Liebe ist der Pfad der Hingabe und des Opfers

In der Liebe, da gibt es kein Gesetz außer dem Willen des Geliebten. Was auch immer der Geliebte anordnet oder befiehlt, der Liebende beugt sein Haupt in Gehorsam. Ein reicher Mensch kann nicht von seinem eigenen Machtwort im Zustand der Liebe träumen, worin man auf sich nehmen muss, demütig zu sein und zustimmen muss, unterwürfig zu sein. Ego und Liebe können nicht miteinander verbleiben.

Kabir sagt:

Wenn du den Nektar der Liebe kosten möchtest, kannst du nicht überheblich sein. Zwei Schwerter können nicht enthalten sein in einer Scheide.

Ein Liebender zieht es vor verwundet zu werden durch die Pfeile der Liebe, als einen anderen Menschen mit ihnen zu verwunden. Liebe weiß nur, wie zu geben, ihr Hauptmerkmal ist die Hingabe des eigenen Lebens und Atems. Liebe weiß nicht, wie man befiehlt. Ein Liebender erachtet es für sein Glück, wenn er gebunden ist durch die Anweisungen anderer.

Wirkliche Liebe löst den Liebenden von den Sorgen der Freude und des Leides, des Lobes und des Tadels, der Armut und des Reichtums und nimmt ihn über all diese Beschränkungen hinaus. Liebe dringt in jede Zelle des Liebenden und gibt ihm unbegrenzte Macht, so dass er niemals bedürftig ist an Reichtum oder Ruhm oder Ehre oder hoher Stellung. Er hat keine Sehnsucht nach dieser Welt oder der nächsten. Er ist befreit vom Netz des Himmels und der Hölle. Er wird nicht mehr verleitet von den Schlingen der Rituale oder weltlichen Bindungen.

Weltliche Bequemlichkeiten von Gott zu fordern, heißt, sich zu trennen von den Zielen der Liebe. Nicht in Seinem Willen zu verweilen und sich mit Glück oder sogar Leiden zu begnügen, heißt das Herabfallen aus den Höhen der Hingabe. Ein Liebender liebt nur den Geliebten, und der Geliebte ist das Ein und Alles für ihn. Er sieht nur das Licht seines Geliebten in dieser Welt und im Himmel oben. Der Geliebte ist seine wirkliche Welt. Die Nähe zum Geliebten ist sein Himmel und entfernt von dem Geliebten zu sein, ist seine Hölle.

Nur der Name und der Lobpreis seines Geliebten sind auf seiner Zunge – nichts anderes. Die Wiederholung desselbigen Namens ist niemals endend und Seufzer der Trennung – wenn der Geliebte weiter entfernt von ihm ist – werden gewrungen aus seinem Körper, als auch aus seinem Herzen. Er bittet um nichts von dem Geliebten, außer um den Geliebten und sehnt sich, sich den Wünschen des Geliebten ganz zu ergeben. In der Ekstase seiner Liebe und in seiner völligen Hingabe betrachtet er Armut oder Reichtum, Leid oder Behagen, Gesundheit oder Krankheit, und was sonst auch geschehen mag, als Geschenke von dem Geliebten. Er fühlt keinen Unterschied zwischen Freude und Leid. Durch die Gnade der Liebe erhebt er sich über diese Dinge und verbleibt über den Einschränkungen des Körpers.

Wirkliche Liebe fordert völlige Hingabe. Nicht nur das, sondern man muss glücklich sein in der Freude des Geliebten und darf sich nicht wünschen, den Willen des Geliebten zu überschreiten. Für ihn sind alle weltlichen Dinge erloschen, und er überlässt sie den Menschen, die nach ihnen verlangen. Er zerbricht den Spiegel seines eigenen Intellekts und verbleibt nur im Willen des Geliebten. Er hat nur ein Ziel, und das ist die Erinnerung an den Geliebten. Sein Leben wird verbracht im Willen des Geliebten. Er wünscht sich weder Glück noch Betrübnis, sondern ist zufrieden in Seinem Willen. Wenn ihm ein schweres Schicksal trifft, vergisst er den Schmerz dieses Unglücks. Die Menschen der Welt stellen zu der ein oder anderen Zeit Forderungen an Gott. Aber ein Liebender fragt nach dem Geliebten und nichts anderem.

Sheikh Sa’adi sagt:

Die Leute sagen mir, ich solle etwas verlangen von meinem Geliebten, aber ich werde nur Ihn von Ihm verlangen – nichts mehr.

In gleicher Weise beugt ein Schüler sein Haupt vor dem Willen seines Meisters auf gleiche Weise wie ein toter Körper träge liegt wie ein Erdhügel, ohne jeden eigenen Willen. In solch einem Zustand erhält man die höchste Art Spirituellen Reichtums.

Ein anderer Sant sagt:

Einer, der verwundet wurde durch das scharfe Schwert der Hingabe und des Verzichts, empfängt jede Minute frisches Leben von der geheimen Kraft Gottes.

Bhai Gur Das sagt:

Niemand ist ein Schüler geworden durch bloßes Lippenbekenntnis. Des Schülers Wille sollte gleich dem eines toten Menschen sein. Er sollte sich bewegen, wie er bewegt wird, arbeiten, wie es von ihm gewünscht wird zu arbeiten, und sollte nicht gegen Seinen Willen wirken (Hukam).

Wir können keine Gemeinschaft mit unserem Geliebten haben, solange wir nicht unsere Aufmerksamkeit von weltlichen Wünschen abwenden und nicht die Einschränkungen unseres eigenen Gemütes übersteigen. Liebe ist jenseits aller Beschränkungen. Man erreicht sie nur, wenn man den Schund von Gemüt und Intellekt abwirft. Ein Ergebener sieht das Licht seines Geliebten nur, wenn er sich selbst vergisst in der Ekstase der Liebe. Dann sieht er Ihn überall.

Des Liebenden Wahnsinn der Ekstase führt seinen Augen eine neue Welt zu, welche jenseits dieser physischen Region und jenseits der Region des Gemütes liegt, und er nimmt jedes Wort des Geliebten als eine süße Anordnung an. In Ihm zu leben ist das höchste und süßeste Elixier. Es ist sogar kostbarar als das Leben. Der Strom der Liebe nimmt einen jenseits von Gut und Böse, Glauben und Unglauben, zu einem Zustand so erhaben, dass dieser nicht beschrieben werden kann. Einer, der berauscht ist in diesem einzigartigen Zustand der Glückseligkeit – in welchem jeder Gedanke an Trennung oder Gemeinschaft verloren geht – wird zu einer Verkörperung der Liebe.

Wirkliche Liebe wird es einem nicht erlauben, den eigenen Neigungen des Gemütes zu folgen. Wirkliche Liebe ist ein anderer Name für das bedingungslose Befolgen der Wünsche des Geliebten und nur zu verlangen, Ihm zu gefallen, indem man in Seinem Willen verbleibt. In solch einem Zustand erwägt man seinen eigenen Komfort oder Unbehagen nicht, sondern löscht sein eigenes Selbst aus für den Komfort und die Behaglichkeit des Geliebten. Man fühlt eine seltene und besondere Wonne und Glückseligkeit, so sehr, selbst bei Unannehmlichkeiten, dass die Menschen der Welt nicht beginnen können, sich dieses vorzustellen.

Das bedeutet nicht, dass es nur der Liebende ist, welcher leidet. Der Geliebte leidet viel mehr um des Liebenden willen. Die Motte verbrennt nur einmal und ist frei von aller Pein, aber die Flamme brennt die ganze Zeit.

In der Liebe muss man den eigenen Besitz opfern und das Selbst völlig vergessen. Ein Funke der Wirklichen Liebe ist ewig, und durch sie wird das Selbst oder Ego völlig aufgebraucht oder ausgelöscht. Physisch mag der Liebende zu leiden scheinen, aber innerlich fühlt er eine höhere Art von Glückseligkeit, welche niemand sonst erkennen kann.

Wirkliche Liebe verwandelt Gift in Nektar, Feuer in Eis, Schlangen in Girlanden aus Blumen, Schmerz in Freude und Schuld in Lob. Für einen Liebenden ist lebendig zu sein, nicht mehr als ein Kinderspiel, denn für ihn ist es einfach wie ein Kleidungsstück zu entfernen. Es ist Nichts für ihn, zum Schafott zu gehen, lächelnd, und sein Leben zu opfern. Dies sind alles wohl bedachte Segnungen in der Arena der Liebe. Wie kann irgendeiner das beschreiben oder verstehen?

Kabir sagt:

O Kabir! Der Tod, vor dem sich die ganze Welt fürchtet, beschert meinem Gemüt Freude, da Wahre Glückseligkeit nur erlangt werden kann durch den Tod.

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Fußnote: