II / (iv)

Der Soldaten-Heilige

Das Regiment kam von Agra nach Delhi. Da Jaimal Singh nun die Gemeinschaft Seines Meisters nicht mehr hatte, begann Er nach einem Spirituellen Sucher Ausschau zu halten, mit dem Er Sich zusammentun konnte. Bald entdeckte Er einen, Baba Karam Singh, der auch der Armee angehörte und dem Herrn sehr ergeben war. Er besuchte ihn häufig in seinem Quartier und hielt Sich gern in der Gemeinschaft des Älteren auf. Als Baba Karam Singh einmal fragte, was Jaimal Singh zu ihm hinziehe, antwortete Er schlicht:

Ich komme her, weil ich seit meiner Kindheit gern zu den Füßen derer sitze, die den Herrn lieben.

Baba Karam Singh freute sich, einen Gleichgesinnten, noch so jung an Jahren, gefunden zu haben, und es ergab sich eine lebhafte Unterhaltung über die Spiritualität.

Doch bald stellte sich heraus, dass Baba Karam Singh wie Baba Balak von Hazro den Prana-Rhythmus mit dem Naam-Prinzip, das im Granth Sahib gerühmt wird, verwechselte. Der junge, noch nicht volljährige Soldat begann, den Irrtum mit großer Bescheidenheit zu berichtigen. Er zitierte entsprechende Stellen aus den Sikh-Schriften, um klarzustellen, dass das Heilige Shabd die ursächliche Kraft sei, die überall am Werk ist, auch in den Pranas, die aber nicht mit den Pranas gleichgesetzt werden dürfte. Er hob die Tatsache hervor, dass alle großen Vertreter von Sant Mat oder dem Pfad der Meister klar und eindeutig erklärten, dass in der jetzigen Zeit Pranayama und ähnliche Praktiken nicht die Innere Befreiung bringen können. Dann sprach Er von Seinem Großen Meister in Agra, von Dessen inspirierenden Lehren und half Baba Karam Singh, auf den rechten Pfad zu Gott zu kommen.

Nach dem großen Aufstand von 1857 wurde das Regiment, zu dem Jaimal Singh gehörte, aufgelöst; und weil Er seit langem Seine Familie nicht mehr besucht hatte, ging Er unmittelbar nach Hause. Die Freude Seiner Mutter kannte keine Grenzen, als sie Ihn wiedersah. Aber es war Ihm nicht bestimmt, lange bei ihr zu bleiben.

Da Ihn die Nachricht erreichte, dass man in Peshawar ein 24. Sikh-Regiment gebildet hatte, sagte Er Seiner Familie Lebewohl und trat diesem bei. Nach einiger Zeit, im Januar 1858, wurde das Regiment aus dem nordwestlichen Grenzgebiet nach Ambala verlegt. Im September des folgenden Jahres kam es nach Sagar, einer Stadt am Ufer eines großen Sees in Zentralindien. Mittlerweile hatten sich Jaimal Singhs Kameraden an Seine strenge Spirituelle Disziplin gewöhnt; aber die Tage, an denen das Regiment marschieren sollte, sahen sie zu ihrer Überraschung, dass Er einen kleinen Unterstand aushob, wo Er hinterher, mit dem Rücken gegen den Erdwall, in zurückgelehnter Haltung die ganze Nacht in Meditation saß.

Während Er in Sagar stationiert war, bat Jaimal Singh eines Nachts in der Meditation Soami Ji, dass das Regiment in die Nähe von Agra verlegt werden möge, damit Er den Vorteil haben könne, zu Seinen Heiligen Füßen zu sitzen. Ein Mensch der Gottverwirklichung kann seltene Wunder tun, da Er Eins ist mit dem Willen Gottes; und die Liebe eines Gurus für einen Wahren Schüler ist so groß, dass Er ihm nichts abschlägt.1

Jaimal Singhs Gebet wurde erhört, und am nächsten Morgen sagte Er beiläufig zu Bhagwan Singh, Seinem Gefährten und ergebenen Bewunderer, dass das Regiment, wenn es einmal verlegt würde, nach Agra käme. Zu jener Zeit beachtete Bhagwan Singh kaum, was Er ihm sagte, aber als die Nachricht von der nächsten Stationierung eintraf, verbreitete sich die Geschichte des prophetischen Soldaten wie ein Lauffeuer durch das Regiment.

Der Befehl zur Verlegung nach Agra war noch nicht ergangen, als Jaimal Singh um den Jahresurlaub nachsuchte. Er wurde Ihm bewilligt. Doch als Er Sich vor der Abreise bei Seinem Vorgesetzten meldete, unterrichtete Ihn dieser davon, dass Er sich nicht in Sagar, sondern in Agra zurückmelden solle. Der Soldat war von dieser Nachricht so überwältigt, dass Er, anstatt nach Hause zu gehen, Sich sofort nach Agra aufmachte.

Soami Ji empfing Ihn mit großer Zuneigung, und Radha Ji bereitete eigens Halwa, eine Süßspeise, um das Ereignis besonders hervorzuheben. Der Große Guru betrachtete Ihn als Puran Gurumukh, einen Wahren Schüler, und Er trug Ihm einige Seiner mystischen Gedichte vor, die Er während Jaimal Singhs Abwesenheit von Agra verfasst hatte und die später von Rai Saligram Ji, einem anderen bekannten und ausgezeichneten Schüler, mit vielen Seiner eigenen Verse in dem Band Sar Bachan gesammelt wurden.

Einer der von Ihm gelesenen Verse bezog sich direkt auf Seinen Schüler:

Yeh dhun hai dhur lok adhur ki koyi pukre Sant sepahi.

Diese Musik geht von einer transzendenten Ebene im Inneren aus und wird von einem Soldaten-Heiligen aufgefangen.

Sar Bachan, Shabd 9, S. 94

Jaimal Singh zog den größten Nutzen aus der Zeit bei Seinem Meister. Er besuchte regelmäßig den Satsang und trug oft die Verse vor, über die Soami Ji hinterher sprach. In der Zwischenzeit kam das 24. Regiment in die Stadt, Er aber blieb weiter im Punni Gali, da Er noch Urlaub hatte.

Eines Abends bat Ihn Soami Ji, eine Anzahl Decken und Kleidungsstücke zu nehmen und Ihn in eine Ortschaft zu begleiten, deren Bewohner arm waren. Dort verteilte Er die Geschenke, die Er für sie mitgebracht hatte, persönlich an die Notleidenden entsprechend ihrer Bedürfnisse.

Sie waren voller Dankbarkeit, die sie begeistert zum Ausdruck brachten, und segneten den großzügigen Fremden. Aber es war nicht Soami Jis Art, für Sich Lob zu ernten, selbst wenn es Ihm zustand.

O,

rief Er denen zu, die sich um Ihn geschart hatten.

belastet mich nicht mit Dank. Ich handle nur im Auftrag meines großmütigen Meisters. Ihm allein gebührt alle Ehre.

Nach der abendlichen Mission wandte Sich der Große Lehrer an Seinen Schüler und sagte:

Jaimal, mein Sohn, diene den Armen immer auf diese Weise, und schreibe nie dir selber etwas zu.

Als Sein Urlaub vorüber war, ging Jaimal Singh wieder Seinem Dienst nach, aber Er machte es Sich zur Aufgabe, keine Gelegenheit zu versäumen, um Seinen Meister zu besuchen. Oft kam Er mittags zum Punni Gali und blieb bis zum späten Abend.

Eines Tages, als Er ganz in Satsang und Bhajan vertieft war, vergaß Er völlig, dass Er Nachtdienst hatte. Am frühen Morgen erreichte Er Sein Quartier und ging direkt zu Seinem Kameraden.

Hast du deinen Dienst beendet?

fragte Bhagwan Singh.

Wieso, hatte ich letzte Nacht Dienst?

wagte Jaimal Singh zu fragen.

O, du denkst wohl, du bist spaßig? Als hätte ich dich nicht gesehen, als du gestern Abend in Dienstkleidung hinausgegangen bist.

Jaimal sagte nichts weiter. Er überdachte die unfehlbare Fürsorge Seines Meisters und war erstaunt über das, was da geschehen war. Falls Er noch irgendwelche Zweifel über dieses Wunder hatte, wurden sie rasch zerstreut. Der Havildar (Sergeant) über Ihm, dem Er bald danach begegnete und der ebenfalls auf Seinen Nachtdienst zu sprechen kam, erwähnte, dass Seine Anwesenheit korrekt im Nachtregister eingetragen sei. Sobald Er nun weg konnte, eilte Er zum Punni Gali und fiel zu Seines Meisters Füßen.

Wie wenig verdienen wir irrenden Sterblichen die Gnade, mit der Ihr uns überschüttet,

rief Er aus und erzählte die seltsamen Begebenheiten der vergangenen Nacht.

Ich hoffe, du hast darüber nicht zu deinen Kameraden gesprochen.

– O Meister, ich war zu sprachlos, um auch nur ein Wort herauszubringen.

Sehr gut, sehr gut! Nun behalte es für dich, und merke dir, wenn sich so etwas in Zukunft je wieder ereignet, beherrsche dich und mache kein Aufhebens davon.

Dieses Wunder sollte sich wiederholen, als sich nicht lange danach eine ähnliche Situation ergab.

Die eineinhalb Jahre, die das Regiment in Agra blieb, vergingen wie ein glücklicher Traum. Bevor es wieder den Standort wechselte, hielt sich Jaimal Singh drei Tage bei Soami Ji auf. Am letzten Tag, als Er Abschied nehmen musste, fiel Er Seinem Meister demütig zu Füßen, Soami Ji hob Ihn auf, zog Ihn voller Liebe an Sich und bemerkte:

Es gibt keinen Unterschied zwischen uns, denn wir sind gleicherweise von der Naam-Kraft durchdrungen.

Wie es im Militärleben üblich ist, kam das Regiment nun von Agra nach Peshawar. Das 24. Sikh-Regiment wurde alle zwei oder drei Jahre von einer Ortsunterkunft zu einer anderen verlegt. Neben vielen anderen Orten war es vor allem in Rawalpindi, Abbottabad, Mianmir bei Lahore und Jhansi stationiert. In Jhansi wurde Jaimal Singh in den Dienstgrad eines Naik (Korporal) befördert.

Zwei Jahre später, im Oktober, befand Er Sich wieder einmal auf dem Weg nach Agra, um den Jahresurlaub bei Seinem Meister zu verbringen. Wer kann die Seligkeit beschreiben, die zu den Füßen eines Göttlichen Lehrers erfahren wird? Die Zeit ging dahin, und bevor Er es richtig merkte, war für Jaimal Singh schon wieder der Tag der Abreise gekommen. Er ging zu Soami Ji, um Seinen Segen zu erhalten und Sich zu verabschieden.

Dies wird unsere letzte Begegnung sein,

bemerkte der Meister.

Meine Mission auf Erden ist nahezu erfüllt. Ich brauche wohl nicht zu wiederholen, dass ich dich nach meiner eigenen Art geformt habe und du von meinem Wesen bist.

Als Chanda Singh, der zu der Zeit auch im Punni Gali war, hörte, dass Soami Ji die Absicht hatte, in Kürze die Welt zu verlassen, rief er aus:

Was soll dann aus uns werden?

und bat Ihn, jemanden zurückzulassen, um Sein Werk im Punjab weiterzuführen.

Soami Ji lächelte und sagte:

Deine Bitten sind schon vom Allmächtigen erhört worden und Jaimal, Den ich bereits ermächtigt habe zu initiieren, wurde mit der Aufgabe betraut.

Dann sprach Er wieder zu Jaimal:

Stelle alle Sucher, die zu dir kommen, auf den Pfad von Naam, aber sieh zu, dass du dich von den Glaubensbekenntnissen und Sekten fernhältst. Unser Pfad ist der von Nanak und Kabir. Wer immer in Spirituellen Eifer entbrannt ist, ob in diesem oder jenem Glauben, hat ein Anrecht darauf. Arbeite weiter in aller Demut, und was immer du tust, tue als Diener der Heiligen.

Danach wandte Er Sich Radha Ji zu und erklärte, indem Er Seine Hand auf Jaimals Schulter legte:

Er ist wahrhaft unser Gurumukh-Sohn,

nahm einen Saropa, Kopfbedeckung, und gab es Seinem fähigen und getreuen Schüler als Abschiedsgeschenk. Diese große Liebe und Ehrung war zu viel für den bescheidenen Gurumukh; sie überwältigte Ihn und füllte Seine Augen mit Tränen. Das Herz war Ihm schwer, als Er wegging und daran dachte, dass sich der irdische Aufenthalt Seines Meisters dem Ende nahte, und an die schwere Last, die Ihm auferlegt wurde.

Von Agra kehrte Jaimal zu Seinem Regiment nach Jhansi zurück. Der letzte Teil Seiner Soldatenlaufbahn ist bald erzählt, wobei es nicht nötig ist, die vielen Orte anzuführen, an denen das 24. Sikh-Regiment in der Folgezeit stationiert war. Was immer geschah, wohin immer Er ging, Jaimal Singh ließ Sich nie davon abhalten, Seinen Spirituellen Übungen regelmäßig nachzukommen. Wie ein Liebender, der von Seiner Liebe trunken ist, war Er immer in die Freude des Inneren Lebens vertieft.

Selbst als Sein Regiment 1879 während des englisch-afghanischen Krieges im nordwestlichen Grenzgebiet im Gefecht lag, verließ Er nachts Sein Quartier und ging in die Einsamkeit, wo Er eine Grube aushob und Sich mit dem Gewehr unter den Knien der Meditation hingab. Oft spürten Ihn feindliche Schützen auf, aber wenn sie Seine strahlende Gestalt sahen, erkannten sie, dass Er kein gewöhnlicher Soldat war, sondern ein Großer Heiliger, und ließen Ihn in Ruhe. Es kam vor, dass sie sich in Verehrung vor Ihm verneigten, wenn Er Sich aus Seinem Sadhan erhob.

Als Jaimal Singh, der mit 18 Jahren in Agra in die Armee eingetreten war, von der Jugend ins mittlere Alter kam und zum reifen Mann wurde, gewann Er langsam aber stetig die Herzen aller, die um Ihn waren. Zunächst mochten Ihn einige Seiner Kameraden als einen strenggläubigen Einzelgänger abtun, der nicht zu leben verstand, sondern sich in der Lektüre Heiliger Schriften und in langweiligen Spirituellen Übungen verlor. Aber im Laufe der Jahre erkannten sie, dass sie keinen gewöhnlichen Sterblichen unter sich hatten. Was Er Bhagwan Singh in Sagar über den nächsten Standort ihres Regiments vorhergesagt hatte, zog weite Kreise und brachte Ihm viele Bewunderer ein. Als sie während des afghanischen Krieges in Jamrud stationiert waren, wurde Sein Gefährte Bhagwan Singh, der in einem Geleitzug Dienst hatte, plötzlich krank und starb. Im selben Augenblick, wo sein Geist den physischen Körper verließ, rief Jaimal Singh viele Kilometer von ihm entfernt ganz unvermittelt aus:

Wah wah nipat gaye.

Gut, gut, endlich ist es vorbei.

Inder Singh, der dem Regiment in Jhansi beigetreten war, eine tiefe Zuneigung zu seinem Vorgesetzten empfand, und Sein erster Initiierter wurde, saß neben Ihm. Er war keineswegs erstaunt über diesen lebhaften Ausruf und fragte seinen Lehrer, was er bedeute. Jaimal Singh war nicht bereit, darüber zu sprechen.

Warum kümmerst du dich um etwas, womit du nichts zu tun hast?

fragte Er.

Aber als Inder Singh darauf beharrte, sagte Er ihm, dass Bhagwan Singh gestorben sei. Der junge Soldat notierte den Tag und die genaue Zeit, und als die Nachricht vom Tode seines Kameraden eintraf, sah er die Übereinstimmung.

Ähnliche merkwürdige Begebenheiten kamen bei Jaimal Singh häufiger vor und mit der Zeit wurde Er im ganzen Regiment bekannt. Jedermann achtete Ihn, und selbst die englischen Offiziere bezeugten Ihm große Verehrung und nannten Ihn ‘Lord Bischof’.

Alle, die eine Neigung für Spirituelle Dinge hatten, suchten Seine Gemeinschaft; nicht weniger solche, die unter weltlicher Betrübnis zu leiden hatten. So kam der Subedar (Bezirkskommissar) Kharak Singh, der seit vielen Jahren kinderlos verheiratet war, und bat, mit einem Kind gesegnet zu werden. Jaimal Singh machte die Bemerkung, dass es ihm nicht bestimmt sei, ein Kind zu haben, aber als Kharak Singh Ihn weiter drängte, wurde seine Bitte gewährt. Das Kind wurde geboren; aber der glückliche Vater versäumte, einen Betrag von 500 Rupien für Wohltätigkeitszwecke zu verteilen, was ihm Jaimal Singh nachdrücklich eingeschärft hatte. Nicht lange darauf wurde der Subedar ernstlich krank. Man rief nach Jaimal Singh, doch Er sagte, dass es nun zu spät sei und dem Übel nicht mehr abgeholfen werden könne. Ein paar Tage später starb Kharak Singh.

War es bloßer Zufall oder lag es an Jaimal Singh, dass die Angehörigen dieses 24. Sikh-Regiments ein so außerordentliches Interesse für Spirituelle Dinge an den Tag legten? Es ist keine seltene Erscheinung, dass Wirkliche Heilige überall eine Atmosphäre des Friedens verbreiten, welche die Ergebenen des Herrn zu Ihnen hinzieht und auf jene einwirkt, die um Sie sind. Jedenfalls war dieses Regiment bekannt für seine religiösen Neigungen, und viele Sadhus besuchten es, wo immer es auch stationiert war.

Jaimal Singh wurde stets eingeladen, wenn Sadhus zum Regiment kamen oder einer der Soldaten mit ihnen zusammentreffen wollte. Als eines Tages einige der jungen Sikh-Soldaten als Erwachsene in ihrem Glauben getauft werden sollten, bat man Ihn ohne Zögern, die Zeremonie zu leiten, und Er hielt bei einem solchen Anlass eine erleuchtende Rede über die Innere Spirituelle Bedeutung des Rituals. An Seinen Vorträgen aus den Schriften nahmen nach und nach immer mehr Menschen teil, und in späteren Jahren hat Jaimal Singh, Der unterdessen allgemein Baba Ji, Bhai Ji oder Sant Sepahi genannt wurde, des Öfteren kurz über ihren Wahren Sinn gesprochen.

Durch Seine anziehende Persönlichkeit, Seinen untadeligen Charakter, Seine Spirituelle Meisterschaft und Sein wachsendes Ansehen hatte Er bald einen kleinen Kreis sehr ergebener Anhänger aus dem Regiment um Sich, darunter Männer wie Inder Singh, Bagga Singh, Bhagwan Singh und andere, die Seine ersten Initiierten wurden.

Aber Jaimal Singhs militärische Laufbahn fiel nicht nur auf, weil Er streng an einem hohen Spirituellen Ideal festhielt, sondern auch wegen Seiner ebenso bemerkenswerten Leistungen im Bereich der dienstlichen Pflichten. Getreu dem Geheiß Seines Meisters war Jaimal Singh in der Erfüllung Seiner Aufgaben äußerst genau. Nichts vermochte Ihn Seiner Arbeit fernzuhalten, ausgenommen vielleicht, wenn Er in das Göttliche versunken war, bei welcher Gelegenheit Soami Ji auf wunderbare Weise die Lücke füllte. Er war bekannt für Seine Ehrbarkeit und Unparteilichkeit und obgleich selbst ein strenger Vegetarier, zögerte Er nicht, an Seine Kameraden Fleisch auszuteilen, wenn Er dies einmal pflichtgemäß zu tun hatte. Einmal erklärte ein Offizier, dass Sein Vegetarismus aller Wahrscheinlichkeit nach Seine Fähigkeiten als Soldat untergraben würde, und riet Ihm zu einer nicht-vegetarischen Kost, damit Seine Widerstandsfähigkeit und Seine Muskeln gestärkt würden. Jaimal Singh war jedoch nicht zu überzeugen und forderte alle 'Fleisch essenden starken Männer' heraus, Ihn im Felde zu überbieten.

Später baten sie Ihn, die Gründe für Seine Abstinenz zu erklären, und so hielt Er einen ausführlichen Vortrag an das gesamte Regiment, worin Er eingehend darlegte, warum Fleisch gemieden werden sollte, und die landläufige Meinung widerlegte, dass die vegetarische Ernährung die Lebenskraft vermindere. Seine Diensturkunde, die 34 Jahre aktiven Dienst ausweist, bestätigt die Wahrheit Seiner Behauptung, denn sie berichtet nicht von einem einzigen Krankheitsfall.

Wie Sein Großer Meister, so war auch Jaimal Singh in Swartha und Parmartha – weltlicher Gesinnung und Frömmigkeit – gleicherweise unangreifbar. Seine vorbildliche Ordnung, Nüchternheit und Tapferkeit, Seine Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, und die gelassene und bescheidene, ehrenhafte Erfüllung all Seiner Pflichten blieben nicht unbemerkt.

Während Seiner Stationierung in Jhansi wurde Er im Januar 1869 mit einer Verdienstmedaille ausgezeichnet, die Ihn in den Rang eines Naik, Korporal, erhob. In Mianmir, am selben Tag, drei Jahre später wurde Er zum Havildar, Sergeant, befördert und als das 24. Sikh-Regiment von 1880 an für drei Jahre in Multan lag, erhielt Er eine zweite Auszeichnung für getreue und anerkennenswerte Pflichterfüllung.

Am 15. August 1889 trat Er in den Ruhestand, nachdem Er 34 Jahre ergebenen und ehrenvollen Dienst geleistet hatte. Als Er von Seinem Regiment Abschied nahm, war allen das Herz schwer, den Kollegen, Vorgesetzten und Untergebenen, denn sie verloren in Ihm nicht nur einen fleißigen und zuverlässigen Kameraden, sondern einen Freund und Lehrer – Er unterrichtete die Offiziere in Gurumukhi – und was viel seltener ist, einen unfehlbaren und inspirierend moralischen und Spirituellen Führer.

Die von Seinen Kameraden und anderen hinterlassenen Berichte über Baba Ji stimmen mit Seinem übrigen Leben und Seinem Charakter voll überein. Bei ihrer Lektüre begegnet man einem Menschen, Der trotz Seiner Vertiefung in die Göttlichen Mysterien nicht für die Welt verloren war.

Einen Regimentskameraden, der Ihm während Seines Dienstes als Havildar unterstellt war, verwunderte es, dass er Ihn in drei Jahren ihres Zusammenseins nicht ein einziges Mal ungehalten sah und auch von anderen nichts dergleichen hörte. Immer freundlich, vermied Er einen groben oder gewöhnlichen Umgangston. Er war zeit Seines Lebens strenger Vegetarier und gleicherweise Abstinenzler. Dem lässt sich Seine ebenso unbeugsame Festigkeit in Brahmacharya, Keuschheit, hinzufügen, denn Er blieb ehelos. Durch die Hingabe an Gott gebunden, drängte es Ihn nie zu heiraten, und Er widerstand entschlossen jedem Versuch, Ihn zum Ehestand zu überreden.

Als Sein jüngster Bruder Jiwan Singh ebenfalls in die Armee eintrat und seinen Wunsch äußerte zu heiraten, sprach Sich Jaimal Singh nicht dagegen aus, sondern sagte nur:

Warum willst du in dieses Gewebe eindringen, wenn es unserer Familie nicht bestimmt ist weiterzubestehen?

Jiwan Singh heiratete, und ein Jahr später wurde ihm ein Sohn geboren, der nach kurzer Zeit starb und dem seine Mutter bald folgte. Dan Singh, der zweite Bruder, der den Hof führte, war ebenfalls kinderlos, und so hatte sich Jaimals Vorhersage erfüllt.

Andere Eigenschaften, die Jaimal Singh von den meisten Menschen unterschied, waren Seine unermüdliche Bereitschaft zu dienen; Seine ebenso große Nächstenliebe und Großzügigkeit. Genau wie Soami Ji verteilte Er des Öfteren Kleidung und andere unentbehrliche Dinge an Arme und Bedürftige. Er hatte keine Feinde und betrachtete alle als Seine Freunde. Seine besondere Liebe galt jedoch den Armen und vor allem den Sadhus und Ergebenen des Herrn. Während andere müßig waren oder Sport trieben, suchte Er die Gesellschaft solcher gottesfürchtiger Menschen, sorgte für ihre Bedürfnisse und erörterte mit ihnen Spirituelle Fragen. Weder in Seiner Militärzeit noch danach machte Er Unterschiede zwischen den einzelnen Glaubensanschauungen, sondern behandelte alle – Moslems, Christen, Sikhs oder Hindus – als ebenbürtig.

Obwohl Er jederzeit willens war zu helfen, materiell oder spirituell, hat Er es immer vermieden, im Mittelpunkt zu stehen. Schon als Kind war Er für Seine Bescheidenheit bekannt, wobei sich die Leute zuweilen über Seine Schüchternheit lustig machten. Wenn Er Sadhus begegnete, gab Er Sich damit zufrieden, Ihnen zuzuhören; selten widersprach oder kritisierte Er. Traf Er einen Wahren Sucher, war Er gerne bereit, Probleme zu erörtern und zu klären; doch was immer Er wusste, schrieb Er nie Seinen eigenen Fähigkeiten zu, sondern der Gnade Seines unvergleichlichen Meisters.

Seine Kleidung und Erscheinung waren einfach, aber fein wie Er selbst. Er war von mittlerer Größe, etwa 1,60 m und kräftig gebaut. Seine Stirn zeigte über dem rechten Auge eine knotige Erhöhung, und an der Sohle des rechten Fußes hatte Er ein Lotoszeichen, das Symbol Wahrer Spiritualität. Er besaß feine Gesichtszüge und eine helle Haut, ein strahlendes Antlitz, dessen frische Farbe durch einen langen Vollbart betont wurde, der Sein leuchtend schwarzes Haar, abgesehen von ein paar vereinzelten weißen Fäden, bis zum Ende beibehielt. Wenn Er nicht in Dienstuniform war, trug Er einen weißen Turban nach Art der Jats (Landleute), einen weißen Muslin-Kurta (loses Hemd) und eng anliegende Beinkleider der gleichen Farbe. Hielt Er Sich mit Seinen Gefährten im Quartier auf, hüllte Er Sich meist ganz zwanglos in einen handgewebten, an der linken Seite befestigten Umhang, wickelte Sein Haar, das Ihm lose bis zum Bund herunterfiel, in ein Handtuch und ging in Kharaon (Holzsandalen) oder Jooti (indischen Schuhen). Er war einfach in Seinen Gewohnheiten und genügsam hinsichtlich Seiner Bedürfnisse. Milch war Sein bevorzugtes Nahrungsmittel und besonders gern trank Er Ziegenmilch. Für Sich Selbst brauchte Er nur wenig; Seinen Verdienst gab Er größtenteils für wohltätige Zwecke oder zur finanziellen Unterstützung Seines Bruders.

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Erläuterung: 1) Was wir mit dem, was wir wissen, nicht erklären können, bezeichnen wir normalerweise als ‘Wunder’. So schauten die ersten Zeugen der Fortbewegung auf das, was sie sahen wie auf ein Wunder, doch heute würde es kaum jemand als solches nehmen. In gleicher Weise weiß er, der die Innere Wissenschaft gemeistert hat, dass das, was die Leute als Wunder betrachten, als solche keine Wunder sind, jedoch auf den höheren Gesetzen der Schöpfung basieren, zugänglich nur den Wissenschaftlern des Geistes, welche die Mysterien des Inneren Pfades erkundet haben.

Siehe in diesem Zusammenhang das Kapitel, ‘Das Gesetz der Wunder’ in ‘Die Autobiografie eines Yogi’ von Paramhansa Yogananda.