Der Meister ist die Manifestation des Herrn

Der Herr ist unergründlich und unbeschreiblich, aber Er manifestiert sich im Meister. Der Meister offenbart Seine Herrlichkeit. Der Herr hat das Innere Tor in unserem Körper verschlossen und sitzt hinter ihm. Er Selbst nimmt die Gestalt eines Menschen an und trägt den Schlüssel, um das Tor zu öffnen.

Die Form, welche Er annimmt, wird von uns besonders geliebt, und diese Form sollte von uns verehrt werden. Die Herrlichkeit des Herrn leuchtet durch den Meister. Er nimmt äußerlich die menschliche Gestalt an und lebt unter uns. Indem Er einen Körper wie wir hat, erfährt Er Schmerz und Freude wie wir. Deshalb ist uns die sichtbare Gestalt des Herrn, welche wir mit unseren Augen sehen, lieber als die ursprüngliche und unsichtbare Gestalt des Herrn.

Der Meister ist nicht vom Herrn zu unterscheiden. Er ist Eins mit Ihm. Wie kann dann der Eine größer sein als der Andere? In der Tat sind Sants und der Herr nicht verschieden. Der Meister ist ein Segen für diese Welt.

Maulana Rumi sagt: ,Wenn du den Meister akzeptierst, erkenne, dass in Seiner Person der Herr und der Prophet enthalten sind. Betrachte Sie nicht als verschieden. Sieh Sie nicht als unterschiedliche Wesen an, und sprich nicht von Ihnen als getrennt. Betrachte den Meister als Jemanden, Der im Herrn aufgegangen ist. Wenn du einen Fehler in deinem Sehen hast, erscheinen der Meister und der Herr als verschieden, und du verlierst sowohl dich selbst als auch die Realität der Spiritualität. Wer den Herrn und den Meister als getrennt betrachtet, ist ein toter Körper und kein Schüler.ʽ

Wenn du einen Meister akzeptierst, erkenne, dass der Herr und der Prophet in Seiner Persönlichkeit verschmolzen sind. Denke nicht an Sie als zwei; sieh Sie nicht als zwei. Sage nicht, dass Sie zwei sind. Wisse, dass der Meister im Herrn aufgegangen ist. Wenn ihr den Meister als etwas vom Herrn Getrenntes betrachtet, seid ihr hinsichtlich der Seele und der Substanz dieses Wissens unkundig. Wenn ein Mensch aufgrund eines Fehlers in seinen Augen den Meister und den Herrn als getrennt ansieht, ist er in Wirklichkeit ein toter Mensch (murd) und kein Schüler (murid).

Der Meister ist jene Form des Herrn, welche man sehen kann. Wir können in Seiner Gesellschaft alle Regionen besuchen (grobstoffliche, feinstoffliche und kausale und diejenigen jenseits davon). Der Herr Selbst ist jedoch verschieden von allen Formen. Ein Punkt, der bedacht werden sollte, ist, ob diese Form des Meisters, welche den Schüler in dieser Welt und in den Spirituellen Regionen begleitet, besser ist als die Form, welche unbeschreiblich, unergründlich und unerkennbar ist und welche dem Schüler noch nicht bekannt ist. Der Meister ist Gott-im-Menschen, ein Gottmensch oder Mensch-in-Gott. Alle Qualitäten von Sat Lok, der Wahren Region, bis Bhu Lok, der geschaffenen Welt oder der Welt des Todes, sind in Ihm zu finden. Er hilft dem Schüler in jeder Region. Er regiert über jede Region mit einer Herrlichkeit und Pracht, die einzigartig ist. Er erhält die Hingabe des Schülers aufrecht. Er ist der Höchste Herr in der menschlichen Gestalt.

Der Meister ist Gott-im-Menschen, eine Verkörperung des Unsterblichen. Er ist der Größte von allen. Obwohl der Herr, wie Elektrizität, alles durchdringt, ist der Meister der Punkt, an welchem Er als Licht erstrahlt.

Der Höchste Herr kommt zu uns in der Gestalt eines Meisters. Er kennt und fühlt unsere Leiden und liebt uns. Wo ist der Herr? Wir können Ihn in der strahlenden und glorreichen Gestalt des Meisters sehen und nirgendwo sonst. Solange wir nicht die Regionen reinen Bewusstseins jenseits der Reichweite des Gemüts, (der) Sinne und (des) Intellekts erreichen, können wir den Herrn nicht sehen. In dieser Welt ist der Herr für uns nur eine Idee; wir klammern uns lediglich an eine mentale Vorstellung von Ihm. Aber das wird im Meister offenbar. Er lebt unter uns, und wir können Ihn sehen.

Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns […]

Johannes 1:14

Solange wir nicht dem Lebendigen Herrn (dem Meister) begegnen, können wir den Höchsten Herrn nicht erkennen. Wir leben in der grobstofflichen Welt. Wir wollen einen Gott, Khuda1, welcher Sich Selbst offenbart. (Der) Mensch lehrt (den) Menschen. Affinität zwischen ähnlichen Dingen ist natürlich. Wir brauchen das Bewusste Selbst des Herrn, Welches Sich offenbart, damit wir Ihn erkennen können.

(Das) Shabd oder (der) Göttliche Schöpferische Ton nimmt körperliche Gestalt an, verbindet uns mit sich selbst und vereint uns mit dem Herrn. Es ist ein Bindeglied zwischen uns und dem Herrn. An einem Ende verschmilzt Es mit dem Herrn, und am anderen Ende ist Es Eins mit Seiner Schöpfung. Die menschliche Gestalt des Herrn dient als ein großes Bindeglied.

Maulana Rumi sagt, dass wir zu Füßen eines Menschen sitzen sollten, der unser Herz kennt, der unsere Schwierigkeiten und Leiden verstehen kann, der unsere Traurigkeit teilen und sie beseitigen kann. Wir sollten im Schatten eines Baumes sitzen, der frische Blumen und Früchte trägt, welche unseren Geist und unser Herz erfrischen und von denen wir die Früchte des Spirituellen Lebens zu essen bekommen. Wir sollten nicht ziellos in den Straßen dieser Welt umherwandern wie Vagabunden, sondern sollten an einem Ort sitzen, wo wir den Nektar des Herrn bekommen können.

Die Meister sind die Hüter dieses Nektars, und sie können diesen Reichtum mit jedem teilen. Sie sind Beauftragte des Herrn, durch Welche der Herr Seinen Reichtum austeilt.

O Herz! Setze dich zu Einem, Der den Inneren Klang kennt. Suche Schutz unter einem Baum, der frische Blumen trägt. Irre nicht ziellos auf dem Markt der Händler umher, sondern sitze in dem Laden, welcher mit Honig handelt.

Maulana Rumi sagt wiederum: ,Ergreife das Gewand eines Menschen, Der mit den grobstofflichen, feinstofflichen, kausalen und Spirituellen Regionen vertraut ist.ʽ

Solange du in dieser Welt bist, wird Er bei dir sein, ob du dich in Dschungeln, (den) Bergen oder (in) Wüsten aufhältst, und Er wird in Leiden und Freuden bei dir sein. Er wird auch in den subtilen und kausalen Regionen und sogar darüber hinaus bei dir sein, sowohl wenn du zu Lebzeiten stirbst, um den Körper während (der) Meditation zu verlassen, als auch nach deinem physischen Tod.

O tapferer Freund! Halte dich am Gewand des Meisters fest, denn er ist über allen Höhen und Tiefen. Er wird sowohl hier als auch im Jenseits bei dir sein, ob du in dieser Welt des Gemüts und der Materie oder jenseits davon bist.

Die Gestalt des Gott-im-Menschen, welche uns von der Fessel von Zeit und Maya befreit, uns aus der Dunkelheit herausführt und uns in allen Inneren Regionen hilft, ist weit besser als der Herr, welchen wir nur als Idee im Kopf haben.

Der Meister ist die Verkörperung des Herrn. Wir verneigen uns vor vielen Göttern wie Brahma, Vishnu, Shiva, Ishwar, Parmeshwar, Par Brahm, Sohang, Sat Naam und Anami. Wir lesen über sie in unseren religiösen Büchern. Sie alle sind unsere imaginären Ideale und werden in Geschichten erwähnt. Aber wenn wir die Gestalt des Meisters erkennen, zeigt sie uns die relative Bedeutung all dieser Gottheiten. Solange wir nicht einem Vollkommenen Meister begegnen, können wir den geringeren Wert dieser Götter nicht erkennen. Es hat sie schon immer gegeben, aber ein Meister ist notwendig, um ihren Wert erkennen zu lassen.

Der Herr nimmt die menschliche Form an und informiert uns über Sein eigenes Wesen. Guru Amar Das sagt dementsprechend, dass es von Anfang an bestimmt war, dass man nur durch einen Meister über den Herrn meditieren kann.

Es wurde vom Herrn von Anfang an so bestimmt: Niemand kann Ihn erkennen ohne einen Meister.

Bihagara Var M3, 556-2

Der Meister ist größer als der Herr, ist die Schlussfolgerung, zu der man kommt, wenn man tief nachdenkt. Wenn du dich an den Herrn erinnerst, bleibst du in dieser Welt, aber wenn du dich an den Guru erinnerst, reist du über sie hinaus.

Kabir Sahib sagt:

Der Meister ist größer als der Herr; dies ist das Ergebnis sorgfältiger Überlegung. Meditiere über den Herrn und du wirst hier bleiben; meditiere über den Meister und du wirst dich über die Welt erheben.

Der Herr ist immer in uns gewesen, und doch mussten wir Hunderte Male geboren werden. Wenn wir dem Meister begegnen, sind wir mit Naam verbunden und werden von Geburt und Tod befreit. Solange wir nicht mit dem Gott-im-Menschen, Guru, und dem Gott-in-Aktion, Shabd, verbunden sind, können wir den Ozean der Existenz nicht überqueren; bloße mentale Meditation hilft nicht. Das einzige Mittel zur ,Überquerungʽ ist Shabd.

Niemand kann ohne das Shabd hinübergehen.

Maru M3, 1068-15

(Das) Shabd ist im Meister offenbart, und nur durch Seine Gnade kann Es in uns verweilen.

Es gibt eine gewisse Hilfe, wenn der Herr unzufrieden ist; aber es gibt keine Hilfe, wenn der Meister unzufrieden ist.

Kabir

Wenn der Herr unzufrieden ist, können wir die Hilfe des Meisters suchen. Der Herr kann durch Ihn besänftigt werden. Aber wenn der Meister unzufrieden ist, welchen Schutz kann ein Schüler haben? Der Herr ist nicht sichtbar, und wenn der Schüler sich mit der Person, in der Er offenbart ist, überworfen hat, wohin wird er sich dann um Hilfe wenden? Die heiligen Schriften sagen dasselbe.

Wenn der Herr (Shiva) unzufrieden ist, beschützt uns der Meister; aber wenn der Meister unzufrieden ist, gibt es niemanden, um uns zu beschützen.

In diesem Zusammenhang sagt Sahjo Bai:

‚Wenn der Herr zufrieden ist, ist es gut; wenn Er aber nicht zufrieden ist, spielt es keine Rolle. Aber ohne die Gnade des Meisters führt sogar unser Intellekt in die Irre, denn ohne ihn gibt es keine Methode, um den Herrn zu erkennen. Ich kann den Herrn aufgeben, aber ich werde den Meister nicht aufgeben. Ich betrachte den Herrn nicht als gleichwertig mit Seiner offenbarten Form.‘

Hierfür gibt es mehrere Gründe:

  1. Gott schuf das Universum und brachte mich zur Welt; aber der Meister befreite mich von Geburt und Tod.

  2. Gott hat fünf Diebe auf mich angesetzt; aber der Meister, Der mich als hilflos ansah, schützte mich vor ihnen.

  3. Gott verwickelte mich in die Bindung an meine Familie, aber der Meister zerbrach diese Ketten.

  4. Gott verwickelte mich in Krankheit und Leiden, aber der Meister machte mich zu einem Yogi und befreite mich davon.

  5. Gott verwickelte mich in verdienstvolle Taten und Handlungen, aber der Meister zeigte mir mein Wahres Selbst.

  6. Gott verbarg sich vor mir, aber der Meister gab mir die Lampe des Wissens und zeigte mir Gott.

  7. Gott schuf die Bedingungen von Knechtschaft und Befreiung in dieser Welt, aber der Meister räumte alle meine Zweifel über Befreiung und Knechtschaft aus. Ich werde mein Gemüt und meinen Körper zu Füßen meines Gurus, Charan Das, opfern. Ich würde den Herrn aufgeben, aber ich würde niemals den Meister aufgeben.

,Wenn Gott gütig ist, ist es gut; wenn nicht, ist es ohne Belang. Aber wenn der Meister nicht gütig und gnädig ist, wird mein Gemüt völlig zerrüttet sein.ʽ

,Ich würde Rama aufgeben, aber nicht den Meister. Ich betrachte Gott nicht als gleichwertig mit dem Meister. Gott hat mich in diese Welt geschickt, aber der Meister hat mich von Geburt und Tod befreit, Gott hat fünf Diebe auf mich angesetzt, aber der Meister hat meine einsame Seele gerettet. Gott umgarnte mich mit Familienbanden, aber der Meister löste meine Bindung. Gott verwickelte mich in Krankheit und Leiden; der Meister machte mich zu einem Yogi und befreite mich davon. Gott verwickelte mich in verdienstvolle Handlungen und Taten; der Meister zeigte mir mein Wahres Selbst. Gott verbarg sich vor mir; der Meister gab mir eine Lampe und zeigte mir Gott. Gott verwickelte mich in Knechtschaft und Befreiung; der Meister beseitigte alle meine Zweifel daran. Ich opfere mich Charan Das; ich werde den Herrn aufgeben, aber nicht den Meister.ʽ

Sahjo Bai

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Fußnote:

1) Khuda oder Khoda ist das persische Wort für Herr oder Gott. Ursprünglich wurde es in Bezug auf Ahura Mazda (der Name Gottes im Zoroastrismus) verwendet.

Heute ist es außer im Iran auch vielfach in nicht-arabischen islamischen Ländern sowie in mehrheitlich islamischen Regionen in Gebrauch.