II / v – Teil I

Der Fackelträger

Nachdem Baba Jaimal Singh als Pensionär der Militärverwaltung in den Ruhestand getreten war, beschloss Er, das Heim Seines einzigartigen Meisters zu besuchen. Soami Ji hatte im Jahre 1878, wie Er es vorausgesagt hatte, die Welt verlassen; aber Baba Ji fühlte Sich Seiner Familie und Seinen Schülern sehr verbunden. So nahm Er 1890 den Zug nach der alten Mogul-Hauptstadt und ging von dort geradewegs zum Punni Gali.

Radha Ji war voller Freude, Soami Jis geliebten Schüler wiederzusehen. Chacha Partap Singh, Soami Jis jüngster Bruder, war ebenso erfreut und hieß Ihn herzlich willkommen. Auch Baba Gharib Das, der damals offensichtlich in Agra war, erhielt Nachricht und eilte herbei, um mit der Großen Seele aus dem Punjab zusammen zu sein. Wer vermag die große Freude zu beschreiben, als sie sich begrüßten, einander umarmten und des Großen Meisters gedachten, Der zwar nicht mehr auf der physischen Ebene, wohl aber geistig immer bei ihnen war? Wer kann je die Gefühle solcher Meisterseelen ergründen? Als sich diese alten Spirituellen Kameraden wiedersahen, strahlten sie Liebe aus, und diese Begegnung zu erleben war in sich eine Lektion aus der Wahrheit, dass Gott Liebe ist.

Radha Ji brachte einen roten Turban und einen Aasan oder Gebetsteppich, den ihr Soami Ji vor Seinem Weggang als letztes Geschenk an Seinen Gurumukh-Schüler zurückgelassen hatte. Chacha Partap Singh holte dann noch einen Gaddi (eine Art Polstersitz), in den Sich Baba Ji setzen sollte.

Er wollte aber nichts davon wissen und meinte:

Ich bin nur ein Hund dieses Hauses, gesegnet, in seinen Mauern verweilen zu dürfen

und blieb stehen.

Da protestierte Chacha Partap Singh und bestand auf seiner Bitte, doch ohne Erfolg. Schließlich schritt Radha Ji ein und beendete den Wortwechsel, indem sie erklärte:

Jaimal Singh ist wirklich ein würdiger (khatau) Sohn Soami Jis, Der das meiste aus dem Ihm anvertrauten Kapital gemacht hat. Ihm wurde die Herrschaft über Sat Lok gegeben, warum sollte Er Sich da um irdische Gaddis kümmern?

Nach dem Mahl bestand Baba Ji darauf, das Geschirr sauber zu machen.

Dieses Heim ist für mich ein Tempel, denn hier kam ich zur Erleuchtung. Mein einziger Ehrgeiz ist, diesem Haus zu dienen.

Aber Radha Ji wollte das nicht.

Du magst an jedem anderen Tag tun, was Dir gefällt,

erklärte sie,

aber heute musst Du Dich dem fügen, was ich sage.

Tags darauf ging Baba Ji in Begleitung von Chacha Partap Singh und Baba Gharib Das zu Rai Saligram, einem geliebten Schüler Soami Jis, der nach Ihm betraut wurde, das Werk in Agra fortzuführen, und weiter Vorträge im Pipal Mandi hielt, wo er allgemein als Hazur Maharaj bekannt war. Er freute sich sehr über diesen Besuch und empfing den hochgeschätzten Gast aus Ghuman voller Achtung und Zuneigung. Sie umarmten sich, wobei Hazur Maharaj Baba Ji zu dem Gaddi zog, auf welchem er gesessen hatte, um Ihn neben sich zu haben. Aber mit der für Ihn charakteristischen Bescheidenheit lehnte Baba Jaimal Singh diese Ehre ab und setzte Sich auf den Boden.

Am dritten Tag überreichte Hazur Maharaj Baba Ji eine prächtige, mit Gold verbrämte Seidenrobe, doch Er wollte sie nicht nehmen.

Wie könnte sich ein einfacher Landsmann wie ich in ein so kostbares Gewebe kleiden? Ein Khadi (handgewebtes Tuch) passt viel besser zu mir.

– Wie kannst Du so etwas sagen,

wandte der Gastgeber ein,

wenn Soami Ji Dich zum König der Spiritualität machte und Dich mit Seiner Mission im Punjab betraute?

Als er sah, dass Baba Ji nicht nachgab, machte er den Vorschlag:

Nun gut, wenn Du das Gewand nicht annehmen willst, so erweise mir die Ehre, es wenigstens einmal anzuziehen, wonach ich es als kostbares Andenken behalten will.

Bei diesen Worten erklärte Chacha Partap Singh, dass er ein älteres Recht darauf habe und es darum ihm zugesprochen werden möge, nachdem es Baba Jaimal Singh abgelegt hatte. Zuletzt kam auch Radha Ji herein und vermittelte.

Wie konnte Jaimal Singh bei einer solchen Liebe und Ehrung noch länger Widerstand leisten? Welcher Sterbliche verdiente das? Es war alles die Gnade Seines Meisters.

Mit Tränen in den Augen nahm Er das Gewand aus Radha Jis Händen, legte es ehrfürchtig auf Seinen Kopf und trug die Verse aus dem Granth Sahib vor, die beginnen:

Maen av-ghun, gun nahin koi […]

Ich bin unwürdig und keine Tugend ist in mir […]

So verging eine Woche, und nachdem Jaimal Singh dem Ort Seiner Spirituellen Erleuchtung alle Liebe und Achtung erwiesen hatte, bereitete Er Sich auf den Abschied vor. Er lud Baba Gharib Das ein, mit Ihm zu kommen, und dieser nahm die Einladung dankbar an. Dann machten sie sich auf die Reise nach dem Punjab. Als sie in Ghuman angekommen waren, wurden Ihnen zu Ehre Ansprachen gehalten und Texte aus den Heiligen Schriften gelesen. Zudem stand Jiwan Singhs Hochzeit bevor – man feierte Feste und freute sich. Die Dorfbewohner nahmen regen Anteil an den Vorträgen der beiden Spirituellen Freunde und die Tage gingen dahin, bis Baba Gharib Das wieder zurück musste. Jaimal Singh begleitete ihn zur Bahnstation von Beas und als der Zug abfuhr, sagte Er ihm herzlich Lebewohl.

*Baba Ji fur damit fort, in freundschaftlichem Verhältnis mit Soami Jis Schülern und den Mitgliedern Seiner Familie zu stehen. Es bestand großer gegenseitiger Respekt und Wertschätzung und Baba Jis Besuch in Murre im Jahre 1894 kam durch die Einladung von einigen Agra Satsangis zustande. Aber nach dem Dahinscheiden von Hazur Maharaj Rai Saligram Ji begannen die Dinge eine Änderung zu erleben. Ein Schritt wurde unternommen, um alle Aktivitäten unter die Kontrolle von Pandit Brahm Chankar Misra alias Maharaj Sahib zu bringen, durch die Gründung eines Zentralen Verwaltungsrates in Soamibagh. Baba Ji wurde zusammen mit neun anderen für den ersten Ausschuss des Rates nominiert. Der an Baba Jaimal Singh von Chacha Partap Singh aus Allahabad zu dem Anlass gesandte Brief, datiert auf den 4. August 1902, in dem Er als solches nominiert wird, liegt vor1.

Baba Ji jedoch sträubte Sich, demselben beizutreten, da Er spürte, dass die Veränderungen, die zu dieser Zeit zwischen den Agra Satsangis stattfanden, nicht in Übereinstimmung mit Soami Jis Lehren waren. Er lehnte auch ab und stellte Sich entgegen Maharaj Sahibs Plan für die Errichtung eines prächtigen Samadh in Erinnerung an Soami Ji, da Er empfand, dass ein Geist so demütig wie Sein Meister, niemals ein solches Projekt zugelassen hätte. Als Er zu dieser Zeit nach Agra ging, erläuterte Er offen Seine Betrachtungsweise, aber Maharaj Sahib war nicht davon abzubringen. Sich Selbst nicht länger gut empfangen und Seine Worte nutzlos erkennend, kehrte Er zurück nach Beas und entschied, Abstand von den Aktivitäten des Rates in Soamibagh zu halten.

* (Die Übersetzung dieses Abschnitts ist an die
englischsprachige Erstedition von 1960 angeglichen;
Anm. d. Redaktion 2011.)

Während Seiner Militärzeit verbrachte Baba Jaimal Singh jedesmal einen Teil Seines Urlaubs in Ghuman. Obgleich frei von weltlichen Bindungen, liebte Er doch Seine Mutter sehr. Bei einer Gelegenheit erzählte Er einem Schüler, dass Er und Seine Mutter sich in den vergangenen drei Lebensläufen derselben verwandtschaftlichen Beziehung erfreut hätten. Wenn Er nun in Seine Heimat kam, pflegte Er Seine Zeit nicht mit unnützem Geschwätz und Nichtstun zu vergeuden, sondern ging ans Ufer des Beas-Flusses und setze Sich verborgen in einen der Gräben, die der eigenwillige Fluss durch den launischen Wechsel seines Laufs geschaffen hatte, und blieb tagelang in Spiritueller Hingabe versunken, indem Er nur von ein paar trockenen Chapatis (indische Brotfladen) lebte, die Er von zu Hause mitgebracht und an einen Kikarbaum gehängt hatte.

Manchmal ging Er auch, wenn Er in Ghuman war, zu Dera Baba Namdev und setzte dort Seine Meditationen fort. Oder Er benutzte für den gleichen Zweck einen Unterstand im Hof des elterlichen Hauses.

Dieses Haus und der Unterstand wurden noch lange nach Baba Jis Tod erhalten. Sein Nachfolger Hazur Baba Sawan Singh Ji nahm manchmal Seine engsten Schüler mit nach Ghuman und zeigte Ihnen die Stelle, wo Sein Großer Meister zur Meditation zu sitzen pflegte. Insbesondere wies Er auf den Pflock an der Wand des Unterstandes hin, an dem Baba Ji Sein Haar festgebunden hatte, um den Schlaf während abhyasa abzuwehren.

Genau wie Seine Kameraden Baba Jaimal Singh mit der Zeit zu achten und verehren lernten, haben nach und nach auch die Bewohner von Ghuman Seine Spirituelle Größe erkannt. Seine Hingabe in früher Kindheit war dort schon zur Legende geworden, und wann immer der Sant Sepahi kam, eilten die Leute aus der Umgebung herbei, um Ihn zu grüßen. Jung und alt – jeder, der für Spirituelle Dinge aufgeschlossen war, suchte Ihn auf. Seine Jugendfreunde Mistri Elahi Baksh und Bhai Lena baten als erste um Spirituelle Führung. Er lobte ihren Eifer, sagte aber, dass die Zeit für ihre Einweisung noch nicht da sei. Viele Jahre später, als Er merkte, dass die rechte Stunde gekommen war, stellte Er sie auf den Inneren Pfad; sie gehörten zu Seinen ersten Schülern in Ghuman.

Nachdem Sich Baba Ji von Seinen dienstlichen Pflichten zurückgezogen hatte und wieder in Sein Heimatdorf kam, ging Er nach alter Gewohnheit zum Ufer des Beas, um sich den Spirituellen Übungen zu widmen. Die Jahre unmittelbar nach Seiner Militärzeit brachte Er größtenteils auf diese Weise zu.

Als Er einmal mit Hakim Nand Lal in Amritsar war, erwähnte Er, dass Er einen ruhigen Ort in der Einsamkeit suche, wo Er Sich niederlassen und weiter Seinen Meditationen nachgehen könne. Lala Khazana Mal, ein Geldverleiher, der auch dabei war, meinte, dass man einen solchen Ort am Beas-Ufer zwischen Vairach und Balsarai finden würde, wo er sein Geschäft betreibe. Baba Ji, Der Sich von dieser Gegend ohnehin angezogen fühlte, nahm diesen Vorschlag an. Es war der Ort, wo Kahan, eine Gottberauschte Seele, Baba Ji in früheren Jahren begegnet war und gesagt hatte, dass er Ihm hier für später eine Stätte bereite.

In der Zwischenzeit war Baba Chanda Singh, der die Unterweisungen ebenfalls zu den Füßen Soami Jis erhalten hatte, verstorben. In seinem letzten Augenblick fragte ihn Bibi Rukko, eine sehr ergebene Schülerin, was nun aus ihr werden solle.

Fürchte nichts, mein Kind,

erwiderte der Weise,

ein anderer, größer als ich, wird für dich Sorge tragen.

– Wo werde ich Ihn finden?

fragte sie.

Ihn finden? Nein, das brauchst du nicht, denn Er Selbst wird dich ausfindig machen.

Kurz bevor Sich Baba Ji am Beas-Ufer niederließ, erzählte Bibi Rukko, die damals in Vairach lebte und spirituell gut vorangekommen war, den Dorfbewohnern, dass ihr Beschützer in diese Gegend kommen und dort leben werde.

Bei Seiner Ankunft fand Baba Jaimal Singh eine kleine Hütte von etwa zwei mal zwei Metern vor, die aus Stroh und Zweigen für Ihn gebaut worden war und in der Er von nun an wohnte. Bald danach erreichte auch Khazana Mal den Ort. Als er hörte, dass Baba Ji gekommen sei, ging er zu Ihm. Er ließ die Hütte mit Lehm verputzen und eine Mulde ausheben. Man schrieb nun das Jahr 1891, und Baba Ji gab Sich mit doppeltem Eifer Seinen Spirituellen Übungen hin. Er ging in diese Höhlung und blieb dort tagelang, manchmal sogar zwei Wochen ununterbrochen im Inneren Samadhi vertieft, ohne einen Gedanken an Nahrung.

Baba Ji vermied zwar, öffentlich Aufsehen zu erregen, aber Moschus kann auch im Dunkeln nicht verborgen bleiben. Er kümmerte Sich nicht um weltlichen Namen und Ruhm, und dennoch fiel Ihm beides zu. Der Ruf Seiner Spirituellen Größe war bereits von Ghuman in die benachbarten Dörfer gedrungen, und dass man zu einem Heiligen geht, um Seinen Darshan zu haben, ist in diesem Land der Weisen eine alte Gepflogenheit. Wo erst Einöde war, erschienen die Menschen in immer größerer Zahl, und bald wurden regelmäßig Satsangs abgehalten. Wie konnte Baba Ji jene wegschicken, die zu Ihm gekommen waren? In aller Einfachheit und Demut lehrte Er sie die Spirituelle Botschaft, die Er zu den Füßen Soami Jis erhalten hatte. Viele begüterte Menschen baten um die Erlaubnis, für Ihn ein festes Haus zu bauen; aber reich in Seiner Anspruchslosigkeit, setzte Er die einfache, strenge Lebensweise fort.

Die Biografie eines Heiligen zu schreiben, bedeutet, etwas beinahe Unmögliches zu versuchen. Wenn sie ihrem Gegenstand wirklich gerecht werden soll, muss sie den Inneren Bewegungen folgen, die sich der Beobachtung, Analyse und Beschreibung entziehen. Man mag das Leben eines großen Künstlers, Schriftstellers, Soldaten oder Staatsmannes untersuchen, und wenn einer mit tiefem Verständnis und Vorstellungskraft begabt ist, kann er es in Worten wieder aufleben lassen und ein anschauliches Bild der seelischen Kämpfe und Entscheidungen geben. Aber die Heiligen haben Sich mit einem Mal von dieser in die andere Welt erhoben und ihre Zelte in unzugänglichen Bereichen aufgeschlagen. Nur wenige Menschen sind dort hingelangt, und die, welche Zugang hatten, hüllten sich in Schweigen.

Als die Feder ansetzte, diesen Ort zu beschreiben, brach sie in Stücke, und das Papier zerriss.

Den Fortschritt der mystischen Seele zu studieren ist gewöhnlichen Sterblichen nicht möglich, und wer die Innere Reise kennt, kann nur in Bildern und Gleichnissen sprechen; denn wie anders sollte man in der menschlichen Sprache Erfahrungen ausdrücken, für die sie niemals gedacht war?

Darum muss die Geschichte einer von rastlosem Eifer entflammten Meister-Seele, Die Sich von Ebene zu Ebene begibt, ungeschrieben bleiben. Sie vermittelt bestenfalls nur die Schale äußerer Geschehnisse und Begebenheiten, wodurch die ungewöhnliche Natur der Spirituellen Erfahrungen, die sie umschließt, angedeutet wird. Wenn eine solche Seele zu voller Erleuchtung gekommen war und mit dem Unendlichen Eins wurde, geht es nicht länger um Ihren eigenen Werdegang, sondern um den all jener, die in Ihren Bannkreis kamen und von der Knechtschaft der Welt befreit wurden.

Nachdem Baba Jis große Suche von Erfolg gekrönt war, ist Seine Lebensgeschichte nicht mehr so sehr die Aufzeichnung Seiner eigenen Entwicklung, sondern der vieler Seelen, die durch Ihn Vorteil hatten. So erzählte Mian Chirag Din die Geschichte seines Großvaters mütterlicherseits, Mistri Elahi Baksh, von dem wir schon gesprochen haben.

Elahi, ein Jugendfreund Baba Jis, zeigte großes Interesse für Spirituelle Dinge und erörterte sie mit Ihm, wenn Er von Seinem Regiment nach Hause kam. Als sich Baba Ji, in Seinem Heimatort als Bhai bekannt, wieder einmal in Ghuman aufhielt, sah Ihn Elahi in Begleitung eines Sadhu des Weges kommen. Sie führten eine lebhafte Unterhaltung. Elahi wollte gern das Thema wissen und erfuhr, dass der Sadhu darauf beharrte, Brahmand sei der höchste aller himmlischen Bereiche, obwohl ihm Baba Ji versicherte, dass es noch höhere Regionen gebe. Kaum hatte Elahi das gehört, wandte er sich dem Sadhu zu und sagte mit feierlicher Überzeugung:

Ehrwürdiger, Bhai Ji hat vollkommen recht, es gibt wirklich Regionen, die höher sind, als Ihr sie kennt.

Dies brachte den Sadhu zum Schweigen, und er ging weg. Als nun die beiden allein waren, dankte Baba Ji Elahi für sein freundliches Eingreifen und fügte hinzu:

Doch es ist seltsam, dass du mir nie etwas über deinen Zugang zu den Inneren Spirituellen Reichen gesagt hast.

– Wer sagt denn, dass ich Zugang zu ihnen habe?

Aber wie konntest du dann mit einer solchen Überzeugung sprechen?

– O Bhai, ich weiß nur, dass ein Mensch der Verwirklichung niemals etwas Falsches sagen kann. Wie könnte ich somit an dem zweifeln, was Ihr sagt?

Baba Ji war über den spontanen, tief wurzelnden Glauben Seines Freundes so gerührt, dass Er zu ihm sagte:

Ich werde dir Schätze erschließen, die wenige je erträumen und weniger erlangen werden.

Er nahm ihn geradewegs ans Ufer eines nahe gelegenen Teiches mit und gab ihm dort die Initiation in den Surat Shabd Yoga. Aber Elahi musste den Wert der erhaltenen Gabe erst noch kennen lernen. Sehr interessiert an Spirituellen Dingen, setze er die Praktiken fort, die er einmal von einem Moslem-Heiligen gelernt hatte und versäumte, den Anweisungen seines Freundes nachzukommen.

Als nun Baba Ji wieder einmal nach Ghuman kam, schickte Er nach Elahi und erkundigte sich, was er mit dem Inneren Schlüssel, der ihm gegeben worden war, gemacht habe, und da ihm Elahi erzählte, dass er nichts getan und sogar vergessen habe, was ihm gesagt wurde, war Baba Ji ungehalten:

Ich gebe dir den größten Reichtum, den je ein Mensch erhoffen kann, und du zollst ihm eine solch ungenügende Beachtung?

Er schalt ihn aus und schlug ihm dreimal ins Gesicht. Sobald Seine Hand Elahis reumütiges Gesicht getroffen hatte, öffnete sich sein Inneres Auge, und sein Geist erhob sich in höhere Welten. Von diesem Tag an gab sich Elahi Baksh ausschließlich dem Surat Shabd Yoga hin, besuchte täglich seinen Pir oder Meister und verneigte sich ehrfurchtsvoll vor Ihm.

Wenn ein Großer Meister eine wandernde Seele unter Seine Fittiche nimmt, ist Seine Gnade nicht nur auf Seinen unmittelbaren Schüler begrenzt, sondern strahlt auch auf die nächsten Verwandten aus und jene, die ihm nahe stehen. Die Familie von Elahi Baksh kam unter einen solch mächtigen Spirituellen Einfluss, dass trotz Spott und Verachtung seitens ihrer Moslem-Verwandten und Glaubensbrüder viele ihrer Angehörigen Unterweisung zu Baba Jis Füßen suchten.

Elahis Schwiegersohn, Hussain Baksh, war unter den ersten, die den Pfad aufnahmen. Er war Baba Ji sehr ergeben und bezeigte Ihm große Liebe und Verehrung. Sein Meister war mit ihm zufrieden und behandelte ihn und seine Söhne Ghulam Qadir und Chirag Din voller Zuneigung. Mian Chirag Din erzählt in seinem handgeschriebenen Bericht, wie der Große Lehrer in ihrer Kinderzeit mit ihnen gespielt und sie immer zu Sich gelassen habe. Als Er einmal wieder nach Ghuman gekommen war und gerade ruhte, spürten die Knaben Ihn dort auf. Bibi Daya nahm sie an der Tür in Empfang und war ein wenig ungehalten darüber, dass sie zu ihrem Sohn wollten.

Ach, wenn ihr einmal erwachsen seid

erklärte sie,

und selbst Kinder habt, macht nicht den Fehler und lasst sie ausbilden. Ich bin eine Mutter und weiß nur zu gut aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, damit fertig zu werden, wenn der Sohn ein Gott wird.

In diesem Augenblick rief Baba Ji die Knaben zu Sich, und sie gingen hinein. Er klopfte ihnen liebevoll auf die Schulter und sagte:

Ihr seid immer willkommen. Denkt euch nichts dabei, was Mutter sagt.

Ein Wahrer Meister ist immer mit Seinem Schüler und beschützt ihn nicht nur während des Lebens, sondern auch im Tode:

O Nanak, mache dich frei von deinen weltlichen Gefährten und suche die Freundschaft eines Wahren Heiligen. Jene werden dich schon im Leben verlassen, doch Er wird selbst nach dem Tode bei dir sein.

Nanak

Halte dich, o Seele, an Einen, Der alle Inneren Bereiche kennt, denn Er wird dir im Leben wie auch im Tode ein Freund sein.

Maulana Rumi

Die letzten Augenblicke eines Schülers von Baba Ji mitzuerleben, hieß, sich von Seiner Wahren Größe zu überzeugen. Unzählige Geschichten werden über die seltsamen Begebenheiten erzählt, die das Ende jener kennzeichneten, die von dem Beas-Heiligen initiiert waren. Als hervorstechendes Beispiel sei der Augenzeugenbericht angeführt, den Chirag Din vom Tod seines Vaters hinterlassen hat. Wir übersetzen einen Auszug aus diesem in Urdu geschriebenen Manuskript, in dem er die Beziehungen seiner Familie zu Baba Ji schildert und einige Anekdoten wiedergibt, die er von dem Großen Meister über Seine frühere Jugend gehört hatte.

Einmal war Baba Ji, nachdem Er Seine Pension geholt hatte, nach Ghuman gegangen. Unser Vater war gerade gestorben. So machten wir uns auf den Weg, um dem Erhabenen die traurige Nachricht zu bringen. Er tröstete uns und begab Sich sogleich dahin, wo der Leichnam lag. Als Er angelangt war, sagte Er: O Hussain Baksh, warum hattest du solche Eile? Ich wäre gekommen, und du hättest meinen Darshan haben können. Bei diesen Worten öffnete unser toter Vater die Augen und setzte sich auf. Unsere Mutter erschrak und fragte, was das zu bedeuten habe. Nichts, sagte er, der Meister ist gekommen und ich gehe. Dann legte er sich hin und verschied.

Eine andere bemerkenswerte Geschichte erzählt, wie Attar Singh, ein Bewohner des Dorfes Dhaliwal, das Baba Ji besuchte, Ihn über einen nahe gelegenen Fluss und wieder zurück brachte, als dieser nach starken Regenfällen Hochwasser führte. Der Weise war über den selbstlosen Dienst des Bauern so erfreut, dass Er zu ihm sagte:

O Attar, du hast mich über diesen kleinen Fluss gebracht. Dafür werde ich dich über das Meer des Lebens bringen.

Er initiierte ihn in die Heilige Wissenschaft und von dem Tag an war dieser ein anderer Mensch. Zwar ging er wie sonst mit seinem Vieh auf die Weide, aber sobald er dort war, ließ er es frei umherlaufen und wandte sich selbst seinen Spirituellen Übungen zu. Er benutzte auch keinen Stock mehr, um die Herde zusammenzuhalten, sondern kam mit einem Stück Stoff aus und wurde bald bekannt für seine ungewöhnlich gütige Art, das Vieh zu behandeln.

Eines Tages kehrte er ziemlich früh heim. Als er in sein Haus trat, sagte er zu seiner Schwiegertochter, die dort war:

Kind, besorge alles rasch, denn bald wird ein Sturm aufkommen.

Er nahm ein Bad, dann richtete er auf dem Fußboden ein Bett und rief alle, die im Haus waren, zu sich, um von ihnen Abschied zu nehmen, indem er erklärte:

Meine Zeit ist abgelaufen, ich muss gleich gehen.

Die Anwesenden waren alle bestürzt über diese seltsamen Worte. Wie konnte er vom Sterben sprechen, da er doch offensichtlich bei guter Gesundheit war. Schließlich bat seine Schwiegertochter, die sich zuerst gefasst hatte, um die Erlaubnis, nach seinem Sohn zu schicken.

Das ist nicht nötig,

antwortete er.

Mein Meister ist gekommen, und ich kann Ihn nicht warten lassen.

Nachdem er das gesagt hatte, legte er sich nieder, schloss die Augen, und sein Geist ging in seine himmlische Heimat.

Baba Ji war nicht nur Selbst sehr zurückhaltend damit, Seine Spirituellen Schätze zu offenbaren, sondern schärfte auch Seinen Schülern mit Strenge ein, dieselbe Zurückhaltung zu beachten. Wenn sie Sein Gebot übertreten hatten, entgingen sie nie der Strafe. So erzählt Chirag Din die Geschichte eines blinden Hafiz (Gelehrter) aus Dhariwal.

Er wohnte einmal einem Vortrag Baba Jis in Kapurthala bei, und als dieser zu Ende war und sie miteinander sprachen, bemerkte der Hafiz:

Die Weisen haben gesagt, dass der, welcher die Heilige Schrift dreimal gelesen hat, in den Himmel kommt.

– Der Himmel ist sehr weit weg, mein Lieber,

entgegnete Baba Ji.

Nur wer darin gewesen ist, kann darüber etwas sagen.

Die Gewissheit in der Äußerung des Weisen bewog den Hafiz, um die Instruktionen nachzusuchen. Sein Wunsch wurde erfüllt, und er übte eifrig die ihm erteilte Lektion, bis sie Frucht trug. Sodann ging er zu seinem ehemaligen Lehrer Mian Sahib in Batala und hielt ihm vor, dass alles, was er ihn gelehrt habe, Täuschung und Lüge sei. Er besuchte häufig die Moschee, konnte aber den frommen Schein, der dort zur Schau gestellt wurde, nicht mit ansehen; er zerbrach darum heimlich die irdenen Töpfe und verbrannte die Gebetsteppiche. Doch bald entdeckten seine Gefährten den Elenden und beklagten sich bei seinem Guru.

Man rief den blinden Mann, und Baba Ji tadelte ihn.

Herr,

erwiderte Sein Schüler,

ich kann die Heuchelei nicht ertragen, und außerdem bin ich im Recht.

Sein Meister sagte ihm jedoch, dass er in Zukunft lernen müsse, sich zu mäßigen und zu beherrschen. Aber der Rat blieb unbeachtet, und bald gab der Hafiz wieder seiner wunderlichen Laune nach. So wurde der Weise von einer Gruppe Moslems aufgesucht, die bitterlich protestierten und darüber klagten, dass Er Seinen Schüler gelehrt habe, heidnisch zu werden.

Darauf fragte Baba Ji:

Beharrt der Mann immer noch in seiner Torheit? Nun, wenn er nicht aufhört, euch zu stören, seid nicht böse, ihr werdet bald von ihm erlöst sein.

Tatsächlich starb der Hafiz ein paar Tage später.

Ähnliche Erzählungen hört man über andere fortgeschrittene Schüler. Ein Sadhu, der nach Beas kam, machte rasche Fortschritte, und seine Seele erhob sich beliebig bis Daswan Dwar. Er konnte es aber nicht lassen, zu jedem, der ihm in den Weg kam, von der Inneren Herrlichkeit zu sprechen.

Baba Ji war darüber bestürzt und sagte ihm, dass er lernen müsse, seine Zunge im Zaum zu halten.

Doch der selbstsichere Sadhu fuhr leichtfertig damit fort. So wurde der Innere Vorhang heruntergelassen und für volle sechzehn Jahre war ihm der Zugang nach Innen verwehrt, bis ihn in seinen letzten Tagen Baba Jis weithin bekannter Nachfolger Baba Sawan Singh wieder damit segnete.

Baba Nizam-ud-din sollte in gleicher Situation einen ähnlichen Rückschlag erfahren. In dem sehr schön geschriebenen Urdu-Bericht seines Sohnes ist zu lesen, wie sein Vater, der nach den Aufzeichnungen von Beas der sechzehnte Initiierte Baba Jis war, Innerlich sehr rasch fortschritt.

In wenigen Monaten verfügte er bereits über große Kräfte und hatte eine bemerkenswerte Hellsichtigkeit entwickelt. Anstatt aber seine Gaben in sich zu verschließen, wie ihn sein Lehrer geheißen hatte, begann er seine Spirituellen Güter zur Schau zu stellen, und erzählte freimütig allen Leuten zukünftige Ereignisse oder Dinge, die sich gerade in entfernten Städten zutrugen.

Als Baba Ji davon erfuhr, wandte Er Sich an Bibi Rukko und sagte:

Dieser Mann ist wirklich sehr rasch vorwärts gekommen, konnte aber das, was er bekam, nicht verkraften.

Von dem Tag an war vor das Innere Auge Nizam-ud-dins der Vorhang gezogen, weil er nicht hatte schweigen können. Sein Kummer war groß, aber im Vertrauen auf die Gnade seines Meisters widmete er sich den Spirituellen Übungen mit doppelter Kraft. Auch seine Frau wurde initiiert, und im Laufe der Zeit wurden ihnen große Segnungen zuteil. Allen, die mit ihnen zusammenkamen, war ersichtlich, dass sie keine gewöhnlichen Sterblichen waren. Doch nie wieder hat Nizam-ud-din mit seinen Spirituellen Kräften geprahlt.

Das ganze Leben Nizam-ud-dins und seiner Familie, wie es von seinem Sohn beschrieben wurde, ist eine lange Geschichte über die Segnungen, die man durch einen Wahren Meister erlangt. Aber die Welt ist einem Lebenden Heiligen nicht wohlgesonnen und auch denen nicht, die von Liebe zu Ihm erfüllt sind. Nizam-ud-dins Ergebenheit für seinen Sikh-Meister brachte ihm bald die Feindseligkeit seiner Verwandten und Moslem-Brüder ein.

Er ist ein Ungläubiger geworden,

sagten sie und versäumten keine Gelegenheit, ihn zu beschimpfen und zu verfolgen. Er selbst ließ sich dadurch nicht beirren, und wenn immer von Moslems oder Nicht-Moslems die Rede war, sprach Er die persischen Verse:

Ishk ra ba kafir-o-moman, na bashad imtyaj ein Sukhan bar mamber-o-mehrab mae bayad nivisht.

Liebe kennt keinen Unterschied zwischen dem Gläubigen und dem Ungläubigen. Mögen diese Worte auf jeder Kanzel und an jedem Gewölbebogen zu lesen sein.

Mard-e-hujji Mard-e-hajji ra talab Khah Hindu, Khah Turk-o-Khah Arab.

Willst du auf Innere Pilgerreise gehen, suche einen Inneren Führer, sei Er ein Hindu, ein Türke oder ein Araber.

Aber trotz all seiner Geduld wurden die Dinge immer schlimmer, und als sie nicht mehr zu ertragen waren, riet Baba Ji Seinem geliebten Schüler, sein Heim nach Multan zu verlegen. So verbrachte er dort das Ende seines langen Lebens. Er kam häufig nach Beas, um seinen Meister zu sehen. Nachdem dieser im Jahre 1903 gegangen war, besuchte er Baba Sawan Singh, Seinen Spirituellen Nachfolger, bei Dem er in großem Ansehen stand. Doch wir wollen nicht im Einzelnen bei den vielen Segnungen verweilen, die ihm, seinen Söhnen, Enkeln und Urenkeln gewährt wurden. Der Hinweis mag genügen, dass die ganze Familie Baba Ji sehr verehrt hat. Wie von Ihm nahe gelegt, behielten sie alle Traditionen ihres Glaubens bei, während sie sich den Übungen widmeten, die Er sie gelehrt hatte. Als die letzte Stunde seiner Frau näher rückte, nannte sie den genauen Tag ihres bevorstehenden Endes vier Wochen vorher. Zu dieser Zeit befand sie sich bei guter Gesundheit.

Als der Tag gekommen war, nahm sie von ihrem Gatten rührenden Abschied:

Ich habe dir sechzig Jahre nach meinem besten Vermögen gedient. Jetzt erlaube mir bitte zu gehen. Mein Meister und Maharaj Sawan Singh warten auf mich.

Nizam-ud-din bat sie, seinen Arm zu nehmen, und richtete seine Aufmerksamkeit nach Innen.

Die ganze Familie blickte auf die beiden alten Leute, die in Meditation vertieft waren. Zwanzig Minuten später öffnete der Ehemann die Augen.

Nun magst du gehen,

sagte er, und seine Frau ging voller Frieden. Als sie am nächsten Morgen zur Begräbnisstätte gebracht werden sollte, weigerten sich einige der Verwandten, die Bahre mit anzuheben, weil die Frau eine Ungläubige gewesen sei. Aber die Nachbarn kannten sie als gütig und großmütig, wahrhaft ein Kind Gottes, und halfen den Sarg zur Begräbnisstätte zu bringen.

Baba Nizam-ud-din folgte ihr nicht lange danach. Auch ihm war das Ende vorher bekannt; als seine Bahre weggetragen werden sollte, war das Herz seiner Brüder weich geworden, und sie begleiteten den Sarg. Auch viele Sadhus und Fakire waren zugegen und als seine sterbliche Hülle hinabgelassen wurde, sangen sie die Verse:

Hum nashini saat-e ba aulia Behter az sad-sala taat be-ria.

Ein Augenblick der Verbindung mit einem Heiligen ist mehr wert als Millionen Bußübungen.

Trotz der Teilung des Landes (Indien), die die Unabhängigkeit mit sich brachte, und des kommunalen Hasses, der als Folge davon entfesselt wurde, haben die Nachkommen Baba Nizam-ud-dins bis auf den heutigen Tag ihren Glauben bewahrt, und sie besuchen oft den Sawan Ashram in Delhi, um die Verbindung mit dem Pfad der Meister oder Sultan-ul-Azkar, wie ihn ihr erleuchteter Vorfahre in der Terminologie der Sufi-Heiligen nannte, lebendig zu halten.

Baba Jis Gnade floss allen zu! Nicht nur Seine Schüler hatten Vorteil durch Ihn, sondern auch viele andere, die manchmal nur durch ihre Einfachheit, Reinheit und ihr selbstloses Dienen Seinen Blick auf sich lenkten. Er hatte in Seiner Kindheit und Jugend viele Schriften gelesen, aber Er sprach nicht von diesem Wissen, sondern aus der direkten Inneren Erfahrung. Es lag eine unerklärliche Süße und etwas Bezauberndes in dem, was Er sagte, dazu eine unwiderstehliche Überzeugungskraft und Gewissheit.

Einmal kamen vier große Pandits, die sich mit verschiedenen Yoga-Praktiken befasst hatten und über die Art der Inneren Ebenen zu streiten und debattieren begannen. Sie stützten sich auf ihr Spirituelles Studium und führten darum eine wirklich lebhafte Auseinandersetzung. Da sie von dem Jat-Heiligen und Seiner großen Verwirklichung erfuhren, suchten sie Baba Ji auf. Er hörte sie an und erklärte ihnen dann einleuchtend die Beschaffenheit der Spirituellen Regionen, brachte die scheinbar widersprüchlichen Gesichtspunkte miteinander in Einklang und zerstreute zu ihrer Zufriedenheit alle Zweifel. Die Pandits gingen wieder, doch einer von ihnen, ein Wahrer Sucher, der sich zu dem Heiligen unwiderstehlich hinzugezogen fühlte, kehrte zurück und bat um die Initiation. Sie wurde ihm gewährt, und er befolgte seine Übungen regelmäßig, jedoch mit geringem Nutzen.

O Herr, segnet mich mit einer Inneren Schau,

bat er.

Glaubst du, dass ich dir nicht wohl will?

kam die Antwort.

Wollte der Herr, dass du heute noch Sat Lok erreichst, aber du bist noch nicht reif dafür und wärest nicht im Stande, die Anspannung zu ertragen.

Die Bitte wurde oft wiederholt, aber Baba Ji gab immer dieselbe Antwort. Als Er eines Tages alleine wegging, um Seine Pension zu holen, begegnete Ihm der Pandit an einer einsamen Stelle.

Herr, hier ist eine öde Gegend, und niemand sieht uns. Segnet mich jetzt oder lasst mich zumindest einen Schimmer der Inneren Bereiche haben – nicht mehr – damit ich sicher sein kann.

– Du wirst es nicht aushalten und die Anspannung ist zu groß für dich.

Was bedeutet es, selbst mein Leben zu verlieren, wenn ich nur sehen kann, was Innen ist!

Baba Ji konnte es ihm nicht länger abschlagen. Er forderte den Pandit auf, sich zur Meditation zu setzen, und richtete Seinen Blick auf ihn. Die Seele des Pandits wurde gewaltsam in den höheren Bereich gezogen. Als Baba Ji sie durch Seinen Willen wieder zum physischen Bewusstsein zurückbrachte, fiel Ihm der Pandit schluchzend zu Füßen.

Ich glaubte, mein Leben würde aus mir herausgerissen, und eine Million Blitze träfen meinen Kopf. O Herr, vergebt mir meine Torheit. Wir Sterblichen sind in der Tat unwürdig.

– Was habe ich zu vergeben?

erwiderte der Weise.

Du musst dir selbst vergeben; nicht ich habe gelitten. Nun geh und mache das Beste aus deiner Zeit, denn du hast nur noch drei Jahre zu leben.

Von dem Tag an war der Pandit mit ganzer Aufmerksamkeit bei seinen Meditationen, und starb, wie vorhergesagt, drei Jahre später.

Es gibt eine Fülle solcher Erzählungen, und ganze Bände würden nicht ausreichen, die Erhabenheit und Gnade eines Wahren Heiligen zu preisen. So wollen wir uns abschließend mit der wichtigsten Begebenheit aus den Annalen von Baba Jis Heiligem Amt befassen: der Initiation von Sawan Singh Ji, Der später Baba Jis Mission weiterzuführen hatte. Die Geschichte wird von dem Großen Schüler selbst erzählt, und wir führen Stellen aus Seinen Briefen an, die in den 'Spiritual Gems' (Beas, 1959) veröffentlicht wurden.

Ich hatte von Kind auf eine Liebe für Satsang und Parmarth (Spiritualität). Oft war ich mit Sadhus und religiösen Menschen zusammen, zum Teil deshalb, weil mein Vater den Sadhus gerne diente. Während meiner Militärzeit studierte ich den Vedanta und sprach mit den anderen Leuten darüber, besonders mit Sadhus, die sich auf ihrem Weg nach Kaschmir in einem Dharamsala (Rasthaus) aufhielten, in dessen Nähe ich wohnte.

Später wurde ich nach Murree Hills versetzt. Als ich eines Tages meine Arbeit überprüfte, bemerkte ich einen alten Sahib, Der mit einer Frau mittleren Alters einen Berghang hinaufging. Ich nahm an, dass Er in einer Sache des Kommissariats gekommen war. Kaum hätte ich gedacht, dass Er mein Meister sein würde. Es war aber kein anderer als Baba Ji, und die Frau war Bibi Rukko. Das wusste ich zu der Zeit noch nicht. Erst später erfuhr ich, dass Baba Ji, indem Er Sich auf mich bezog, zu Bibi Rukko sagte: Es ist um Seinetwillen, dass wir hierher gekommen sind. Worauf Bibi Rukko entgegnete: Aber Er hat Euch nicht einmal gegrüßt. Baba Ji erwiderte: Was weiß der arme Bursche davon? In vier Tagen wird Er zu uns kommen.

Am vierten Tag ging ich hin, um den Satsang zu besuchen. Baba Ji war gerade dabei, die Bedeutung des Jap Ji Sahib zu erklären. Da begann ich mit einem Schwall von Fragen, die so zahlreich waren, dass die Zuhörerschaft allmählich ermüdete und darüber unruhig wurde. Das heilige Buch Sar Bachan lag da, und ich erhob Einspruch gegen den Namen ‘Radhasoami’. So erklärte mir Baba Ji aus dem Buch selbst, was ‘Radhasoami’ bedeutete:

Radha ad surat ka nam Soami ad Shabd nij dham.

Radha ist der Name des ersten oder uranfänglichen Strahles von Surat (Bewusstsein). Soami ist die Urquelle des Shabd-Stromes – Naam oder das Wort.

Nun wollte Er den Weg darlegen, aber ich hatte den Vedanta gelesen. Als ich den Gurbani las, war meine Meinung eine andere. Nachdem ich mich mit der Gita beschäftigt hatte, änderte sie sich erneut und ich war einfach nicht in der Lage, zu einem Schluss zu kommen. Schließlich bat ich um acht Tage Urlaub, damit ich die Lehren Baba Jis studieren konnte.

Er riet mir, Kabir Sahibs 'Anurag Sagar' zu lesen. Sofort bestellte ich aus Bombay acht Exemplare dieses Buches, um es auch einigen meiner Freunde, Baba Hari Ram, Gulab Singh und anderen, zum Lesen zu geben und mit ihnen darüber zu sprechen.

Nach mehreren Unterhaltungen mit Baba Ji war ich völlig überzeugt und erhielt von Ihm am 15. Oktober 1894 die Initiation.

Das Folgende ist eine ergreifende Geschichte von Ergebenheit und Gehorsam auf der einen und unaussprechlicher Liebe und Gnade auf der anderen Seite. Der Briefwechsel zwischen dem Meister und Seinem Schüler gibt etwas von der esoterischen Schönheit dieses Berichtes wieder. Baba Jis Briefe wurden in dem schon erwähnten Band der 'Spiritual Gems' abgedruckt.

Wir erfahren darin von der schrittweisen Führung, die der Guru dem Schüler gewährt, Der Sich vollkommen Seinem Willen unterworfen hat, und auf welch ungewöhnliche und wunderbare Weise Ihm Seine schützende Hand in allen Dingen hilft. Besonders zwei Begebenheiten hat Baba Sawan Singh Seinen Zuhörern sehr gerne erzählt, um die Größe Baba Jis zu veranschaulichen und den Segen, der einem zuteil wird, wenn man einen Puran Guru oder Wahren Meister hat. Wir führen wieder aus Seinen Briefen an:

Es war meine Gewohnheit, die Mähne meines Pferdes festzuhalten und aufzuspringen, wenn es herbeikam. Doch als ich einmal nicht da war, hatte mein Diener die Mähne des Tieres abgeschnitten, ohne dass ich davon wusste. Ich bemerkte es nicht und wie ich nach ihr griff, fand ich keinen Halt, fiel und brach mir das Bein. Der Bruch war zweifellos schmerzhaft, aber noch viel schmerzhafter der Umstand, dass ich weder Darm noch Blase entleeren konnte. Die Ärzte glaubten sogar, dass es schwierig für mich sei, mit dem Leben davonzukommen.

Ein mohammedanischer Aufseher, der zu meinem Bezirk gehörte, erfuhr von dem Unfall, kam zu mir und sagte: Ich bin der Eure, eine Art Familienmitglied. Ich gehöre zu Eurem Bezirk. Bitte sagt mir, wie ich Euch helfen kann.

Ich erwiderte: Meine Kinder sind in einem Internat, etwa acht Meilen von hier. Ich möchte nicht, dass sie etwas davon erfahren. Ich würde Sie aber bitten, ein Telegramm an Maharaj Ji (Baba Ji) zu senden.

Er tat es. Als es Baba Ji erhielt, sagte Er: Nun, wenn Ihn der Meister wegnehmen will, so mag Er es tun, hat Er doch wenigstens Naam bekommen. Aber meine Glaubensschwester Bibi Rukko setzte sich bei Baba Ji für mich ein.

Baba Ji pflegte in Meditation zu sitzen oder in Meditation zu gehen, wenn etwas Besonderes zu erwarten war, und danach zu sagen, welche Informationen Er im Innern erhalten hatte. So saß Er seit ungefähr acht Uhr abends oder noch früher – sobald Er das Telegramm erhalten hatte – in Meditation.

Um etwa drei Uhr morgens rief Er Bibi Rukko, und sie fragte: Soll ich nun das Mal bringen? (Er hatte kein Abendbrot zu sich genommen.) Baba Ji antwortete: Nein, aber du fragtest etwas wegen Bhai Sawan Singh. Du kannst Ihn nun benachrichtigen, dass Er nicht gehen wird, das Karma jedoch sehr schwer war. Es war Ihm bestimmt, fünf Jahre zu leiden, aber nun wollen wir es in fünf Monaten zu Ende bringen. Ist das nichts? Wir werden nicht jetzt zu Ihm gehen, sondern erst, wenn Er aus dem Krankenhaus entlassen ist. Inzwischen kannst du Ihm bestätigen, dass wir Sein Telegramm bekommen haben. Im Augenblick, als ich Baba Jis Telegramm erhielt, konnte ich Darm und Blase leeren. […]

Heilige zeigen Ihre Barmherzigkeit, aber Sie sprechen nie darüber. Während ich nun in dieser misslichen Lage war, hatte ich auch finanzielle Schwierigkeiten. Ich verlor meine Stellung in der Unterabteilung, mein Pferd und auch die Hälfte meiner Bezüge. Der leitende Ingenieur war jedoch sehr freundlich zu mir. Er sagte: Wenn Sie nur jeden Tag in einer Sänfte zum Büro kommen könnten, würde ich Sie als im Dienst betrachten. Ich hatte aber starke Bedenken und fürchtete, dass ich mit meinem noch schwachen Bein ausgleiten und einen weiteren Unfall haben könnte. Daraufhin genehmigte er mir einen einmonatigen Urlaub. Ich fragte mich, ob ich wohl nach einem Monat wieder zu Arbeit fähig sei. Am nächsten Morgen kam der vorgesetzte Ingenieur zu mir und bemerkte: Sie gehen jetzt nur für einen Monat. Kurz zuvor hatte mich Baba Ji besucht und mir gesagt, dass ich nur noch für einen weiteren Monat vom Dienst befreit würde. Ich konnte es kaum glauben.

Schließlich war der Monat vergangen, und ich erhielt einen Brief von Baba Ji, in dem es hieß: Wir sind nicht in die Welt gekommen, um unsere eigene Arbeit zu tun; wir sind auf Veranlassung von Maharaj Ji (Soami Ji) hier. Wenn Er es will, wird die Arbeit durch uns getan. Es ist unmöglich, die Reichweite und die Macht der Heiligen zu beschreiben. Ich bin sicher, dass der Meister Sein Werk selbst durch Steine ausführen kann, wenn Er es will.

Baba Ji war immer sehr gütig zu mir, und so oft ich Ihn besuchte, gab Er mir einen Platz in Seinem eigenen Raum. Einmal stieg ich um zwölf Uhr mittags an der Bahnstation in Beas aus. Da es sehr heiß war, setzte ich mich eine Weile unter einen Baum. Dann sagte ich mir jedoch, dass ich gekommen war, um Baba Jis Darshan zu haben; stattdessen suchte ich hier Bequemlichkeit und verzögerte die Zusammenkunft mit dem Geliebten Meister. Selbst weltliche Liebhaber hielten das weit besser.

Der Gedanke beunruhigte mich. So machte ich mich auf den Weg vom Bahnhof zur Dera.

Dort kam unterdessen Baba Ji Maharaj aus dem Haus und ging im offenen Hof vor Seinem Raum umher, obwohl Er sehr empfindlich gegen Hitze war. Bibi Rukko protestierte und bat Ihn, Sich nicht der heißen Sonne auszusetzen, sondern wieder ins Haus zu gehen, aber Er blieb. Erst wenige Minuten vor meiner Ankunft ging Er hinein. Als mich dann Bibi Rukko kommen sah, rief sie aus: O, jetzt weiß ich, warum Baba Ji in der heißen Sonne geblieben ist. – Er hatte selbst einen Teil der größten Hitze auf Sich genommen, damit ich nicht unterwegs von ihr übermannt würde. Es gibt so viele wunderbare Dinge über Baba Ji zu sagen, dass hundert Jahre nicht ausreichten, wollte ich alles erzählen.

In der Tat wären hundert Jahre nicht genug, und darum wollen wir die Geschichte von Baba Jis irdischem Aufenthalt so rasch wie möglich zu Ende bringen.

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Erläuterung: 1) Chacha Partap Singhs Brief datiert vom 4. August 1902:

*Geliebter des Satguru, veredelt durch Shabd, rein in Antlitz und Intellekt, Baba Jaimal Singh Ji.

Ich habe deinen Brief erhalten und war sehr erfreut, seinen Inhalt zu lesen. Und der Stein, welchen du vorgeschlagen hast, wird in das Gebäude eingefügt werden, du kannst dir dessen sicher sein. Mein Sohn, Suchet Singh, ist zurückgekommen in Pension.

Ich bedaure jedoch, festzustellen, dass es eine Tendenz zur Bildung verschiedener Sekten und Cliquen in unserem Satsang gibt und dass alle Satsangis nicht in Harmonie miteinander sind. Aus diesem Grunde bin ich hierher gekommen – nach Allahabad.

Wir haben entschieden, dass eine 'Radha Soami Satsang Central Association' (Zentralverband des Radha Soami Satsang) begonnen werden sollte. Pandit Ji (Brahm Shankar Misra) hat darauf bestanden, dass ich ihr Präsident sein sollte und er wird der Vizepräsident sein; dass Lala Ajodhia Prashad, Sohn von Hazur Sahib Maharaj (Rai Bahadur Saligram) und acht andere, wie auch du selbst, Mitglieder sein sollten. Oder, auf was auch immer für eine Weise können jedwede zehn Mitglieder ausgewählt werden von den Satsangis durch eine Mehrheitswahl. Ich schicke dir deshalb ein Pamphlet, welches eine komplette Beschreibung über diese 'Central Association' enthält und kann dir so viele Kopien schicken, wie verlangt werden mögen. Bitte sende Anweisungen an all deine Satsangis, dass sie den folgenden zehn Namen zustimmen und diese Pamphlete zum Zeichen ihrer Nominierung bestätigen sollen. Wenn du Satsangis an weit entfernten Orten hast, sollten auch sie gefragt werden, um entsprechend zu handeln.

Ich gebe dir nachstehend die Namen der obigen zehn Mitglieder:

1. Lala Ajodhia Prashad (Sohn von Rai Bahadur Saligram)
2. Pandit Brahm Shankar Misra Sahib
3. Lala Baleshwar Parshad
4. Lala Madho Parshad
5. Rai Ishwar Sahai, alias Raja Sahib
6. Lala Suchet Singh (Sohn von Seth Partap Singh Ji Maharaj)
7. Baba Jaimal Singh Ji Sahib
8. Lala Sudershan Singh (ein anderer Sohn von Seth Partap Singh Ji)
9. Munshi Hargobind Daya Sahib
10. Mr. Bool Chand Sahib

Es wird erwartet, dass durch die Bildung dieser Gesellschaft, die verschiedenen Gruppen und Cliquen verschwinden werden und die Satsangis sich gegenseitig als Brüder lieben werden.

Sende diesen Brief freundlicherweise zu Babu Sawan Singh, ebenfalls zu seiner Information.

* (Die Übersetzung dieses Abschnitts ist an die
englischsprachige Erstedition von 1960 angeglichen;
Anm. d. Redaktion 2011.)