Was ist Gott und was ist unsere Beziehung zu Ihm?

Der Herr ist das große Speicherhaus des Bewusstseins. Er ist die Verkörperung der Vernunft und das Schatzhaus der Intelligenz. Er ist der Speicher der Liebe und des Mitgefühls. Wir sind Teile von Ihm. Er ist das Ganze. Die Essenz, aus der unsere Seelen bestehen, ihre Quelle, wird der Herr genannt. Wenn wir ein Tropfen des Bewusstseins sind, ist Er der Ozean des Bewusstseins. Wir sind ein Strahl der Essenz des Bewusstseins und Er ist die Sonne der Essenz des Bewusstseins. Jedes Teilchen ist ein Teil des Ganzen. Unsere wirkliche Substanz ist ein Teil jenes Ganzen, das der Herr genannt wird.

Die Schriften verkünden auch, dass der Sohn die Seele des Vaters ist. So wie ein Baum Samen hervorbringt und ein Samen zu einem Baum heranwächst, so entspringen alle Wesen aus Gott. Alle Lebewesen sind von derselben Essenz wie der Herr. Sie sind Seine Kinder. So wie ein Kind ein Teil des Fleisches der Mutter ist, es lebt in ihrem Schoß und wird dort herangezogen, so werden wir in Gott geboren, werden in Ihm aufgezogen und sind mit Ihm auf die gleiche Weise verbunden wie ein Kind mit seiner Mutter. In der Tat ist es nie von ihr getrennt. Die Verbindung der Mutter zu ihrem Kind ist natürlich. Es mag unklug oder unwissend sein, aber die Mutter kümmert sich um es. Sie ist sogar dazu verpflichtet, dies zu tun. Eine Mutter ist niemals nachlässig gegenüber ihrem Kind. Aufgrund ihrer echten Liebe kann sie ihm gegenüber nicht gleichgültig sein. Wir haben eine noch stärkere Verbindung mit dem Herrn. Wir sind Teilchen des Herrn. Die Beziehung zwischen uns und dem Herrn ist die eines Teils zum Ganzen. Es gibt keinen Unterschied zwischen dem Ozean und seinen Wellen. Es gibt keinen Unterschied zwischen der Sonne und ihren Strahlen. Der Herr ist niemals auch nur für einen Moment unachtsam gegenüber uns. Er kümmert sich immer um uns. Wir sind nie von Ihm getrennt worden. Er ist immer bei uns und durchdringt immer unser ganzes Sein.

Du bist ein mächtiger Fluss. Ich bin ein Fisch. Wie kann ich Deine Grenzen kennen?

Sri Rag M1, 25-6

Wenn wir kindlich werden, wacht der Herr Selbst über uns. Aber wenn wir in unserem Intellekt wachsen und anfangen zu denken und zu grübeln, dann fühlen wir uns unglücklich. Wenn wir uns Ihm zuwenden und uns an Seinem Gewand festhalten, in der Welt leben, aber unser Festhalten an Ihm nicht loslassen, wie ein Kind an seiner Mutter, werden wir glücklich sein. Bettle bei Ihm, iss und trink und rufe: ,O Mutter! Ich bin dein, ob pflichtbewusst oder nicht. Ich bin in deinem Schoß. Wohin könnte ich sonst gehen, wenn ich Dich verlasse?ʽ Dies sollte jedoch mit Liebe, Wahrheit und Einfachheit gesagt werden. Es sollte keine Schläue dabei sein. Die Eigensinnigkeit der aufrechten Kinder ist vergeben. Auch der Herr freut sich über Liebe, Einfachheit und Glauben.

Die Einfachen erkennen den Herrn.

Kabir, Gauri, 324-15

Fahrt fort, Kinder Gottes zu sein. Gebt die Rechte an eurem kostbaren Erbe nicht auf. Erkennt den Herrn als innewohnend und bewusst. Erinnert euch an Ihn als ein lebendiges Wesen. Habt Hingabe. Er ist sowohl mit als auch ohne Eigenschaften und ist auch jenseits von ihnen. Er, Der mit Form existiert, ist auch der Formlose.

O Nanak, Er ist sowohl grobstofflich als auch feinstofflich.

Gauri M5, Sukh 281-18

Er erscheint seinen Ergebenen in verschiedenen Formen. So wie sich im Ozean aufgrund extremer Kälte Eisberge bilden, so erscheint das Formlose aufgrund der Intensität und des Magnetismus der Hingabe in Gestalt, aber mit dem Aufgang der Sonne des Wissens löst sich der Eisberg (die Gestalt) in formloses Wasser auf.

Einige sagen, Er ist formlos, andere sagen, Er ist mit Form. Manche betrachten Ihn als Vater, andere als Mutter, Freund oder Ehemann. Du kannst dich an Ihn in jeder Rolle oder Beziehung erinnern. Es gibt keinen Grund, darüber zu streiten. Sie alle bedeuten das Gleiche, wenn auch mit unterschiedlichen Worten. Schaffe Liebe für Ihn in deinem Herzen.

Der Prophet Moses ging einst in einen Dschungel. Er fand dort einen Hirten, der saß und an Gott dachte. ,O Herrʽ, sagte er, ,wenn Du ein Kind gewesen wärst, hätte ich Dich mit Milch gefüttert. Ich hätte Dein Haar gekämmt und Dich mit Wollkleidern bekleidet.ʽ Auf diese Weise war er ganz in die Betrachtung des Herrn vertieft. Moses sagte zu ihm: ,Du bist ein Ungläubiger.ʽ Als der Hirte das hörte, war er fassungslos und weinte bitterlich. Er sagte: ,O Herr, ich bin nicht höflich zu Dir gewesen. O, was soll ich tun?ʽ Daraufhin ging der Prophet Moses seines Weges. Später, als er in Trance war und dem Herrn begegnete, wurde ihm gesagt:

O Moses! Die Art und Weise der Hingabe der Gelehrten unterscheidet sich von derjenigen, deren Herzen und Seelen im Feuer der Liebe verzehrt werden. Du wurdest gesandt, um zu vereinen und nicht um zu trennen. Den Vereinten hast du von mir getrennt.

Maulana Rumi

Währenddessen ging der Hirte, während er immer noch weinte, ebenfalls in Trance. Und siehe da, Gott erschien ihm und sagte aufmunternd zu ihm: ,Ich werde deine Milch trinken. Ich werde deine Kleider anziehen und essen, was du mir anbietest.ʽ Sogleich ging Moses zu dem Hirten und sagte zu ihm: ,Bitte vergib mir, was ich gesagt habe. Gott ist sehr zufrieden mit dir.ʽ Darauf antwortete der Hirte: ,O Moses, Der, Welcher zu dir kam, hat auch mich besucht.ʽ Erinnere dich an Ihn mit unschuldiger Liebe.

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Fußnote: