Glückseligkeit und Freude, und er wird von den hinreißenden Strömen des Freudentaumels verzückt. Solch ein Zustand der Berauschung in der Erinnerung an den Herrn ist weitaus besser als tausende von anderen Methoden, um zu versuchen, Ihn zu erreichen.

Während man den Namen des Herrn nur einmal wiederholt, wird die Liebe in jeder Zelle des Körpers des Ergebenen empfunden. Mit anderen Worten kommt sie (die Wiederholung) aus dem Herzen und Tränen fließen aus den Augen in einem endlosen Strom.

Wenn du es wünschst, zur Kaaba (der höchste Platz der muslimischen Pilgerreise) zu gehen, solltest du über den Pfad der Tränen in deinen Augen gehen. Dann wirst du diesen Platz im Nu erreichen. Das Fasten ohne Hingabe und ein Gebet ohne Tränen werden keine Früchte tragen.

Gebete ohne Tränen, das Zählen des Rosenkranzes ohne dass das Herz zerfließt, die Wiederholung (des Namens Gottes) ohne Liebe, das Lesen der Schriften ohne Hingabe, sind alles Wege, die zur Tür Gottes führen. Jedoch gibt es bei diesen Handlungen keine Hingabe im Herzen, noch irgendwelche Tränen in den Augen, und der Weg ist natürlich trocken und endlos. Aber wenn das Herz mit den Tränen der Liebe, die aus den Augen fließen, durchtränkt ist, wird die Gemeinschaft mit Gott viel eher erlangt.

Liebe ist die wahre Form der Verehrung Gottes. Ohne sie sind Wissen und Kontemplation nutzlos, und derjenige, der ohne Liebe verbleibt, ist nicht in der Lage, in sich die Geheimnisse über die Erlangung der Gotterkenntnis einzuprägen. Gebet und Meditation ohne Liebe werden nicht die gewünschten Resultate hervorbringen, nicht einmal, wenn sie über Jahre ausgeübt werden. Solange ein Mensch nicht den Funken der Liebe in sich entzündet, verbleibt er ohne das geheime Wissen über Gott.

Es werden verschiedene Methoden praktiziert mit dem Ziel, die Verbindung mit dem Herrn zu erlangen: nämlich

  • Jap – Wiederholung oder Erinnerung,
  • Tap – Entbehrungen,
  • Bhakti – Hingabe,
  • Vairag – Loslösung,
  • Gyan – Wissen,
  • Yog – die Übung des Yoga

und viele andere.

Aber Wahre Liebe ist eine viel höhere und edlere Befolgung als irgendeine von diesen. Die Grundlage all dieser Methoden ist Liebe. Ohne Liebe wird keine Methode oder ihre Ausführung einen Menschen an den Hof des Herrn bringen. Ohne Liebe sind yogische Übungen so gut – oder vielleicht so schlecht – wie eine Krankheit, denn man kann durch solche Methoden nicht vorankommen.

Guru Arjan sagt:

Wiederholung, Entbehrungen, Freuden, Komfort, Arroganz, Ruhm – all dies sollte am Altar der Liebe geopfert werden, wenn auch nur für eine Sekunde.

Maulana Rumi sagt:

Jenes Auge ist begünstigt, welches Perlen von Tränen in der Erinnerung an seinen Geliebten vergießt. Jenes Herz ist begünstigt, welches in der Trennung von seinem Herrn brennt, denn jede Weile der Reue wird von einer einzigartigen Glückseligkeit begleitet. Ein Mensch, dessen alleiniges Bestreben auf dieses Ziel gerichtet ist, ist der am meisten Begünstigte.

So wie der Regen ein Segen für die Erde ist und sie dazu befähigt, vielfarbige Blumen und wunderschöne Sträucher und Bäume hervorzubringen, genauso erblühen, wenn die Tränen der Augen auf die Erde des Herzens fallen, die Knospen der Geheimnisse der Gotteserkenntnis. Der Weg der Liebe ist also der höchste, so sehr, dass Gott Selbst Liebe ist.

Die Liebe ist das Leben und der Geist aller Praktiken. Keine Praxis kann ohne Liebe nützlich sein. Die Liebe ist eine Kraft, die nicht ihresgleichen hat, und ihr Lobpreis wird in den Veden, Puranas und anderen religiösen Schriften gesungen. Alle Sants, Weisen, Fakire, Inkarnationen und entwickelten Seelen wie Guru Nanak, Kabir, Tulsi Sahib, Soami Ji, Shamas-i-Tabrez usw. waren Anbeter am Altar der Liebe, denn sie ist der einfachste und kürzeste Pfad, der zur Gemeinschaft mit Gott führt. Nur durch die Liebe kann Gott verwirklicht werden.

Guru Gobind Singh sagt:

Ich sage euch allen die Wahrheit und ihr solltet mir mit aufmerksamen Ohren zuhören. Wer Liebe praktiziert hat, hat die Gemeinschaft mit Gott erreicht.

Tulsi Sahib sagt:

Wer auch immer geliebt hat, hat Gott gefunden. Niemandem ist es gelungen, dieses Ziel ohne Liebe zu erreichen.

Er sagt weiter:

Ein heiliger Mensch, ein Dieb, ein Räuber – sie alle versuchen, sich an Gott zu erinnern; aber ohne den Funken der Liebe kann Er nicht zufrieden sein.

Kabir Sahib sagt:

Ein Yogi, ein Enthaltsamer, ein Asket, ein Philosoph – keiner von ihnen ist in der Lage, Gott ohne Liebe zu verwirklichen, denn die Region des Satguru ist am schwierigsten zu erreichen.

Alle Entbehrungen und Praktiken sind leer ohne Liebe. Wissen und Kontemplation sind an sich ebenso erfolglose Bemühungen, aber all diese Praktiken werden nur durchgeführt, um Liebe einzuflößen. Wenn es keine Liebe gibt, dann sind alle Meditationen trocken und nutzlos.

Die Liebe ist die mächtigste und effektivste aller Praktiken, um dem Herrn zu begegnen. Sie ist die einzige Methode, durch die man die Gemeinschaft mit Ihm in einem Augenblick erlangen kann.

Shamas-i-Tabrez sagt:

Wenn der Weg sehr lang ist, solltest du auf den Schwingen der Liebe fliegen. Wenn du die Schwingen der Liebe ausbreitest, brauchst du nicht über die Stufen aufzusteigen.

Er führt weiter aus:

Du solltest auf dem Ross der Liebe reiten und dich ohne Angst vorwärts bewegen, denn dieses Ross ist sehr schnell. Der Pfad mag Höhen und Tiefen haben, aber er wird dich in Windeseile zu deinem Ziel bringen.

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Fußnote: