Drei Methoden des Gebets

Das Gebet wird auf drei Arten durchgeführt.

Eine ist hörbar, wobei wir Gebete mit der Zunge sprechen. Gewöhnliche Menschen wiederholen bestimmte vorgeschriebene Passagen aus religiösen Schriften oder rezitieren Gebete, die von einem Sant verfasst wurden. Manche denken, dass diese nicht sehr nutzbringend sind, da sie die Gefühle der Sants darstellen, während das Wahre Gebet ein innerer Schrei aus dem eigenen Herzen des Einzelnen ist. Wenn unser Gebet nicht die innersten Gefühle unseres Herzens repräsentiert, ziehen wir keinen Nutzen daraus. Die Gebete anderer Menschen zu rezitieren ist wie das Tragen der Kleider anderer, welche uns nicht passen. Die Gebete von Sants und heiligen Männern dienen uns insofern als Vorbild, als ähnliche Gefühle in unserem eigenen Gemüt aufkommen können, und auf diese Weise hilft uns das Rezitieren solcher Gebete.

Die zweite Gebetsmethode ist mental, wobei die Zunge nicht ins Spiel kommt. Bei dieser Art des Gebets ist Konzentration erforderlich. Bevor man dies unternimmt, spürt man die Gegenwart des Herrn, Welcher alles durchdringt und betet um Seine Hilfe und vertieft sich in Seine Kontemplation. Während du so vertieft bist, bete. Dafür ist Konzentration notwendig. Der Geist sollte von allem Äußeren zurückgezogen sein und sollte auf die Gegenwart des Herrn oder des Meisters fokussiert sein. Dann lasse den Gefühlen deines Herzens mit Hingabe und Dankbarkeit freien Lauf; bekenne deine Schwächen und bitte um Hilfe. Öffne dein Herz für den Herrn. Um dies erfolgreich zu vollbringen, sind Geduld und feste Entschlossenheit notwendig. Es kann nicht in Eile getan werden. Es ist wie das Erlernen des Spielens einer Violine oder eines anderen Instrumentes, was Geduld und entschlossenes Üben erfordert. Am Anfang findet das Gemüt keinen Gefallen daran, aber langsam und allmählich, mit der Erinnerung an den Herrn und der Kontemplation des Gurus, wird das Gemüt still und der Erfolg stellt sich ein. Wenn ein Sucher durch hörbare und geistige Gebete einen kleinen Fortschritt macht, sollte er eine Weile auf Seine Barmherzigkeit und Gnade warten.

Wenn diese Praxis vervollkommnet ist, wird er nach dem Gebet den Fluss von Frieden und Glückseligkeit in seiner Seele wahrnehmen und das Gemüt wird freudvoll werden. Nachdem er diese Freude gekostet hat, wandert das Gemüt nicht mehr. Dies sind Zeichen des Herabkommens der Barmherzigkeit des Herrn und des Meisters.

Gewöhnliche Menschen betrachten dies als alles. Ein Sucher sollte jedoch dankbar sein und sich um so mehr nach der Vereinigung mit dem Herrn sehnen.

In einer solchen Vereinigung erhebt sich der Sucher über die Knechtschaft des Körpers und erreicht die Gegenwart des Herrn und des Meisters, von Welchem alle Segnungen ausgehen. Dann sieht er die unsichtbaren Hände am Werk, was nicht beschrieben werden kann. Der Suchende fühlt, dass er nicht mehr in seinem Körper ist und dass er in ein neues Königreich eingetreten ist. Er schwebt in Spirituelle Regionen und wird ein Bewohner derselben in eben diesem Leben. Er sieht den Herrn von Angesicht zu Angesicht und genießt dieses Höchste Glück. Durch die Macht der Anziehungskraft des Herrn färben sich des Suchers Herz, Verstand und Seele in der Farbe des Herrn. Dies kann als mystisches Gebet bezeichnet werden – die dritte Methode.

Es ist von vielen Sants beschrieben worden, Welche es erfahren haben. Diese Art des Gebets ist auch heute noch zu finden. Aber diese Art des Gebets kann nur durch die besondere Barmherzigkeit und Gnade des Herrn erreicht werden. Die Anstrengung des Suchers zählt nicht. Eine solche Erfahrung, und sei es auch nur für einen Augenblick, führt zum Glauben an den Herrn und den Meister und erzeugt Vertrauen in den Spirituellen Fortschritt und (die) Erfahrung. Alle Sünden, Selbstsucht und Ängste schwinden. Wir schreiten voran und werden zu Empfängern der Inneren Gnade der Sants.

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Fußnote: